Das 8. Gestaendnis
schlecht?«
»Alles bestens«, stieß ich hervor.
»Also gut, was soll das Ganze? Dein Partner ist mit deiner Freundin zusammen. Wieso hast du damit Schwierigkeiten?«
Ich kurbelte das Fenster wieder hoch und ließ es nur einen Spalt weit offen stehen. »Rich und ich. Wir hatten da so ein paar … Momente «, hörte ich mich sagen.
Mit sperrangelweit aufgerissenem Mund fuhr Yuki weiter, blieb vor einer roten Ampel stehen und drehte sich zu mir um.
»Definiere ›Momente‹ .«
Und mit einem Mal erzählte ich Yuki alles: Wie es damals, als wir dienstlich in Los Angeles gewesen waren, um ein Haar passiert wäre. Ich erzählte ihr, dass wir gerade noch rechtzeitig aufgehört hatten, bevor die Dinge zu sehr eskaliert waren, aber dass das Knistern einfach nicht aufhören wollte. Nicht einmal damals, als meine Wohnung ausgebrannt und ich bei Joe eingezogen war. Nicht einmal letzte Woche, als Conklin mir neben meinem Auto einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen gedrückt hatte.
Als wir die Tiefgarage von Yukis Apartmenthaus erreicht hatten, redete ich immer noch. Sie machte den Motor aus und wandte sich zu mir um.
»Hast du dich in ihn verliebt?«
»Verliebt? Ich habe keine Ahnung, wie ich es nennen soll, aber irgendwie verbindet uns was ganz Besonderes …«
»Also geht es hier gar nicht um Cindy. Es geht um Rich.«
Ich zuckte mit den Schultern.
»Du hast also eine ganz besondere Beziehung zu ihm, hast dich aber wiederholt dagegen gesträubt und hast auch keinerlei Absicht, diese Beziehung irgendwie zu leben. Habe ich das so weit richtig verstanden?«
Ich war betrunken und wurde von meiner Freundin, der Staatsanwältin, ins Kreuzverhör genommen. Ich war wehrlos.
»Wir haben darüber gesprochen«, erwiderte ich. »Es war meine Entscheidung, und ich bin sehr froh darüber, dass wir nichts getan haben, was Joe irgendwie verletzen könnte.«
»Und was empfindest du für Joe? Sag mir die Wahrheit.«
»Ich liebe ihn.«
»Das musst du mir erst beweisen. So verstehe ich das nämlich nicht.«
Ich murmelte ein paar entschuldigende Worte, stieg aus, ging hinüber zu dem riesigen Mülleimer neben dem Fahrstuhl und erbrach mich. Yuki stand, den Arm um meine Hüften gelegt, mit einem feuchten Tuch und einem Päckchen Kaugummi neben mir.
Aber sie ließ nicht locker.
Wir gingen zu ihrem Auto zurück, setzen uns wieder auf unsere Plätze, und sie sagte: »Ich will die ganze Wahrheit hören und nichts als die Wahrheit.«
Da erzählte ich ihr, dass es, als ich Joe kennengelernt hatte, wie ein Blitz aus heiterem Himmel gewesen war, genau zwischen die Augen, und dass es Joe genauso ergangen war. Und dass er mich seit jenem Tag kein einziges Mal enttäuscht hatte. Dass er sein gesamtes Leben umgekrempelt hatte, nur um mit mir zusammen sein zu können. Dass er nicht nur mein Geliebter war, sondern auch mein bester Freund, der Mensch, bei dem ich ganz ich selbst sein konnte. Dass ich mich in Bezug auf meine Liebe zu Joe nur vor einer einzigen Sache fürchtete, und das war der nächste Schritt, weil es ein endgültiger Schritt gewesen wäre.
»Wenn wir heiraten, dann kann ich ihn niemals wieder verlassen«, sagte ich.
»Und wäre das schlimm?«, wollte Yuki wissen.
»Es macht mir Angst.«
»Ich bin keine Expertin, aber ist so etwas wie ›Angst‹ für einen traumatisierten Menschen nicht eine durchaus angemessene
Reaktion? Wenn du einen geliebten Menschen verloren hast?«
Ich nickte. Sie sprach von Chris, meinem ehemaligen Partner - beruflich und in der Liebe -, der im Dienst erschossen worden war.
Yuki griff nach meiner Hand.
»Lindsay, dieses Knistern zwischen dir und Rich ist völlig in Ordnung. Du kannst gar nichts dagegen machen. Vielleicht macht es ja sogar ein bisschen Spaß, und es kann auch ziemlich wohltuend sein, ständig mit jemandem zusammen zu sein, der dich anhimmelt. Du hast zwar entschieden, dass er für dich nicht der Mann des Lebens ist, aber er dient dir als Hintertür, als Fluchtweg, weil du Angst vor einer Heirat hast. Habe ich das richtig verstanden?«
Jetzt kamen mir die Tränen. Yuki drückte meine Hand fester.
»Lass ihn gehen«, sagte sie. »Lass dich gehen.«
Sie schlang ihre Arme um mich. Sie ist ziemlich winzig, und ich bin eine richtige Amazone, aber irgendwie war diese unbeholfene Umarmung genau das, was ich jetzt brauchte. Ich heulte wie ein Schlosshund, und Yuki strich mir übers Haar.
»Weißt du, was ich mit John am liebsten hätte?«, sagte sie. »Genau das, was du mit
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