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Das 9. Urteil

Das 9. Urteil

Titel: Das 9. Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Asher erwiderte: »Ja, Euer Ehren.«
    Anschließend trat er vor die Geschworenen, mit tänzelnden Schritten, fast wie ein Vollblut auf dem Weg in die Startbox. Er legte seine Hand auf das Geländer und stand keinen Meter von den Geschworenen in der ersten Reihe, so dicht, dass der Sprecher die Kammspuren in seinen Haaren und das Glitzern seiner Zahnverblendungen sehen konnte. Dann begann er.
    »Also, Leute, ich habe mir gar keine Notizen gemacht. Brauche ich nicht, weil die Verteidigung von Adam Johnson so simpel und vollkommen naheliegend ist.
    Er ist kein Arzt. Er weiß nichts über Krankheiten oder die Medizin. Er hat nicht gewusst, dass Dr. Harris ernsthaft in Gefahr schwebte.
    Adam Johnson ist ein Handlanger.
    Lincoln Harris war Doktor der Medizin.
    Und vom Gerichtsmediziner haben Sie erfahren, dass Lincoln Harris nicht an einer Kokain-Überdosis gestorben ist. Er ist am Kokain und an einer Heroinspritze gestorben, die er sich selbst gesetzt hat.
    Die beiden Drogen haben eine Wechselwirkung entfaltet, die letztendlich tödlich war. Dr. Harris wusste, welche Wirkung Drogen auf den menschlichen Körper haben, aber er hat sie trotzdem konsumiert. Daraus lässt sich doch nur schließen, dass er sterben wollte.
    Ich glaube, Mr. Johnson würde, wenn er noch einmal in dieselbe Situation geriete, wenn er noch einmal mitbekäme, dass es Dr. Harris nicht gut geht, unverzüglich den Notruf wählen. Wahrscheinlich würde er alles anders machen als an jenem Abend, aber er hat etliche Fehler begangen.
    Ja, er hat seinem reichen Chef, der ihm die Geheimzahl für seine Scheckkarte anvertraut hatte, Geld gestohlen.
    Ja, er hat Miss Wu, einer allgemein bekannten Drogenkonsumentin und Prostituierten, Drogen gegeben, aber das ist nichts weiter als eine Nebensächlichkeit. Er hat nicht gedealt. Die Drogen waren nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt.
    Und was die Frage nach dem Unrechtsbewusstsein angeht, sollten Sie sich Folgendes durch den Kopf gehen lassen: Als mein Mandant und Miss Wu darüber gesprochen haben, wie sie ›die Leiche loswerden‹ sollten, da haben sie schlicht und einfach herumgealbert.
    Sie haben es schließlich nicht getan, oder?«, schloss Asher eine rhetorische Frage an. »Mr. Johnson hat den Notarzt gerufen. Die Tatsachen liegen klar und deutlich auf der Hand. Mein Mandant hat nicht gewusst, ob Dr. Harris sterben oder nur mit einem höllischen Kater wieder aufwachen würde. Er ist vielleicht nicht gerade eine Leuchte, aber er ist auch kein schlechter Mensch.
    Darum ersuchen wir Sie, ihn in Bezug auf den Anklagepunkt ›Totschlag‹ für nicht schuldig zu erklären, weil er nämlich schlicht und einfach nicht schuldig ist .«

7
    An diesem Abend ließ ich den Bereitschaftsraum der Mordkommission ziemlich schnell hinter mir. Ich wollte unbedingt aus Jacobis Schusslinie kommen, bevor er mich in irgendeinen Fall eines Kollegen hineinziehen konnte. Aber kaum stand ich im Fahrstuhl, da klingelte mein Handy.
    Es war Yuki. Sie ist witzig, leidenschaftlich und machte gerade eine schwere Zeit durch, also drückte ich das Telefon ans Ohr, und sie bombardierte mich mit den üblichen Redesalven.
    »Lindsay, in meinem Kopf dreht sich alles. Können wir uns vielleicht im MacBains treffen? Jetzt gleich?«
    »Was ist denn los?«
    »Du hast zu tun.«
    »Ich habe etwas vor«, sagte ich, »aber ein schnelles Bier könnte ich …«
    »In fünf Minuten.«
    MacBains Beers O’ the World Pub ist ein beliebter Treffpunkt für Polizisten und Rechtsanwälte und liegt zwei Querstraßen von der Hall of Justice, in der nicht nur das Gericht, sondern auch das Polizeipräsidium und die Gerichtsmedizin untergebracht sind, entfernt. Ich holte mein Auto vom Parkplatz und fuhr auf der Bryant nach Osten. Schließlich blieb mir auf dem Nachhauseweg immer noch Zeit genug, um die Shrimps abzuholen.
    Ich betrat die Kneipe, entdeckte ein Tischchen am Fenster und hatte gerade zwei Corona bestellt, als Yuki sich mithilfe ihrer Ellbogen einen Weg durch die Menge bahnte und direkt auf mich zusteuerte. Noch bevor sie sich gesetzt hatte, fing sie an zu reden.
    »Du hast schon bestellt? Gut. Wie geht es dir? Gut?«
    Die Kellnerin brachte das Bier, und Yuki bestellte sich einen Burger, gut durch, mit Käsefritten.
    »Du isst nichts?«, sagte sie.
    »Ich will später noch etwas kochen, für mich und Joe.«
    »Aha.«
    Sie legte eine Hand vor die Stirn, als wollte sie ihre Augen vor dem Glanz schützen, der von meinem Verlobungsring ausging.
    »Muss ja

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