Das 8. Gestaendnis
sich darüber freute, dass sie sich mit einem anderen Arzt unterhalten konnte. Sie fragte Doc, was für Tabletten das gewesen waren.
»Dramamine.«
»Gegen Seekrankheit?«, meinte Claire. »Die bringen sie nicht um.«
Doc erwiderte mit breitem Grinsen: »Sie wollte, dass wir ihr den Magen auspumpen, aber ich habe gesagt, das sei nicht nötig. ›Sie sind startklar, Helen. Buchen Sie eine Kreuzfahrt!‹«
Claire brach in Gelächter aus, und das Baby streckte seinen Arm aus und kippte ein Bierglas auf Cindys Schoß, und Lindsay musste so heftig lachen, dass ihr die Tränen in die Augen schossen.
»Tut mir leid, dass ich so lachen muss«, sagte sie zu Cindy. »Nein, ich mein’s ernst. Das ist nicht witzig.«
Claire drückte Doc das Baby in den Arm, um Cindys Kleidung abzuwischen, und das Baby zog an Docs Nase und nannte ihn »Buu-Gaah.« Er lachte das kleine Mädchen an, und sie erwiderte sein Lachen mit einem fröhlichen Glucksen.
Und so lief der ganze Abend weiter. Gelächter, gefolgt von noch größerem Gelächter, und Yuki fühlte sich wie an ihrem Geburtstag, vielleicht sogar am schönsten Geburtstag ihres ganzen Lebens.
Sie erzählte ihren Freundinnen vom Ende des Falls Stacey Glenn, und Lindsay gab die Geschichte von der »Schlange, die nicht sterben wollte« zum Besten. Claire breitete die Arme aus, um zu demonstrieren, wie lang das Tier gewesen war, und hätte dabei um ein Haar noch ein Bier auf Cindys Schoß gekippt.
Doc sagte: »Aber jetzt mal ernsthaft: Es ist gut zu wissen, um was für eine Schlange es sich gehandelt hat. Es gibt ja für jede Art ein Antivenin.«
»Ein Gegengift?«, hakte Cindy nach.
»Ja, genau, aber ›Antivenin‹ ist der medizinische Fachausdruck«, sagte Claire. »Jedenfalls ist es gar nicht so leicht zu bekommen, auch wenn meine Patienten dafür schon lange keine Verwendung mehr haben. Da war es ganz praktisch, dass Sergeant Boxer mit einer Axt umgehen kann.«
Eine neue Ladung Bier wurde geliefert, für alle bis auf Doc, der wieder ins Krankenhaus musste. Dann kam das Beste. Als Yuki aufstand, um sich von ihm zu verabschieden, nahm er sie in den Arm und küsste sie, bog sie immer weiter nach hinten, bis sie lachen musste und alle in heftigen Jubel ausbrachen, alle , sogar Leute, die nicht mit an ihrem Tisch saßen.
»Sehen wir uns am Wochenende?«, fragte er.
Sie nickte und überlegte bereits, welche Dessous sie tragen würde. Und dann war er weg.
Kurze Zeit später meinte Cindy, sie hätte noch ein Date und
wollte vorher nach Hause und sich umziehen, und Claire ging ebenfalls: »Das kleine Mädchen hier muss ins Bett.« Dann meinte Lindsay: »Yuki, jetzt bist du die Einzige, die überhaupt noch fahren kann.«
Yuki wollte nicht, dass der Abend schon zu Ende ging.
»Wie wär’s, kommst du mit zu mir? Du könntest doch bei mir übernachten.«
»Einverstanden«, erwiderte Lindsay und leerte ihr Glas in einem Zug.
Yuki grinste. Die Aussicht, Lindsay ganz für sich zu haben, den Abend noch einmal Revue passieren zu lassen und über Doc zu reden … also, das war das absolute Sahnehäubchen.
78
Sobald ich in Yukis Wagen saß, legte ich los.
»John ist ja fantastisch.«
»Ja, findest du echt? Ich meine, danke und ja, stimmt , er ist einfach toll , oder?«
»Absolut! Und er mag dich wirklich gern.«
»Woher willst du das wissen?«
»Das sieht man eben. Und dann dieser Kuss vor Gott und aller Welt.«
Yuki lachte. Dieses Lachen gehört zu Yukis wertvollsten Gaben, ein Lachen, das selbst bei Nacht die Sonne hervorlocken kann. Doch meine Gedanken befanden sich bereits im Schnellvorlauf, und ich konnte mich nicht länger zurückhalten. Hatte Yuki es gewusst? Hatten es alle gewusst - bis auf mich?
Sobald der Wagen sich in Bewegung gesetzt hatte, platzte ich heraus: »Yuki, hast du gewusst, dass Rich und Cindy was miteinander haben?«
»Neeeeiiiin. Ehrlich? Ich verstehe gar nicht, wieso sie mir nichts davon erzählt hat!«
»Ganz genau«, meinte ich. »Und was soll ich erst davon halten? Mein Partner hat Sex mit einer meiner besten Freundinnen!«
»Aber irgendwie passt es doch ganz gut«, fuhr Yuki fort, bog nach links ab und beschleunigte hügelabwärts, sodass mein Mageninhalt bedenklich hin und her schwappte.
»Sie hat ihn ja schon immer gemocht«, sagte Yuki jetzt. »Aber wer nicht? Moment mal, Linds. Habe ich da vielleicht was nicht mitgekriegt?«
Ich kurbelte das Fenster auf und der Wind blies mir ins Gesicht. Yuki sagte: »Soll ich stehen bleiben? Ist dir
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