Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
Vom Netzwerk:
Moostabakpfeife und beobachtete die anderen jungen Rekruten, die an den Lippen des alten, blinden Dünnbartes hingen. Flammrank mochte ein Held gewesen sein, Teil des Schicksalszwergs, Bewahrer der Ehernen Ordnung, Drachenjäger und was auch immer. Aber jetzt war er bloß noch ein greiser Schwätzer, der von der dünnen Suppe seiner Erinnerung zehrte und jenen Zwergen, denen die Zukunft gehörte, von seiner Vergangenheit erzählte.
    Das eine hatte mit dem anderen nichts zu tun.
    Wie immer dieser alte Zwerg Trolle, Echsen und dergleichen überwunden haben mochte – wenn er es überhaupt je wirklich getan hatte –, es war vorbei.
    Steinkeim bückte sich und hob einen Kiesel vom Boden auf. Grinsend wog er ihn in der Hand. Alternde Helden hatten etwas Jämmerliches an sich. Der Rekrut nahm einen tiefen Zug von seiner Pfeife, spürte, wie der bittere Rauch in seine Lungen drang, und holte aus.
    Leise zischend sauste der Stein durch die Luft. Doch bevor er den Helm des blinden Generals treffen konnte, tat dieser einen Schritt zur Seite, sodass das Wurfgeschoss gegen die hintere Höhlenwand prallte und einen der Leuchtkäfer in seinem Käfig aufscheuchte.
    Steinkeim schüttelte den Kopf. Der Alte hatte verdammtes Glück gehabt!
    Im Gegensatz zu Flammrank hatten einige der neuen Rekruten den Steinwurf mitbekommen. Sie schauten in Steinkeims Richtung und schüttelten empört die Köpfe, um ihr Missfallen zum Ausdruck zu bringen. Steinkeim aber spornte das bloß noch mehr an. Er machte einen Schritt auf den blinden General zu und bückte sich, um einen weiteren Stein aufzuheben. Dieses Mal einen etwas größeren.
    Flammrank drehte unterdessen den Kopf in Richtung des wild flatternden Leuchtkäfers und bat seine Schüler um Ruhe.
    Dann flog der zweite Stein.
    Dass auch dieser den blinden General verfehlte, lag daran, dass der Alte unvermittelt stolperte und zu Boden fiel. Der Stein schlug weit hinter ihm auf den Stufen auf, und einer der Rekruten half dem General beim Aufstehen.
    Steinkeim schüttelte verächtlich den Kopf und machte einen weiteren Schritt auf sein Opfer zu.
    Inzwischen hatte gut die Hälfte der Rekruten sein Vorhaben bemerkt. Doch sie wollten die Ausführungen ihres Lehrers nicht stören und warfen Steinkeim daher nur entrüstete Blicke zu und bedeuteten ihm stumm, dass er aufhören solle.
    Er spie leise aus und suchte den Boden nach einem weiteren geeigneten Stein ab. Da fiel sein Blick auf einen flachen, scharfkantigen. Seine Augen blitzten auf. Im nächsten Moment hatte er ihn in der Hand.
    Die Rekruten sahen den Stein und erschraken. Steinkeim wusste, dass einige von ihnen mit dem Gedanken spielten, sich ihm in den Weg zu werfen, bevor der Stein ihren Lehrer verletzen konnte. Er grinste böse, nahm einen gemächlichen Zug von seiner Pfeife und machte noch einen Schritt auf den General zu. Inzwischen war er kaum mehr als sechs Zwerg von ihm entfernt. Es war beinahe unmöglich, ihn aus dieser Entfernung zu verfehlen.
    Gemächlich ließ Steinkeim seine Pfeife sinken und holte aus.
    Er blickte kurz in die Runde, um sich zu vergewissern, dass alle Anwesenden Zeugen seines Triumphes werden würden. Er würde den Alten verletzen, ihn demütigen, und zwar unter den Augen seiner Schüler. Und es würde ihm auch noch Freude machen… Er lächelte böse, als er sich wieder seinem Opfer zuwandte.
    Flammrank aber stand nicht mehr an seinem Platz. Vielmehr sprintete er auf den Rekruten zu. Er machte zwei gewaltige Sätze, dann sprang er. Sein Stiefel traf die Brust des Steineschmeißers mit aller Wucht und riss ihn von den Füßen. Flammrank setzte sich auf ihn, Steinkeims Hand mit dem Stein hielt er mühelos mit der Rechten fest, während er mit der Linken nach der Pfeife griff, die dieser im Fallen verloren hatte. Fassungslos starrte der Rekrut dem Alten ins Gesicht, als dieser seine Pfeife an den Bart hob, einen Zug nahm und angewidert den Kopf schüttelte.
    „Moostabak… Na ja, für einen räudigen Kieselkacker wie dich ist das wahrscheinlich das Richtige, hm?“
    Steinkeim schwieg beschämt. Nicht zuletzt deshalb, weil sich die anderen Rekruten inzwischen um ihn herum versammelt hatten und mitleidig auf ihn hinabstarrten.
    „Ich gehe davon aus, dass dir das gerade keine Freude macht, Kleiner“, sagte Flammrank. „Also werde ich es kurz machen. Wenn du nicht willst, dass man dich bemerkt, bewege dich vorsichtiger, wisse, wann du deine Pfeife ausmachen musst, und nimm Steine, die leise fliegen.“
    Steinkeim

Weitere Kostenlose Bücher