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Das 9. Urteil

Das 9. Urteil

Titel: Das 9. Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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war immer noch in der Lage, neunzig Kilogramm zu stemmen und konnte auch gut mit einer Pistole umgehen. Er sagte seiner Frau, sie solle leise sein, zog seine Nachttischschublade auf und nahm die geladene Vierundvierziger aus dem weichen Lederetui. Er schälte sich aus dem Bett und nahm die Waffe fest in die Hand.
    Casey griff nach dem Telefon auf dem Nachttischchen und wählte mit zitternden Fingern die Notrufnummer. Sie verwählte sich und nahm einen erneuten Anlauf, während Marc, immer noch halb betrunken, bellte: » Ist da jemand? « Obwohl er es absolut ernst meinte, hörte es sich an wie ein Satz aus einem Drehbuch. »Zeig dich!«
    Marcus sah im Badezimmer und im Flur nach, dann sagte er: »Da ist niemand, Casey. Genau, wie ich gesagt habe.«
    Casey legte den Hörer auf die Gabel, schlug die Bettdecke zurück, ging zum Schrank, um sich ihren Morgenmantel zu holen … und schrie auf.
    »Was ist denn jetzt schon wieder?«
    Mit bleichem Gesicht und splitterfasernackt drehte Casey sich zu ihrem Ehemann um und sagte: »O mein Gott, Marc, mein Schmuck ist weg . Der Safe ist so gut wie leer .«
    Da huschte ein Ausdruck über Marcs Gesicht, den Casey nicht entschlüsseln konnte. Als wäre ihm plötzlich ein Gedanke gekommen, der in Windeseile in seinem Kopf Gestalt annahm. Wusste er, wer sie ausgeraubt hatte?
    »Marc? Was ist denn los? Was denkst du gerade?«
    »Ähm, ich habe gedacht: Das kannst du nicht mit ins Grab nehmen .«
    »Was soll denn der Quatsch? Was soll das denn heißen?«
    Dowling streckte den rechten Arm aus und zielte mit der Pistole auf einen Leberfleck zwischen den Brüsten seiner Frau. Dann drückte er ab. Bumm .
    » Das soll es heißen«, sagte er.
    Casey Dowling machte den Mund auf, holte Luft und stieß sie wieder aus, während sie auf ihre Brust starrte, wo das Blut stoßweise aus der Wunde blubberte. Sie schlug die Hände vor die Brust, blickte ihren Mann an und keuchte: »Hilf mir.«
    Er schoss noch einmal.
    Dann gaben ihre Knie nach, und sie sackte zu Boden.

Erster Teil
Der raffinierte Pete

1
    Pete Gordon folgte der jungen Mutter zum Ausgang von Macy’s und auf die Straße vor der Stonestown Galleria. Sie war um die dreißig und hatte ihr braunes Haar zu einem ziemlich zerzausten Pferdeschwanz gebunden. Sie trug jede Menge Rot: nicht bloß rote Shorts, sondern auch rote Turnschuhe und eine rote Handtasche. Die Griffe des Buggys mit ihrem Kleinkind waren voll mit Einkaufstüten.
    Als die Frau den Winston Drive überquerte, war Pete direkt hinter ihr, und so folgte er ihr bis ins Parkhaus, wobei sie die ganze Zeit auf den kleinen Jungen einredete, als ob der auch nur ein Wort verstehen könnte. Sie fragte ihn, ob er noch wüsste, wo Mommy den Wagen geparkt hatte und was Daddy zum Abendessen machen wollte, und so plapperte sie in einem fort. Dieses ganze, wasserfallartige Baby-Sprech-Gequatsche war wie eine Zündschnur, die im Mund der Frau entzündet wurde und direkt zu der Sprengladung in Petes Gehirn führte.
    Aber Pete blieb voll konzentriert. Er hörte zu und beobachtete, ließ den Kopf unten, die Hände in den Taschen und sah zu, wie die Frau den Kofferraumdeckel ihres Toyota RAV 4 aufklappte und die Einkaufstüten hineinstopfte. Er war nur wenige Meter entfernt, als sie das Kind aus dem Buggy hob und das zusammengeklappte Gefährt ebenfalls in den Kofferraum legte.
    Während die Frau ihren Sohn im Kindersitz festschnallte, trat Pete auf sie zu.
    »Entschuldigung? Könnten Sie mir vielleicht kurz helfen, bitte?«
    Die Frau zog die Augenbrauen zusammen. Ihre Miene sagte laut und deutlich: Was wollen Sie von mir? Sie setzte sich auf den Fahrersitz, die Autoschlüssel in der Hand.
    »Ja?«, erwiderte sie.
    Pete Gordon wusste, dass er gesund und gewaschen, unschuldig und vertrauenswürdig aussah. Sein gutes Aussehen war ein großer Vorteil, das wusste er, aber er war nicht eitel. So wenig wie eine Venusfliegenfalle eitel war.
    »Ich habe einen Platten«, sagte Pete und streckte beide Arme in die Luft. »Ich frage Sie wirklich nur sehr ungern, aber dürfte ich vielleicht Ihr Handy benutzen, um den Abschleppdienst anzurufen?«
    Er lächelte sie an und ließ seine Grübchen wirken, und endlich lächelte sie auch und sagte: »Natürlich – ich vergesse bloß immer, das verdammte Ding aufzuladen.«
    Sie wühlte in ihrer Handtasche herum, dann hob sie mit dem Handy in der Hand den Blick. Ihr Lächeln verschwand, als sie Petes Gesichtsausdruck sah – nicht mehr freundlich und einschmeichelnd,

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