Das 8. Gestaendnis
stolzieren.
Duffy plauderte nicht mit ihr. Er hatte angefangen zu arbeiten,
Akten aufzuklappen, sich Notizen zu machen, Papiere in den Ausgangskorb zu stecken, während die Nachmittagssonne immer längere Strahlen auf seinen Perserteppich warf. Yukis Herz pochte nervös.
Endlich war Hoffmans Stimme im Vorzimmer zu hören.
Er bückte sich, als er durch die Tür kam, fuhr sich mit der Hand durch die zerzausten Haare und sagte: »Tut mir leid, Euer Ehren. Yuki. Ich war mit meiner Frau in Sausalito. Die Fähre konnte nicht schneller.«
»Setzen Sie sich, Phil«, sagte Duffy.
Hoffman setzte sich auf den zweiten Sessel und fragte: »Haben Sie etwas von den Geschworenen gehört?«
Yuki ging davon aus, dass Hoffman mittlerweile mit einer Verfahrenseinstellung genauso zufrieden gewesen wäre wie mit einem Freispruch. Er hatte schon viel zu viel Zeit in diesen Fall investiert. Falls das Verfahren eingestellt wurde, würde seine Mandantin freikommen - und er konnte sich wieder dem widmen, was er gerne tat: Geld verdienen .
»Ich habe eine schlechte Neuigkeit für Sie«, sagte Duffy. »Im Gefängnis ist es zu einer Auseinandersetzung gekommen.«
»Was ist denn passiert?«, wollte Hoffman wissen.
»Ihre Mandantin hat im Lauf der vergangenen Wochen eine Freundin gewonnen, aber soweit ich verstanden habe, hatte ihre Freundin bereits eine andere Freundin. Dann ist es in der Dusche zum Streit gekommen, den Stacey Glenn verloren hat«, sagte Duffy. »Ms. Glenns Freundin hat sie im Genick gepackt, die andere um die Hüfte, und dann haben sie beide gleichzeitig gezogen.«
Duffy schüttelte den Kopf, als er sich zusammen mit den anderen diese Szene vor Augen führte, doch Yuki konnte sich immer noch nicht recht vorstellen, was daran so schlimm gewesen sein sollte.
»Tut mir leid, aber irgendwas habe ich nicht richtig verstanden, Euer Ehren.«
»Meine Schuld. Ich finde einfach nicht die richtigen Worte. Stacey Glenns Kopf wurde dabei von der Wirbelsäule abgetrennt.« Er legte sich die Hand in den Nacken und sagte: »Der Hals - also die Muskeln und so weiter - war immer noch intakt, aber das Rückenmark war durchtrennt. Medizinisch gesprochen hat Ms. Glenn eine innere Enthauptung erlitten.«
»Ich habe noch nie etwas von einer inneren Enthauptung gehört«, meinte Hoffmann.
»Ich auch noch nicht, aber das ist die Information, die mir die Strafvollzugsbehörden, gestützt auf die Obduktionsergebnisse, mitgeteilt hat. Ich zitiere wörtlich«, meinte Duffy und las aus seinem Notizbuch ab: »›Diese dämlichen, unterbelichteten Ziegen haben aus Stacey Glenn einen Wackeldackel gemacht. ‹«
Yuki stand auf, stolperte aus Richter Duffys Amtszimmer und blieb auch nicht stehen, als Phil Hoffman ihren Namen rief. Sie wankte die Treppe hinunter, die Hand fest ans Geländer gelegt, und dachte daran, wie dieser Fall geendet hatte.
Als sie im Foyer angelangt war, war ihr klar, dass sie unbedingt Parisi erwischen musste. Sie mussten sich ganz genau überlegen, wie sie der Öffentlichkeit gegenübertreten wollten, und er musste das machen, weil es nämlich nicht richtig gewesen wäre, ihre fast nicht zu beherrschende, überschäumende Freude in der Öffentlichkeit zu zeigen.
Stacey Glenn hatte die Todesstrafe erhalten.
Keine Verurteilung, kein Freispruch, keine Verfahrenseinstellung. Das war die endgültigste aller möglichen Lösungen.
Es war vorbei.
Yuki hatte ihren Prozess nicht verloren - und die gemeingefährliche Stacey Glenn war tot.
Vierter Teil
Doc
76
Cindy und ich trafen uns bei Susie’s. Es war noch früh am Abend, aber das Kneipenrestaurant im Karibikstil war bereits brechend voll.
Zu voll eigentlich.
Die Steel-Band spielte auf vollen Touren. Susie versuchte, einen Limbo-Wettbewerb auf die Beine zu stellen. Raufbolde mit zu viel Tequila im Blut purzelten kreuz und quer über den Billardtisch, und Lorraine hatte ihr normalerweise untrügliches Gespür für den richtigen Zeitpunkt verloren.
Sie nahm unsere Getränkewünsche entgegen, kam zurück, um uns die Tageskarte vorzulesen, dann nochmal, um uns ihren Verlobungsring zu zeigen, und schließlich ein letztes Mal, um sich zu erkundigen, ob wir gut versorgt seien.
Das alles in den ersten fünf Minuten.
Ich starrte sie wütend an, so lange, bis sie davonhuschte. Jeden Moment konnten Claire und Yuki auftauchen, und ich hatte die Sache mit Cindy noch immer nicht geklärt.
»Hör endlich auf, um den heißen Brei herumzureden«, sagte meine liebe Freundin Cindy. Sie
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