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Das 8. Gestaendnis

Das 8. Gestaendnis

Titel: Das 8. Gestaendnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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zuständige Gerichtsmediziner damals keine weiteren Untersuchungen eingeleitet.
    Aber jetzt haben wir eine neue Situation, Norma. Wir glauben, dass Sie ihn umgebracht haben, weil er Sie abserviert hat. Während wir hier sitzen, wird sein Sarg wieder ausgegraben. Und dieses Mal wird die Gerichtsmedizin nach Bisswunden suchen.«
    Johnson hielt den Blick auf die Visitenkarte gerichtet, die Ginny Friedman ihr gegeben hatte, dann schaute sie mein Telefon an, dann mich.
    »Wie soll der Deal aussehen?«
    »Sie erzählen mir alles über diese Morde, über jeden einzelnen, auch das, was Sie mit McKenzie Oliver gemacht haben, und wir ersparen Ihnen die Demütigung eines Prozesses und nehmen die Todesstrafe vom Tisch. Dieses Angebot steht so lange, bis ich von diesem Stuhl hier aufstehe.«
    Die nun folgende Pause dauerte lange zwei Minuten.
    Dann sagte Norma Johnson: »Das ist nicht gut genug.«

    »Mehr haben wir nicht zu bieten.«
    Ich sammelte meine Papiere ein, knöpfte mein Jackett zu und schob den Stuhl zurück.
    Pet Girl meldete sich zu Wort. »Wie viel erlassen Sie mir, wenn ich Ihnen verrate, wer damals, 1982, diese reichen Typen umgebracht hat?«
    Ich schluckte meine Überraschung - und meine Aufregung - hinunter.
    Dann drehte ich mich zu dem venezianischen Spiegel um, und eine Sekunde später streckte Jacobi den Kopf zur Tür des Verhörzimmers herein.
    »Augenblick«, sagte er zu mir. »Ich rufe Parisi an.«

102
    Das Verhörzimmer wurde deutlich kleiner, als sich Red Dog und Jacobi mit ihren insgesamt zweihundert Kilogramm hereindrängten.
    Parisi ist eins siebenundachtzig groß, hat borstige, rote Haare, pockennarbige Haut, eine XXL-Hüfte und einen Raucherbariton. Er konnte durchaus witzig sein, aber wenn er wollte, dann konnte er auch seine eigene Mutter zu Tode erschrecken.
    Jacobi verbreitet ebenfalls seinen ganz eigenen Schrecken, wenn man ihn nicht so kennt und liebt, wie ich es tue. Undurchdringliche graue Augen, wie Bohrer. Und riesige, rastlose Hände. Als wäre er ständig auf der Suche nach einem Anlass, um sie zu Fäusten ballen und zuschlagen zu können.
    Die beiden Hünen zogen sich Stühle heran, und ich sah, wie Pet Girls rotzige Haltung ins Wanken geriet.
    »Ich glaube, jetzt könnte ich doch einen Anwalt gebrauchen«, sagte sie.
    »Das ist Ihr gutes Recht«, grollte Parisi, und an mich gewandt: »Boxer, bringen Sie sie in ihre Zelle zurück.«
    Als ich aufstand, rief Norma Johnson: » Warten Sie! «
    »Ich bin nicht zum Vergnügen hier«, warnte Parisi. »Also vergeuden Sie nicht meine Zeit.« Er klappte eine Akte auf, breitete die Fotos der Leichen auf dem Tisch aus und fragte Pet Girl: »Haben Sie diese Menschen umgebracht?«
    Als Johnsons Blick langsam von links nach rechts und wieder zurück über die Fotos glitt, da wurde mir klar, dass sie ihre Opfer ja nie tot gesehen hatte .
    Ob sie es bereute?
    Oder war sie womöglich sogar irrsinnig stolz auf sich?

    Den Blick auf die Fotos gerichtet verlangte Johnson von Parisi das Versprechen, dass sie von der Todesstrafe verschont blieb, wenn sie ihm ihre Rolle im Zusammenhang mit dem Tod von McKenzie Oliver schilderte, und als er einverstanden war, stieß sie einen tiefen Seufzer aus.
    »Ich habe sie alle umgebracht«, sagte sie mit vor Selbstmitleid bebender Stimme, während ihr ein paar Tränen die Wange hinunterliefen. »Aber ich habe ihnen dabei weniger Schmerzen zugefügt als sie mir an einem einzigen Tag meines Lebens.«
    Wusste Pet Girl denn gar nicht, dass ihre Tränen überflüssig waren? Dass wir lediglich ihr Geständnis haben wollten? Dass wir uns nur für ihre Worte interessierten?
    Sie wischte die Tränen mit dem Handrücken ab, und dann erkundigte sie sich, ob wir die Videokamera eingeschaltet hätten. Ich bejahte, und sie sagte, sie sei froh darüber.
    »Ich möchte, dass meine Aussage aufgezeichnet wird«, sagte sie. »Ich möchte, dass die Menschen meine Gründe verstehen.«
    Über eine Stunde lang breitete Norma Johnson ihre Motive vor uns aus, schilderte das Leben der Opfer so, wie es nur eine besessene Voyeurin konnte, beschrieb deren »unsagbar beleidigendes Benehmen« ihr gegenüber, das sie in keinster Weise verdient hatte, und dann erzählte sie uns, wie sie ihre Opfer schmerzlos ausgelöscht hatte.
    Als wir gehört hatten, wie sie sich an McKenzie Oliver herangemacht und ihn zu einer Abschiedsnummer ins Bett gelockt hatte, um ihn anschließend mit den Zähnen einer Krait zu stechen, hatte Parisi alles gehört, was er hören

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