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Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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vortrefflich. Was immer es auch bedeuten mag.“
    Der Verwalter nickte gewichtig.
    „Es ist eine geheime Gemeinschaft von Geheimnisträgern, die gebildet wurde, um die bedeutendsten aller Geheimnisse zu bewahren, und du sollst fortan ihr Anführer sein!“ Mit einer feierlichen Geste legte er dem Steinhauer eine Hand auf die Schulter.
    „Knie nieder, Steinhauer, schwöre auf den Schaum und sei der Erste derer, die auserwählt sind, die Geheimnisse der Gottzwerge zu erfahren und zu bewahren!“
     
     
    Der Steinhauer schob sich den Helm in den Nacken und kratzte sich an der Stirn, bevor er sich langsam niederkniete. Er fragte sich, ob der Herr aller Zwerge bloß betrunken oder womöglich verrückt geworden war.
    Obwohl erster Begnadeter Bewahrer wahrlich nicht schlecht klang…
     

KAPITEL 2
     
     
     
    IN DEM SICH ERZFERKEL TUMMELN, BARTE WACHSEN, STEINE FLIEGEN UND EINIGE ZWERGE SICH FEINDE MACHEN
     
    Zufrieden betrachtete Farrnwart Blechboldt die Erzferkel, die in ihrem steinernen Koben umhertollten. Laut grunzend kugelten sie vergnügt übereinander, wälzten sich auf dem rauen Untergrund und schubberten ihre braune, verfilzte Wolle daran.
    Mit nacktem Oberkörper stand er dort, die Pfeife im Mund, ein zufriedenes Lächeln unter dem Bart. Schrecken und Abenteuer lagen hinter ihm, er war in das friedliche Leben eines Ferkelbändigers zurückgekehrt. Mit Schaudern erinnerte er sich daran, wie er Teil des Schicksalszwergs gewesen war und sich dem Neuen Stahl entgegengestellt hatte. Blechboldt schätzte sein eigenes Volk nicht besonders. Er verbrachte seine Zeit lieber mit den Erzferkeln. Nicht zuletzt seines Geheimnisses wegen. Farrnwart Blechboldt vertrug nämlich kein Bier. Unter Zwergen machte ihn das zu einem Exoten. Unter Erzferkeln nicht. Die wussten nicht einmal, was Bier war.
    Er warf den Tieren eine Handvoll Knorpelknollen hin und beobachtete zufrieden, wie die kleinen, runzeligen Rüsselschnauzen sich darüber hermachten.
    Diese Tiere waren seine Bestimmung. Wann immer eines von ihnen geboren wurde, blühte sein Gemüt auf wie ein Glimmpilz, und wenn eines von ihnen starb, war ihm, als ob es ihm den Herzstein spaltete…
    Es war noch nicht lange her, dass er ein paar hatte sterben sehen. Für Dinge, die es nicht wert gewesen waren, dafür zu sterben.
    Aber nun war er zurückgekehrt. Zurück in sein Reich. Und zu seinen Tieren. Von nun an würde er auf sie aufpassen. Er wandte sich von dem Koben ab und blickte sich um. Dies war die Höhle der Ferkel. Drei weitere Zwerge eilten geschäftig umher, schafften Knorpelknollen und Ferkelmist von einem Ort zum anderen. Inzwischen gehorchten die Ferkelknechte seinem Befehl. Nach seiner Zeit als Teil des Schicksalszwergs war Blechboldt zum Ersten der Ferkelbändiger befördert worden. Ihm unterstanden somit jetzt drei Zwerge und sechs Koben mit je vier Ferkeln.
    Seine Welt war überschaubar, und das Zähmen der Ferkel eine vergleichsweise einfache Aufgabe. Wenn sie in den Koben geboren wurden, dann war es meist nicht schwierig, sie zu zähmen. Von Zeit zu Zeit wurde freilich ein besonders wildes Exemplar, ein sogenannter Zwergenbeißer, geboren. Einen solchen zu zähmen, erforderte die ganze Kunst des Ferkelbändigers. Dafür hingen an den Wänden lederne Leinen und Maulkörbe und die gefährlich anmutenden, mit Zacken besetzten Ferkelspieße. Blechboldt hatte bisher noch jedes Erzferkel zu zähmen vermocht. Selbst die wilden, die sie immer wieder in den Sumpfhöhlen fingen.
    Die Zwerge brauchten die Tiere, da sie Metall im Fels wittern konnten. Und aus diesem Grund ließ man Blechboldt als Ersten Ferkelbändiger und Einzigen, der seine Kunst annähernd vollkommen beherrschte, in seiner Eigenart gewähren. Er durfte tun, was ihm beliebte. Niemand runzelte die Stirn, wenn er mit seinen Ferkeln sprach oder gar bei ihnen schlief. Womöglich hätte man sogar darüber hinweggesehen, dass er kein Bier trank. Aber darauf wollte er es nicht ankommen lassen. Noch nicht, jedenfalls.
    Im hinteren Teil der Höhle befanden sich die Gatter der älteren Tiere, die zu groß geworden waren, um in engen Gängen Erz zu wittern. Sie wurden vor allem für die Räumung von Stollen eingesetzt. Die Erzschweine fütterte Blechboldt lediglich, an den Ferkeln aber hing sein Herz.
    Zufrieden betrachtete er die umhertollenden Tiere, nahm einen Zug von seiner Pfeife und blies den Rauch in die Luft. Dann legte er die Pfeife in einer Steinschale ab, kletterte zu den Ferkeln in den Koben und

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