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Das 8. Gestaendnis

Das 8. Gestaendnis

Titel: Das 8. Gestaendnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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ihrem unruhigen Blick und ihrem Zittern nach zu urteilen, hatte sie eine schlechte Nacht im Gefängnis hinter sich und brauchte dringend Stoff.
    Wilkinson sagte: »Das ist Lawanda Lewis, siebzehn Jahre alt. Hier ist ihre Akte.«
    Ich las: »Zwei Festnahmen wegen Prostitution. Jetzt erstmals wegen Drogenbesitz festgenommen. Habt ihr sie unter Mordverdacht?«
    Möglich war alles, aber ich konnte es mir nicht vorstellen.
    »Hast du ihre Adresse gesehen?«, fragte mich Wilkinson und deutete auf die Strafakte. »In der Cole Street. Das ist Bagmans Haus.
    Sie hat dort gewohnt. Vielleicht wohnt sie da ja immer noch. Jedenfalls war sie eines von seinen Mädchen. Sie könnte eure Täterin sein. Fühlt ihr doch mal auf den Zahn.«
    Das war einer dieser unfassbaren Augenblicke.
    Dieser Gutmenschen-Anwalt Neil Pincus hatte gelogen, als er behauptet hatte, keine Waffe zu besitzen. Dann hatte er gesagt, sie sei gestohlen worden. Ich hatte auch das für eine Lüge gehalten, hatte aber nicht damit gerechnet, dass seine Pistole jemals wieder auftauchen würde.
    Ich hatte mich geirrt.

107
    Wir betraten das Verhörzimmer. Conklin zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor und bot ihn mir an, um zu demonstrieren, was er für ein Gentleman war. Ich setzte mich also, er machte es mir nach, und das Mädchen versuchte sich so klein wie möglich zu machen, während Conklin ihr sagte, wer wir waren.
    »Lawanda«, sagte er dann in freundlichem Ton, »ist das wahr? Hast du für Bagman Drogen vertickt?«
    Das Mädchen starrte auf die Tischplatte, zupfte an ihren lackierten Fingernägeln, hob kein einziges Mal den Kopf.
    Conklin fuhr fort: »Sieh mal, die Drogen interessieren uns überhaupt nicht. Wir wissen, wie ihr zusammengelebt habt. Wir wissen, wie er dich benutzt hat.«
    »Bagman hat mich immer gut behandelt.«
    »Tatsächlich? Dann hattest du also keinen Grund ihn umzubringen?«
    »Ihn umbringen? Ich? Ich hab ihn nicht umgebracht. Nein, nein, nein. Ich nicht.«
    Wir hatten keinerlei Beweise dafür, dass Lawanda Lewis die Waffe je benutzt hatte. Wir wussten ja nicht einmal, ob Rodney Booker mit Neil Pincus’ Pistole erschossen worden war.
    Die Kugeln, die in Bagmans Schädel eingedrungen waren, waren so weich und so deformiert gewesen, dass sie niemals irgendeiner Waffe zugeordnet werden konnten. Aber ich war mir sicher, dass Lawanda Lewis das nicht wissen konnte.
    »Lawanda, ich muss dir leider sagen, dass du ernsthaft in der Klemme steckst«, sagte ich. »Bagman ist mit deiner Pistole umgebracht worden. Du musst uns schon einen triftigen
Grund liefern, warum wir dich nicht wegen Mordes einbuchten sollen.«
    Lawanda Lewis sprang auf, drückte sich in eine Zimmerecke und vergrub den Kopf in den Händen. Sie war eindeutig auf Entzug. In einer Minute würde sie mit Schaum vor dem Mund anfangen zu schreien.
    »Ich war’s nicht! Ich hab niemanden umgebracht!«
    »Diese Waffe da sagt aber etwas anderes«, erwiderte Conklin.
    »Ich brauch was. Ich sterbe! «
    »Zuerst redest du, dann besorgen wir dir, was du brauchst.«
    Während Lawanda schaukelnd und heulend in der Ecke kauerte, malte ich mir aus, wie das Verbrechen sich abgespielt haben könnte.
    Sagen wir mal, das Mädchen da braucht seine nächste Drogenration. Booker sagt, sie soll erst mal losgehen und arbeiten. Sie hat Pincus’ Pistole dabei. Also geht sie Bagman nach, stellt ihn mitten auf der Straße zur Rede, und als er ihr den Stoff nicht geben will, erschießt sie ihn und raubt ihn aus. Aber wie soll sie ihn zusammengeschlagen haben? Sie war klein. Mit Sicherheit kein Gegner für Booker.
    »Sie besorgen mir was?«, sagte sie zu Conklin.
    »Wir besorgen dir Hilfe«, erwiderte Conklin.
    Lawanda kratzte sich am Kinn, zerrte an ihren Haaren. Ich war mir sicher, dass wir sie verloren hatten, dass sie in irgendein schwarzes Loch voller Trübseligkeit gefallen war und nicht einmal wusste, dass wir noch da waren.
    Aber sie blieb bei uns, schaukelte immer noch hin und her, den Blick starr zu Boden gerichtet, und stieß wie besessen hervor: »Sammy Pincus hat mir die Pistole gegeben, damit ich mich da draußen besser schützen kann!«
    Ich stand auf, ging zu Lawanda hinüber, beugte mich zu ihr hinunter, damit ich ihr in die Augen sehen konnte, und
fragte sie: »Wie ist Sammy Pincus an diese Waffe gekommen?«
    Das Mädchen starrte mich an, als wäre ich dumm wie Brot. »Die hat sie bei ihrem Vater geklaut, Mr. Neil. Der hat doch Bagman Jesus umgebracht.«

108
    Mein Herz dröhnte wie eine

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