Das 8. Gestaendnis
echt und erst kürzlich frisch lackiert worden, stierblutrot.
Sie sah aus wie das schlafende Dornröschen, das auf den Kuss des Prinzen wartet.
Ich las das Namensschild. »Sara Needleman.«
»Von ihrer persönlichen Assistentin identifiziert«, sagte Claire.
Ich hatte in der Vogue und in der W schon Bilder von Sara Needleman gesehen. Sie war eine berühmte Modedesignerin und fertigte maßgeschneiderte Abendroben für alle diejenigen, die dreißig Riesen für ein Kleid ausgeben konnten. In der Gazette hatte ich gelesen, dass Sara Needleman oft ganze Serien von Kleidern für Brautjungfern schneiderte, die farblich aufeinander abgestimmt waren, sich stilistisch jedoch deutlich voneinander unterschieden, und dass ihr Geschäft vor allem während der Ballsaison, wenn sie für Mütter und ihre Töchter arbeitete, auf Hochtouren lief.
Sara Needleman hatte mit Sicherheit zum Bekanntenkreis der Baileys gehört.
Claire nahm ihr Klemmbrett in die Hand und sagte: »Bis jetzt habe ich Folgendes rausgekriegt: Ms. Needleman hat heute Morgen um acht ihre persönliche Assistentin, Toni Reynolds, angerufen und über Bauchkrämpfe geklagt. Ms. Reynolds sagt, sie hat ihrer Chefin geraten, den Arzt anzurufen, und ihr versprochen, nach ihr zu schauen, sobald sie bei der Arbeit war.
Sara hat ihren Hausarzt Robert Dweck angerufen, einen Internisten, und hat um die Mittagszeit einen Termin bekommen.«
»Aber den hat sie nicht eingehalten«, warf Conklin ein.
»Du bist ja ein ganz Schlauer«, erwiderte Claire. »Um 10.08 Uhr hat Sara Needleman die Notrufnummer gewählt. Und um 10.15 Uhr hat der Notarzt sie tot in ihrem Schlafzimmer aufgefunden.«
»Sie ist an Magenkrämpfen gestorben? Hat sie was Falsches gegessen?«, wollte ich wissen.
Claire machte weiter. »Das wird sich rausstellen, mein Mädchen. Das wird sich rausstellen. Der Mageninhalt und eine Blutprobe sind schon im Labor.
Mittlerweile habe ich auch mit den Sanitätern gesprochen, die Sara zu mir gebracht haben. Sie haben weder Erbrochenes noch Exkremente im Haus gefunden.«
»Warum glaubst du, dass sie genauso gestorben ist wie die Baileys?«
»Zuerst habe ich daran gar nicht gedacht. Bei ihrer Einlieferung war sowieso gerade nicht viel los, darum habe ich mich sofort an die Arbeit gemacht. Ich hatte da eine ziemlich eindeutige Vermutung.«
Drei von Claires Assistenten versuchten, einen beschäftigten Eindruck zu machen, standen aber doch so dicht dabei, dass sie jedes Wort hören konnten. Ich sah bereits den Schriftzug »EILMELDUNG!« unter einem Hochglanzfoto von Sara Needleman, mit dem wir unser reguläres Programm unterbrechen. Ich konnte bereits spüren, wie die Öffentlichkeit ihren Tod mit dem der Baileys in Verbindung brachte, wie der Luftdruck fiel.
Ein gewaltiger Sturm kündigte sich an.
Claire hakte die verschiedenen möglichen Ursachen für Sara Needlemans Tod ab.
»Wenn wir von einer Vergiftung vorerst einmal absehen, dann werden Bauchkrämpfe oft von einem durchgebrochenen Magengeschwür oder einer Bauchhöhlenschwangerschaft verursacht.«
»Aber in diesem Fall nicht«, vermutete Conklin.
»Ganz recht, großer Mann. Die Krämpfe brauchen aber gar nicht im Zusammenhang mit ihrem Tod zu stehen. Ich habe sie auf Aneurysmen, Schlaganfälle, Herzinfarkt untersucht und nichts gefunden. Ich habe sämtliche inneren Organe unter die Lupe genommen. Allesamt so gut wie neu. Die könnte man ohne Weiteres Medizinstudenten vorlegen, damit sie wissen, wie ganz normale Organe aussehen sollen.«
»Hmm.«
»Keine Verletzungen, keine Prellungen, nichts dergleichen. Sara Needleman ist kerngesund, abgesehen von der Tatsache, dass sie tot ist.«
»Sie steht auch auf meiner Liste. Ich bin bloß noch nicht dazu gekommen, sie anzurufen,« meinte Conklin.
»Jetzt ist es zu spät«, murmelte ich.
Claire sagte: »Dann habe ich ein Stück weiter gedacht. Die Baileys und die Needleman. Dieselben gesellschaftlichen Kreise. Könnte also auch dieselbe Todesursache sein. Deshalb habe ich Saras Blut ins Labor geschickt und gleich das Rundum-Sorglos-Paket gebucht. Ich habe Gewebeproben bei minus sechsundfünfzig Grad einfrieren lassen, bis irgendjemand ganz gezielt nach etwas anderem sucht als dem ganzen üblichen Kram«, fuhr Claire mürrisch fort. »Und, was kommt jetzt, Compadres?«
Conklin sprach es aus. »Noch mehr Polizeiarbeit.«
»Bingo, Ricardo. Irgendjemand muss diesen Schlamassel auflösen, weil ich nämlich in einer Sackgasse stecke.«
Claire drehte sich zu Sara
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