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Das 9. Urteil

Das 9. Urteil

Titel: Das 9. Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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anderen. Den Geschworenen blieb nicht mehr viel zu tun. Der Angeklagte war nicht nur schuldig, er war schuldig wie die Sünde .
    Nicky hielt ihr die mit Leder besetzte Tür zum Gerichtssaal auf, und Yuki schritt anmutig den Mittelgang des Saals entlang. Sie registrierte die gefüllten Besucherränge, überwiegend Journalisten und Jurastudenten. Und als sie sich dem Tisch der Anklage näherte, sah sie auch, dass Jo-Jo Johnson und sein Rechtsanwalt, Jeff Asher, bereits auf ihren Plätzen saßen.
    Es war alles bereit.
    Sie nickte ihrem Gegenspieler zu und registrierte die äußere Aufmachung des Angeklagten. Jo-Jo hatte sich die Haare gekämmt und trug einen guten Anzug, aber er machte einen benommenen und irgendwie verstörten Eindruck. Nur ein Versager, der sich mit Drogen das Hirn weggepustet hatte, konnte so aussehen. Sie hoffte, dass er in Kürze noch schlimmer aussah, wenn sie ihn nämlich wegen schweren Totschlags hinter Gitter gebracht hatte.
    »Jo-Jo sieht aus, als hätte er gekifft«, murmelte Nicky Yuki zu, während er ihr den Stuhl zurechtschob.
    »Oder er glaubt den Blödsinn, den sein Anwalt verzapft«, sagte Yuki so laut, dass die Gegenseite es hören musste. »Womöglich geht er davon aus, dass er hier als freier Mann rausmarschieren kann, dabei wird man ihn letztendlich in den Bus nach Pelican Bay verfrachten.«
    Asher schickte ihr einen Blick und ein schmieriges Grinsen, und seine gesamte Körpersprache signalisierte, wie felsenfest er davon ausging, dass er sie fertigmachen würde.
    Aber das war alles nur Show.
    Yuki hatte es bisher noch nie mit Asher zu tun gehabt, aber er hatte sich schon nach einem knappen Jahr als Strafverteidiger den Ruf einer »Bombe« erarbeitet – eines glasharten Rechtsanwalts, der die Argumentation der Staatsanwaltschaft in ihre Einzelteile zerlegte und seine Mandanten in schöner Regelmäßigkeit freibekam. Asher war deshalb so gut, weil er alles hatte: Charisma, ein jungenhaftes, gutes Aussehen und einen Abschluss in Harvard. Und dann war da noch sein Vater, ein erstklassiger Prozessanwalt, der seinen Sohn nach Kräften unterstützte.
    Aber heute spielte alles das keine Rolle.
    Die Indizien, die Zeugen und das Geständnis, alles das war auf ihrer Seite. Jo-Jo Johnson gehörte ihr.

5
    Richter Steven Rabinowitz warf noch einen letzten Blick auf die Bilder von seiner neuen Eigentumswohnung in Aspen, schaltete sein iPhone aus, ließ die Fingerknöchel knacken und sagte: »Ist die Vertretung der Anklage so weit, Miss Castellano?«
    »Wir sind bereit, Euer Ehren«, erwiderte Yuki.
    Sie stand auf und strich den Saum ihres Jacketts glatt, sodass ihr das glänzende schwarze Haar mit der neuen, silbernen Strähne in die Stirn fiel. Dann trat sie mit schnellen Schritten zu dem Rednerpult in der Mitte des Saals.
    Sie wandte sich den Geschworenen zu und lächelte. Einige wenige erwiderten das Lächeln, doch die meisten Gesichter blieben vollkommen ausdruckslos. Sie ließen nicht das Geringste erahnen.
    Aber das war kein Problem.
    Sie musste einfach nur das beste Plädoyer ihres Lebens halten, als sei das Opfer, dieser tote Widerling, der beste und klügste Mann auf dem Erdball gewesen, und als sei dies das letzte Plädoyer, das sie jemals halten würde.
    »Meine Damen und Herren«, sagte sie. »Dr. Lincoln Harris ist tot, weil dieser Mann hier, Adam J. Johnson, ihn absichtlich hat sterben lassen, obwohl er wusste, dass Dr. Harris in tödlicher Gefahr schwebt. Hier in Kalifornien nennen wir so etwas schweren Totschlag.
    Wir wissen, was in der Nacht des 14. März geschehen ist, weil Mr. Johnson zunächst auf sein Recht, zu schweigen, und auf sein Recht, einen Rechtsbeistand hinzuzuziehen, verzichtet und der Polizei geschildert hat, wie und wieso er Dr. Harris hat sterben lassen, obwohl es ihm ein Leichtes gewesen wäre, ihm das Leben zu retten.«
    Yuki ließ ihre Worte einen Augenblick lang wirken, sortierte ihre Karten und fuhr dann mit ihrem Abschlussplädoyer fort.
    »Am fraglichen Abend hat sich der Angeklagte, der von Dr. Harris als Handlanger beschäftigt wurde, auf dem Weg gemacht, um für den Doktor und sich selbst Kokain zu besorgen.
    Keine Stunde später war er wieder zurück, und die beiden Männer nahmen das Kokain zu sich. Kurz darauf zeigte Dr. Harris alle Anzeichen für eine Überdosis. Woher wir das wissen?
    Der Angeklagte hat gegenüber der Polizei geäußert, was später auch von den Medizinern bestätigt wurde: dass Dr. Harris sich in einem körperlichen

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