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Das 9. Urteil

Das 9. Urteil

Titel: Das 9. Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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geworden?
    Er breitete die Arme aus, und ich warf mich hinein, fühlte die Wolle seiner Jacke an meiner Wange scheuern, hörte seine Stimme meinen Namen sagen.
    Ich riss mich los und sah ihn an, um wirklich sicherzugehen, und jetzt kamen meine Freunde ins Zimmer geströmt, dicht an dicht.
    »Mir geht es gut, mir geht es gut, Liebste. Ich bin ja da.«
    Ich weinte schon wieder und bat Joe, mir zu erzählen, was passiert war.
    »Ich war schon am Flughafen«, sagte Joe, »an unserem, San Francisco International, da hat mein Kontaktmann aus Washington angerufen und gesagt, dass die Flugzeugpassagiere Waleed überwältigt haben. Die Geiselnahme war beendet, und ich konnte nach Hause fahren.
    Dann habe ich mich um einen Wagen gekümmert und gar nicht mitbekommen, dass der Jet abgestürzt ist. Ich habe erst vor ein paar Minuten davon erfahren.«
    Sie halfen mir aus dem Bett und brachten mich an den Tisch. Joe setzte sich neben mich. Das Essen war kalt und gummiartig, aber nie im Leben, nie in meinem ganzen Leben hat mir etwas besser geschmeckt.
    Man schenkte Wein ein. Man brachte Trinksprüche aus. Ich blickte mich um, und dann endlich wurde mir klar: Jacobi war nicht da.
    »Rich, hast du was von Jacobi gehört?«
    »Er hat sich nicht gemeldet«, erwiderte Rich.
    Wir stießen auf Jacobis neue Freundin an. Wir verspeisten mit großem Appetit Joes Apfelauflauf – und, das nur am Rande, die 49ers hatten gewonnen. Ich war durch die ganze Aufregung so geschwächt, dass ich die anderen nicht einmal daran hinderte, den Tisch abzuräumen.
    Um acht Uhr lag ich im Bett und hatte die Arme um Joe geschlungen.

117
    An diesem Abend klingelte noch etliche Male das Telefon und am nächsten Morgen auch. Ich machte Joe klar, dass er ein toter Mann wäre, falls er es wagen sollte, zum Hörer zu greifen. Dann zog ich den Stecker des Festnetzanschlusses aus der Steckdose, legte unsere beiden Handys in den Wandtresor und änderte die Kombination.
    Wir gingen gemeinsam mit Martha joggen, und als wir wieder zu Hause waren, zauberte Joe aus den Resten ein paar Schinken-Käse-Omeletts. Es war schon Nachmittag, also entkorkte Joe den Wein, den Miles mitgebracht hatte. Er nahm einen Schluck, warf einen Blick auf das Etikett und sagte: »Wow.«
    Wir hatten uns schon vor längerer Zeit die ganze erste Staffel von Lost gekauft, hatten aber nie Zeit dazu gehabt. Jetzt zogen wir uns die Sessel vor den Fernseher, hakten die ersten sechs Folgen am Stück ab, unterbrachen für Pizza und Bier und sahen uns die Nachrichten an. Wir erfuhren, dass nicht Sabotage die Ursache für den Absturz gewesen war, sondern ein Pilotenfehler. Das war natürlich schlimm genug, weil vier Menschen dabei ums Leben gekommen waren, aber gleichzeitig auch eine Erleichterung – wenigstens hatte es sich nicht um einen Mordanschlag auf Joe gehandelt.
    Wir saugten noch einmal fünf Stunden Lost in uns auf. Vermutlich gibt es Menschen, die das als reine Zeitverschwendung bezeichnen würden, aber genau das brauchte ich jetzt: Joe, Bier und eine Fantasy-Serie – in genau dieser Reihenfolge. Ich schlief in Joes Armen ein, während wir uns eine Aufzeichnung der Late Late Show mit Craig Ferguson und seinem Gast Bill Maher anschauten. Ich schaltete den Fernseher aus und rüttelte Joe wach.
    »Hmm?«
    »Ich liebe dich«, sagte ich.
    »Selbstverständlich liebst du mich. Ich liebe dich auch. Ich wünschte, es gäbe einen besseren, aussagekräftigeren Weg, dir das zu sagen. Zu schade, dass du nicht in mich reinschlüpfen und fühlen kannst, wie sehr ich dich liebe.«
    Ich lachte.
    O Mann, wie gut sich das anfühlte.
    »Ich glaube dir, Liebster«, sagte ich.
    Als ich wieder aufwachte, war es Morgen. Ich ging mit Martha spazieren, und als wir zurückkamen, zog ich mir etwas Richtiges an und sah Joe beim Schlafen zu. Ich steckte die Telefonkabel wieder ein und trank ein Glas Orangensaft.
    Dann schnallte ich mir meine Dienstwaffe um, machte den Safe im Wandschrank auf und holte unsere Handys heraus, legte Joes auf den Nachttisch und gab ihm einen Kuss.
    Er schlug seine blauen Augen auf.
    »Wie geht es dir, Blondie?«
    »So gut wie nie zuvor«, sagte ich. »Ruf mich an.«
    Martha kletterte zu Joe ins Bett, und ich ging hinaus zu meinem Wagen. Als ich mich auf den Fahrersitz setzte, fiel mir ein, dass ich meine Mailbox abhören musste.
    Ich hatte vier neue Anrufe, alle von Jacobi.
    Heftige Unruhe und Schuldgefühle ergriffen von mir Besitz. Ich liebe Jacobi, liebe ihn wie den Vater, den ich so gerne

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