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Das 8. Gestaendnis

Das 8. Gestaendnis

Titel: Das 8. Gestaendnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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und verurteilt wird, dann bekommst du die Belohnung.«
    Flora zog nachdenklich an ihren verfilzten Haaren.
    Cindy fragte: »Weißt du, wer ihn umgebracht hat, Flora?«
    Die junge Frau schüttelte den Kopf. »Aber ich weiß was. Könnte sein, dass das hundert Mäuse Wert ist.«

    »Was denn?«, hakte Cindy nach. »Du kannst es mir sagen. Ich haue dich nicht übers Ohr. Versprochen.«
    »Bagman Jesus hat mich geliebt. Und ich weiß seinen richtigen Namen.«
    Flora reichte Cindy eine Kennmarke aus Metall. Darauf stand in Großbuchstaben ein Name. Cindy starrte gebannt darauf. Sie dachte an Flora Golds Pseudonym und an die vielen Obdachlosen von gestern und sagte: »Stimmt das wirklich?«
    »Ist der Himmel blau?«
    Cindy holte ihr Scheckbuch aus der Handtasche.
    »Ich hab aber kein Bankkonto.«
    »Oh. Okay. Kein Problem.«
    Sie gingen zu dem Geldautomaten an der Ecke, Cindy hob hundert Dollar ab und gab Flora fünfzig.
    »Die restlichen fünfzig bekommst du, wenn dein Hinweis sich bestätigt.«
    Cindy sah zu, wie Flora das Geld zählte, die Scheine zusammenrollte und in einen ihrer Stiefel steckte.
    Dann sagte sie: »Gib mir ein paar Tage Zeit und komm nochmal vorbei. So wie heute.«
    Flora Gold nickte und zeigte Cindy ein schmales Lächeln. Dabei machte sie den Mund gerade so weit auf, dass die Lücken zu sehen waren, die ihre ausgefallenen Schneidezähne hinterlassen hatten. Anschließend machte sich die Journalistin auf den Weg zurück zum Redaktionsgebäude.
    Ohne noch einen Gedanken an die Redaktionssitzung zu verschwenden, ging Cindy direkt in ihr Büro und rollte den Schreibtischstuhl dicht an ihren Schreibtisch. Sie startete Google und gab »Rodney Booker« ein.
    Keine Sekunde später erschienen Informationen auf ihrem Bildschirm. Cindy lehnte sich zurück und sah zu, wie die Geschichte sich vor ihren Augen entfaltete. Es war ein Wunder. Ein Wunder, das sie sich verdient hatte.

    Bagman Jesus war entschlüsselt.
    Er hatte einen Namen. Er hatte eine Vergangenheit.
    Und er hatte Eltern, die in Santa Rosa lebten.

45
    Cindy saß auf der gemütlichen Glasveranda des millionenteuren Bungalows in Santa Rosa und fühlte sich ausgesprochen ungemütlich. War sie überstürzt vorgegangen? Ja.
    Zudringlich? Auf jeden Fall.
    Rücksichtslos? Sie hätte einen Orden für ihre unfassbare Unsensibilität verdient gehabt.
    Was hatte sie sich eigentlich dabei gedacht? Das war natürlich genau der entscheidende Punkt. Sie hatte an ihre Geschichte gedacht und nicht an lebendige Menschen, und so hatte sie sich wie eine lebende Handgranate in das Leben der Bookers geworfen.
    Als Lee-Ann Booker ihr mit erwartungsvoll leuchtendem Gesicht die Haustür geöffnet hatte, hatte Cindy erkannt, dass es zu spät war, um noch einen Rückzieher zu machen.
    Jetzt saßen sie alle zusammen auf der Veranda.
    Lee-Ann Booker, hübsch blondiert und Mitte sechzig, hielt eine Halskette mit zahlreichen Kreuzen und Halbedelsteinen und mexikanischen Talismanen in den verkrampften Fingern. Sie saß neben Cindy auf dem Rattansofa, schluchzte in Papiertaschentücher, hickste und schluchzte erneut.
    Ihr Mann, Billy Booker, brachte Cindy einen Becher Kaffee.
    »Sind Sie sicher, dass Sie nicht etwas Stärkeres haben wollen?«, fragte er. Es klang wie eine Drohung.
    Booker war schwarz, ebenfalls Mitte sechzig, mit einem militärischen Auftreten und dem drahtigen Körper eines passionierten Läufers.
    »Nein danke, alles bestens«, sagte Cindy.
    Was nicht der Wahrheit entsprach.

    Soweit sie sich erinnern konnte, hatte sie noch nie im Leben einem anderen Menschen solchen Schmerz zugefügt. Und außerdem hatte sie große Angst.
    Booker setzte sich in den Sessel gegenüber dem Sofa, beugte sich nach vorn, stützte die Ellbogen auf die Knie und blickte Cindy finster an.
    »Wie kommen Sie darauf, dass dieser ›Bagman Jesus‹ unser Sohn sein soll?«
    »Eine Frau, die behauptet, dass sie gut mit ihm befreundet war, hat mir das hier gegeben«, erwiderte Cindy. Sie wühlte in ihrer Handtasche und holte die blecherne Erkennungsmarke hervor, auf deren Vorderseite der Schriftzug RODNEY BOOKER und auf deren Rückseite PEACE CORPS eingeprägt worden war. Sie reichte sie Booker und sah ein ängstliches Zucken auf seinem Gesicht.
    »Soll das vielleicht irgendein Beweis sein? Mutter und ich wollen ihn sehen.«
    »Bis jetzt hat sich kein Angehöriger gemeldet, Mr. Booker. Er liegt in der Gerichtsmedizin. Ähm, normalerweise werden die Leichen dort nicht präsentiert, aber ich kann

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