Das 8. Gestaendnis
dramatisch mit den Schultern. Yuki lachte, und Lorraine stellte Kerzen auf den Tisch. Sie brachte uns einen Krug frisch gezapftes Bier, einen großen Korb mit Chips und eine Schale Salsa und sagte: »Das ist das Essen, so lange, bis wir wieder Strom haben.«
Ich nutzte die Zeit und erzählte Claire und Yuki von Pet Girls Geständnis und McCorkles erledigtem ungeklärtem Fall.
Claire ergänzte meine Erzählung mit einer Schilderung ihrer erneuten Obduktion von McKenzie Olivers Leiche und schnurrte: »Die Bisswunden waren direkt über seinem Schulterblatt. Sie waren so winzig, dass man schon ganz gezielt danach suchen musste, um sie überhaupt zu entdecken.«
Genau in diesem Augenblick kam Cindy hereingeschneit und schob sich an unseren Tisch. Außer Atem, aber strahlend schlüpfte sie neben Yuki auf die Bank. Lorraine brachte noch einen schwitzenden Bierkrug an den Tisch und sagte dabei:
»Wir machen zu, meine Damen. Das ist die letzte Runde, und die geht auf Susie.«
Ich schenkte Cindys Glas voll, und sie prostete uns damit zu.
»Auf euch alle, dafür, dass ihr Richie das Leben gerettet habt.«
»Was?«, platzte Claire hervor.
»Du, Claire, hast Doc von den Kraits erzählt. Hättest du das nicht gemacht, hätte er auch nicht das Aquarium verständigt. Und du, Linds, hast ihm mit dem Gürtel den Arm abgebunden und ihm klare Anweisungen gegeben.«
»Willst du dich als Nächstes vielleicht noch bei der Filmakademie bedanken? Das, was ich für Conklin getan habe, hätte er auch für mich getan. Dazu sind Partner schließlich da.«
»Das stimmt, aber du hast es auch getan.«
»Hör nicht auf sie. Sie hat L-I-E-B-E«, sagte Claire.
» Irgendwas hat sie auf jeden Fall.«
»Und du«, sagte Cindy zu Yuki.
»Ich bin unschuldig. Ich hab mit Conklins Lebensrettung nichts zu tun.«
»Du hast Doc entdeckt.«
»Na ja«, meinte Claire. »Ich schätze, wir haben alle auch einen Grund, uns bei Cindy zu bedanken.«
»Ach was.«
»Conklin hat so lange für Lindsay geschwärmt, obwohl sie die ganze Zeit hart geblieben ist. Darum ist es gut, dass du diesem Kerl endlich einen Grund zum Leben gegeben hast.«
Cindy senkte die Augenlider und sagte mit koketter Betonung: »Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite.«
Wir brachen allesamt in Lachen aus, sogar ich, ja, sogar Cindy. Und als wir die Tränen getrocknet hatten, meinte Yuki, dass sie uns etwas zu sagen hätte.
»Ich werde für ein paar Wochen verreisen. Mein Onkel Jack hat mich eingeladen, und ich habe sowieso noch Urlaub.«
»Du fährst nach Kyoto«, sagte ich.
»Es wird mir guttun, mal ein bisschen rauszukommen.«
»Und, wirst du Doc noch mal wiedersehen?«
»Na ja, wir wollen es drauf ankommen lassen. Aber mein Herz spielt einfach nicht mit, Lindsay. Oder, um genauer zu sein: Mein Kopf spielt nicht mit.«
Claire sagte: »Da kann man nichts machen, Schätzchen.«
»Kann ich nicht, will ich nicht, mach ich nicht«, erwiderte Yuki.
106
Als ich am nächsten Morgen ins Büro kam, saß Conklin an seinem Schreibtisch. Er war frisch gewaschen und rasiert und sah aus, als hätte er im Lotto gewonnen. Die Tagesschicht drängte sich um unsere Schreibtische und wollte Conklin die Hand schütteln und ihm sagen, wie toll es war, ihn wieder zu sehen.
Brenda hatte einen Kuchen gebacken und sagte gerade: »Es gibt doch niemanden, der keinen Erdnussbutter-Schokoladenkuchen mag«, und sie hatte recht, aber kaum hatten wir gerade mal zwei Bissen genommen, da bekam Conklin einen Anruf von Skip Wilkinson, einem seiner Kumpels im Betäubungsmittel- und Sittendezernat.
Conklin meldete sich und sagte danach immer nur: »Mm-hmm. Mm-hmm. Is’ nich’ wahr . Ja, klar. Ja, klar. Wir sind gleich da.«
Er legte auf und sagte zu mir: »Die Drogenfahndung hat gestern Abend eine Crack-Nutte aufgegriffen. Sie hatte eine Zweiundzwanziger dabei, die auf Neil Pincus registriert ist. Sie halten sie fest, bis wir da sind.«
Wir fuhren zu der unscheinbaren Polizeiwache, die in einem ehemaligen Fabrikgebäude untergebracht war und einen viertel Häuserblock in der Potrero Avenue in Beschlag nahm. Wir sausten die Treppe in den zweiten Stock hinauf.
Skip Wilkinson erwartete uns am Eingang.
Er brachte uns in das Beobachtungszimmer, wo wir durch den Einwegspiegel einen Blick auf die Verdächtige werfen konnten. Es war eine junge Schwarze, knochig und dürr. Sie trug eine abgewetzte Jeans und ein verdrecktes, pinkfarbenes Babydoll. Ihre blonden Zöpfchen waren dabei, sich aufzulösen,
und
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