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Das 9. Urteil

Das 9. Urteil

Titel: Das 9. Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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hinterherschiele, und, um ganz offen zu sein, Liebling, ich finde deinen Verfolgungswahn ausgesprochen unattraktiv.«
    »Ohhh, Marcus, nein. Du? Anderen Frauen hinterherschielen? Wie beschämend, dass ich so was auch nur denken konnte.« Casey besaß ein reizendes Lachen, auch wenn es vor Sarkasmus triefte.
    »Blöde Kuh«, murmelte Marcus Dowling.
    Sarah stellte sich sein attraktives Gesicht vor, das dichte graue Haar, das ihm über die Augenbraue fiel, während er eine mürrische Grimasse zog. Und auch Casey hatte sie genau vor Augen – die gertenschlanke Figur, die weißblonden Haare, die sich wie ein silbernes Tuch über ihre Schulterblätter ergossen.
    Casey gurrte: »Da, siehst du. Jetzt hab ich deine Gefühle verletzt.«
    »Vergiss es, Liebling. Ich bin jetzt nicht in der Stimmung.«
    »Oh, tut mir leid. Mein Fehler.«
    Sarah empfand die Zurückweisung genauso intensiv, als hätte sie ihr gegolten.
    »Ach, du meine Güte. Jetzt heul doch nicht. Komm her«, sagte Marcus schließlich.
    Daraufhin war es ein paar Minuten lang still, dann hörte Sarah zwei Körper in die Betten plumpsen, gemurmelte Worte, die sie nicht verstehen konnte. Irgendwann schlug das Kopfbrett leise gegen die Wand, und Sarah dachte: Ach, du lieber Gott, jetzt treiben sie’s.
    Sie hatte Bilder von Marcus Dowling mit Jennifer Lowe in Susan and James und mit Kimberly Kerry in Redboy vor Augen. Sie dachte an Casey, wie sie in Marcus’ Armen lag, ihn mit ihren langen Beinen umschlang. Das Klopfen wurde rhythmischer, das Stöhnen lauter, und endlich drang ein langer, seufzender Laut aus Marcus’ Mund. Es war vorbei … Gott sei Dank.
    Irgendjemand ging ins Badezimmer, und danach wurde es dunkel.
    Sarah blieb noch mindestens zwanzig Minuten lang lautlos hinter dem Nachthemdvorhang sitzen. Als die Atemgeräusche im Zimmer schließlich in Gurgeln und Schnarchen übergegangen waren, schob sie die Schranktür auf und krabbelte zum Fenster.
    Sie war fast da … aber nur fast.
    Schnell und lautlos schwang sie sich auf das Fensterbrett, doch als sie das zweite Bein nachzog, stieß sie an die Seite des Wandtischchens – und von da an ging alles schief.
    Der Krimskrams kam klirrend ins Rutschen, während der Tisch sich zur Seite neigte und sämtliche Bilderrahmen und Parfümfläschchen zu Boden fielen.
    Verdammter Mist.
    Sarah erstarrte, innerlich und äußerlich, als Casey Dowling aufschreckte und schrie: »Wer ist da?«
    Von panischer Angst getrieben stürzte Sarah zum Fenster hinaus. Sie hing sich mit der gesamten Kraft ihrer Fingerspitzen an das Dach des Carports und ließ sich dann nach unten fallen.
    Sie landete auf dem Rasen, ging in die Knie, empfand keinen Schmerz. Und als das Licht im Schlafzimmer der Dowlings aufleuchtete, rannte Sarah los. Sie riss sich die Stirnlampe vom Kopf und stopfte sie in eine der Stofftaschen, während sie durch Nob Hill, ein vornehmes Wohnviertel von San Francisco, stürmte.
    Wenige Minuten später war sie bei ihrem alten Saturn auf dem Parkplatz eines Drugstores angelangt. Sie stieg ein, machte die Tür zu und verriegelte den Wagen, als könnte sie dadurch die Angst aussperren. Sie ließ den Motor an und löste die Handbremse, atmete schwer. Auf der ganzen Fahrt nach Hause kämpfte sie mit dem Brechreiz.
    Als sie die langgezogene Pine Street erreicht hatte, zog sie die Mütze und die Handschuhe aus, wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn und musste ununterbrochen an ihre überstürzte Flucht aus dem Schlafzimmer der Dowlings denken.
    Sie hatte nichts zurückgelassen: kein Werkzeug, keine Fingerabdrücke, keine DNA . Rein gar nichts.
    Im Augenblick zumindest war sie in Sicherheit.
    Ganz ehrlich. Sie wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte.

3
    Casey riss die Augen auf. Es war dunkel.
    Irgendetwas war umgefallen. Der Tisch am Fenster! Sie spürte einen Luftzug im Gesicht. Das Fenster war offen. Weder sie noch Marcus hatten es aufgemacht.
    Irgendjemand war im Haus.
    Casey richtete sich auf. »Wer ist da?« Sie zog die Bettdecke bis ans Kinn und kreischte. »Marc! Da ist jemand im Zimmer!«
    Ihr Mann ächzte: »Du hast schlecht geträumt. Schlaf weiter.«
    »Wach auf. Da ist jemand«, zischte sie.
    Casey tastete nach der Nachttischlampe, stieß ihre Brille zu Boden, fand den Schalter und knipste das Licht an. Da . Das Wandtischchen war umgestürzt, alles lag auf dem Boden, die Vorhänge blähten sich im Wind.
    »Tu doch was, Marc. So tu doch was.«
    Marcus Dowling ging jeden Tag ins Fitnessstudio. Er

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