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Das 9. Urteil

Das 9. Urteil

Titel: Das 9. Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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sondern hart und entschlossen.
    Sie senkte den Blick zu der Waffe, die er in der Hand hielt – vielleicht hatte sie ja etwas missverstanden –, schaute ihm noch einmal ins Gesicht und sah die Kälte in seinen dunklen Augen.
    Sie wandte sich ruckartig ab, ließ den Autoschlüssel und das Handy in den Fußraum fallen, versuchte auf die Rückbank zu klettern.
    »O mein Gott«, sagte sie. »Tun … tun Sie uns nichts. Ich habe Geld …«
    Pete drückte ab. Die Kugel zischte durch den Schalldämpfer, traf die Frau im Nacken. Sie legte die Hand an die Wunde. Blut spritzte zwischen ihren Fingern hervor.
    » Mein Baby «, keuchte sie.
    »Keine Sorge. Er wird gar nichts spüren. Das verspreche ich«, sagte Pete Gordon.
    Er schoss noch ein zweites Mal auf sie, puff, dieses Mal seitlich in die Brust, dann machte er die hintere Tür auf und warf einen Blick auf das dösende Balg, den Mund mit Zuckerwatte verklebt, während blaue Adern sich wie eine Landkarte auf seiner Schläfe ausbreiteten.

2
    Ein Auto fuhr mit quietschenden Reifen die Rampe herunter und raste an Pete vorbei. Er wandte sein Gesicht der Betoninsel in der Mitte zu. Er war sich sicher, dass er nicht gesehen worden war, aber selbst wenn, er hatte alles richtig gemacht. Vorschriftsmäßig.
    Die geöffnete Handtasche der Frau lag im Wageninneren. Er steckte die Hand in seine Jackentasche wie in eine Art Handschuh, wühlte in dem ganzen Zeug herum, bis er den Lippenstift gefunden hatte.
    Er nahm ihn an sich und schob den knallroten Zylinder heraus.
    Er wartete ab, bis ein paar Schwatzbasen in einem Escalade auf der Suche nach einer Parklücke an ihm vorbeigefahren waren, dann nahm er den Lippenstift zwischen Daumen und Zeigefinger und überlegte, was er am besten auf die Windschutzscheibe schreiben sollte.
    FÜR KENNY, dachte er zuerst, doch dann entschied er sich dagegen. Er lachte leise vor sich hin, während er PETE WAR HIER erwog und ebenfalls verwarf.
    Dann nahm er sich zusammen.
    Er schrieb FKZ auf die Scheibe, in roten, zehn Zentimeter großen Blockbuchstaben, unterstrichen mit einer verschmierten, roten Linie. Anschließend setzte er die Kappe auf den Lippenstift und steckte ihn in seine Tasche, wo er mit leisem Klicken neben der Pistole landete.
    Zufrieden stieg er aus dem Wagen, machte die Türen zu, wischte die Griffe mit dem weichen Flanell-Innenfutter seiner Baseballjacke ab und ging zum Fahrstuhl. Er stellte sich neben die aufgehende Tür und wartete, während ein alter Mann seine Frau in das Erdgeschoss des Parkhauses schob. Den Kopf gesenkt, so vermied er jeden Blickkontakt mit dem alten Paar, und sie beachteten ihn nicht.
    Das war gut, aber er hätte es ihnen so gerne gesagt.
    Das war für Kenny. Und zwar genau nach Vorschrift.
    Pete Gordon bestieg den Fahrstuhl und fuhr hinauf in den zweiten Stock. Das ist ein richtig guter Tag, dachte er, der erste seit ungefähr einem Jahr. Es hatte alles sehr lange gedauert, aber jetzt endlich hatte er seinen Plan ins Rollen gebracht.
    Er war beschwingt und aufgekratzt, weil er sich vollkommen sicher war, dass er aufgehen würde.
    FKZ , Leute. FKZ .

3
    Pete Gordon fuhr die spiralförmige Parkhausrampe hinunter. Er passierte das Auto der Toten im Erdgeschoss, trat aber nicht einmal auf die Bremse. Er war sich ganz sicher, dass vor dem Wagen kein Blut zu sehen war, nichts, was darauf hindeuten könnte, dass er dort gewesen war.
    Das Parkhaus war im Moment sehr gut gefüllt, da konnte es Stunden dauern, bevor Mutti mit ihrem Balg auf diesem sauberen Platz am Ende einer Reihe entdeckt wurde.
    Pete ließ sich Zeit, fuhr gemächlich aus dem Parkhaus und dann auf die Winston, mit Kurs 19th Avenue. An einer Ampel musste er warten und ließ sich das Ganze noch einmal durch den Kopf gehen. Wie einfach das alles gewesen war – keine Patronen verschwendet, nichts vergessen – und wie die Bullen durchdrehen würden!
    Nichts ist schlimmer als ein Verbrechen ohne Motiv, was, Kenny?
    Die Bullen würden sich die Zähne daran ausbeißen, ganz klar, und wenn sie dann irgendwann doch dahinterkamen, wohnte er schon längst in einem anderen Land, und dieser Mord war einer von den ungelösten Fällen, über denen irgend so ein alter Sack aus der Mordkommission noch jahrelang vergeblich brütete.
    Pete nahm den langen Weg, über den Sloat Boulevard und den Portola Drive, wo er der Straßenbahn mit ihren fein säuberlich aufgereihten Pendlermassen den Vortritt lassen musste, und schließlich die Clipper Street hoch bis zu seinem

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