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Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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dadurch ungültig und traditionsgemäß ein Drittel aller auf ihn lautenden Einsätze von den Felsmachern als Aufwandsentschädigung zurückbehalten.
    Einen kurzen Moment lang starrte Felsigk Klammgluth Fazzgadt fassungslos hinterher. Dann wurde ihm klar, dass er mit zwanzig Brocken Gold soeben ein Drittel seines mühsam ergaunerten Vermögens verloren hatte.
    Wutschnaubend sprang er auf und stampfte aus der Arena. Schicksalszwerg hin oder her. Fazzgadt Eisenbart würde bluten. Niemand legte sich mit Felsigk Klammgluth, dem Herrn des Zwergischen Zwielichts und dem Anführer der bedingt ehrbaren Bruderschaft des behände entwendeten Beutels, an.Beim heiligen Hammer, er würde sich das Gold von Fazzgadt zurückholen. Kiesel um Kiesel. Und am Ende seinen Bart!
     
     
    Garstholm Flammrank war von einem guten Dutzend Rekruten umringt, die sich für den Dienst bei der freiwilligen Felswehr gemeldet hatten und mit ihren durchschnittlich zweihundertfünfzig Jahren guten Gewissens als jung bezeichnet werden konnten.
    Vor allem im Gegensatz zu ihm, der kürzlich erst mit seinen Schicksalszwergkameraden innerhalb weniger Schläge um zweihundert Jahre gealtert war und am eigenen Leib erfahren hatte, weshalb die Magie in den Grenzen des Imperiums einst geächtet worden war { * } . Mit Hilfe jener Magie hatte das Alter ihn hinterrücks überwältigt. Das flammende Rot seines Bartes war blass geworden und nunmehr von lichtem Weiß durchdrungen, und auch sein Augenlicht hatte er im Kampf gegen die Verschwörer verloren.
    Doch Garstholm Flammrank grämte sich nicht. Denn er hatte im Gegenzug mehr bekommen, als er sich zu erträumen gewagt hätte: Mit seinem letzten Blick hatte er eines der größten Wunder geschaut, das die Welt zu bieten hatte, den legendären Immerflamm { ** } . Sein ganzes Leben lang hatte er Drachen gejagt, und dann hatte er am Ende doch noch den Immerflamm aus der Nähe sehen dürfen. Es hatte sich gelohnt…
    Was ihm geblieben war, waren Muskeln, die für zwei Zwerge gereicht hätten, einige der furchteinflößendsten Tätowierungen, die das Eherne Volk je gesehen hatte, und der Posten eines Generals der freiwilligen Felswehr, den der Große Verwalter ihm für seine Verdienste für Fels und Vaterland verliehen hatte. Als einziger Angehöriger der geächteten Stämme hatte er in seinen gesunden Tagen Achtung und Ansehen der ehrbaren Stämme genossen, und als er nun blind und alt geworden war, hatten sie ihn zu einem General der persönlichen Leibwache des Großen Verwalters gemacht.
     
     
    Mit nacktem Oberkörper stand der General vor seinen Rekruten, und die verschlungenen tätowierten Muster auf seiner Brust glänzten im Widerschein der Leuchtkäfer. Über seine Schultern verliefen zwei lederne Gurte, in denen auf seinem Rücken zwei Äxte mittlerer Größe steckten. Seine grobe rote Wurzelhanfhose war mit Lederflicken verstärkt, und unter seinem Helm trug der ehemalige Drachenjäger eine rote Augenbinde, die seine verbrannten Augenhöhlen verdeckte.
    Als General und besonderer militärischer Berater spielte er eine wichtige Rolle bei der Ausbildung der neuen Felswehrgardisten.
    Die Rekruten saßen in einem Halbkreis in drei Reihen auf den steinernen Stufen, die das Halbrund der Trainingshöhle säumten. Über ihnen summten die Leuchtkäfer. Die meisten von ihnen hingen mit den Augen an seinem Bart, bestrebt, nicht eines seiner Worte zu verpassen. Flammrank war ein Drachenjäger gewesen. Er hatte jenseits der großen Barriere gejagt, wo keine Magie die Drachen im Zaum hielt. Er hatte in seinem Leben mehr Trollen und Echsen gegenübergestanden, als sie sich überhaupt vorstellen konnten.
    Und er hatte überlebt.
    Sie konnten von ihm lernen.
    Einige der jungen Rekruten aber sahen das anders.
    Von einem blinden, alten Zwerg zu lernen, dessen große Tage längst vorbei waren, empfanden sie als Zeitverschwendung. Tatsächlich hätten sie es als sinnvoller erachtet, Steine zu schälen oder Kiesel zu sortieren, als einem blinden Greis zu lauschen.
    Sie wollten sich im Kampf beweisen, wollten sich mit Kriegsbier in den Bäuchen auf alles stürzen, was sich ihnen in den Weg stellte! Was immer das auch sein mochte.
    Bei der Hammer- und Axtgymnastik waren sie ganz vorne mit dabei, doch wenn Flammrank seine Vorträge hielt, frönten sie dem Glücksspiel, schmissen Steine in den angrenzenden Höhlen oder rauchten ein entspanntes Pfeifchen…
     
     
    Bhrom Steinkeim lehnte am Eingang zur Trainingshöhle, sog an seiner

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