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Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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ließ sich auf alle viere hinab. Sofort drängten sich die kleinen Rüsselschnauzen an ihn heran und sprangen freudig grunzend an ihm empor. Farrnwart Blechboldt fühlte sich gut. Er war zu Hause.
     
     
    Wenige Schläge später fiel vom Eingang der Höhle her plötzlich ein Schatten über die Ferkelbuchten.
    In der Türöffnung stand ein erschöpfter, nach Atem ringender Zwerg, der augenscheinlich eine größere Strecke Ganges gerannt war. Er nahm den Helm vom Kopf, wischte sich den Schweiß von der Stirn und ließ die Blicke durch die Höhle schweifen. Er trug das Stammeszeichen des Stahls, außerdem eine leichte Höhlenläuferrüstung, auf der Brust eine hartlederne Tasche und einen Reisehammer am Gürtel. Sonst hatte er nichts weiter bei sich.
    Einen Moment lang stützte er sich am Eingang der Ferkelhöhle ab, atmete tief durch, nahm den Helm vom Kopf und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Dann schaute er sich kurz um, ging schließlich ein paar Schritte ins Innere der Höhle und sprach einen der Ferkelbändiger an, um in Erfahrung zu bringen, wo sich ihr Vorgesetzter befand.
    Kurz darauf beugte er sich über den Rand des Ferkelkobens und erblickte den ersten Ferkelbändiger auf allen vieren inmitten seiner Tiere. Die Augen des Zwergs leuchteten kurz auf. Dann breitete er feierlich die Arme aus und sagte: „Meine Verehrung, Zwerg. Sag, bist du Farrnwart Blechboldt, Erster der Ferkelbändiger, der ein Teil des Schicksalszwergs ist?“
    Blechboldts erster Impuls war zu verneinen. Boten wie dieser brachten selten Nachrichten, die man hören wollte.
    Er richtete sich langsam auf, schüttelte vorsichtig die Ferkel ab und kletterte aus dem Koben. Dann nickte er langsam.
    „Der bin ich. Obwohl ich ahne, dass ich es in ebendiesem Moment besser nicht sein sollte.“
    Sein Gegenüber verstand augenscheinlich nicht, was er damit meinte. Vielleicht wollte er es auch nicht verstehen. Jedenfalls fuhr er im nächsten Moment schon mit der ihm aufgetragenen Botschaft fort.
    „Der Höchste der Hohen, der Allereinzigartigste, Wisser des Wissens, Finder unter den Suchenden, Wachender unter den Schlafenden…“
    „Ich weiß, wer gemeint ist!“, schnitt Blechboldt dem Boten barsch das Wort ab. Die Tatsache, dass die Botschaft vom Allerüberhöchsten kam, verhieß nichts Gutes. Davon abgesehen hätte das Aufzählen aller seiner Titel mehr Zeit in Anspruch genommen, als er hatte.
    Der Bote senkte betreten den Kopf.
    „Er sendet dir dies.“ Er holte aus seiner Gürteltasche einen funkelnden Kristall von der Größe einer Zwergenfaust hervor und reichte ihn schnaufend dem Ferkelbändiger. Ein Prisma. Stirnrunzelnd nahm Blechboldt den Kristall entgegen und wendete ihn prüfend in den Händen. Geschliffenes Glas. Beinahe wertlos. Ein Zwerg erkannte so etwas auf den ersten Blick.
    „Gut. Und was soll ich damit? Die Ferkel werden es jedenfalls kaum fressen können“, herrschte er den Boten an.
    Der Bote schaute sich kurz um, versicherte sich, dass niemand lauschte, und beugte sich dann verschwörerisch zu Blechboldt hinüber: „Der Hohepriester sagt, du sollst es, sobald du allein bist, über eine Käferlaterne halten. Ach ja, und wenn du fertig bist, sollst du es mit einem Hammer zerschlagen.“
    Stirnrunzelnd ließ der Ferkelbändiger das Prisma in seine Tasche gleiten.
    „Bist du schon bezahlt worden, oder soll ich…?“, fragte er.
    „Herr, dem Schicksal des Ehernen Volkes dienen zu dürfen, ist mir Lohn genug.“ Der Bote neigte kurz den Kopf, dann drehte er sich um und verschwand aus der Ferkelhöhle.
    Blechboldt starrte ihm versonnen nach.
    Dem Schicksal des Ehernen Volkes dienen zu dürfen.
    Eigentlich hatte er angenommen, dass dieser Fels schon gehämmert war.
    Kaum dass der Bote fort war, nahm sich Blechboldt eine Käferlaterne und kletterte in den hinteren Ferkelkoben. Grunzend drängten sich die Tiere um ihn, während er die Laterne aufstellte, das Prisma darüberhielt und sich ernsthaft fragte, was das alles für einen Sinn haben mochte.
    Und dann sah er es. Kaum dass das Licht des summenden Käfers aus der Laterne drang, schien das Prisma es einzufangen, es beinahe aufzusaugen. Staunend beobachtete Blechboldt, was weiter geschah, während die Ferkel furchtsam zurückwichen. Im Inneren des Kristalls spaltete sich das Licht auf und formte einen Schlag später ein ihm wohlbekanntes Gesicht. Das Gesicht des Zwergs, der ihm den größten Ärger eingebrockt hatte, den er je hatte erdulden müssen. Der Höchste der

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