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Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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natürlich! Das war der einzige Weg. Und damit war der halbe Gang schon gegraben. Blieb nur noch herauszufinden, in welcher Brauhöhle dieser Schacht begann.
    Und das wussten einzig der Bierbrauer selbst und der Große Verwalter…
     
     
    Der Allerhöchste drückte den Leichnam des Gedächtnisses an seine Brust und versuchte, ruhig zu bleiben. Er hatte sein Gedächtnis verloren. Den treuesten Freund, den er jemals gehabt hatte. Und nicht nur das. Mit seinen persönlichen Erinnerungen war auch die gesamte Geschichte der Zwerge gestorben. Als einziger Zwerg hatte das Gedächtnis alle Mythen und Legenden des Ehernen Volkes auswendig gekannt. Mit ihm würden sie nun in die Hohe Höhle eingehen, wo ihnen fortan bloß noch die Götter und jene lauschen würden, die den letzten Stollen genommen hatten.
    Dem Priester standen Tränen in den Augen, während der kalte Schweiß seines toten Gedächtnisses seinen weißen Bart benetzte.
    Dann hatten die anderen Zwerge die letzten Steine vor dem Ausgang der Höhle beiseite geräumt und traten nun in eine Halle hinaus, wie sie sie noch nicht gesehen hatten. Sie befanden sich auf einer Empore hoch über ihrem Boden. Vom Grund der riesigen Halle, deren Anblick den Schicksalszwerg vor Ehrfurcht verstummen ließ, trennten sie gute acht Zwerg.
    Silberkies hatte sich sehr viel Mühe gegeben, den Transporter zu verstecken.
    Keiner von ihnen hatte jemals eine derart kunstvoll aus dem Fels geschlagene Höhle gesehen. Die Decke über ihnen war nicht einmal zu erahnen, und unter ihnen befand sich eine magmaumspülte Felszunge.
    Die Felswand, in der sich ihre Höhle befand, schien den gesamten Magmasee zu umspannen. Doch die schmale Felszunge unter ihnen war der einzige feste Boden innerhalb des brodelnden Feuers, das so weit reichte, wie ein Zwergenauge blicken konnte. Das Innere der Halle wurde lediglich von dem riesigen, glühenden See erleuchtet.
    Aus dem Magma erhoben sich insgesamt sieben gigantische, verzierte Säulen, drei zur Rechten und vier zur Linken der Felszunge, allesamt mächtiger noch als jene, die die Halle der Helme stützten { * } . Im pulsierenden Licht geschmolzenen Gesteins erkannten sie die alten Mythen über die Entstehung des Zwergengeschlechts, die in die Säulen geritzt waren. Sie sahen den Meißel der Götter, den Ewigen Schmied, die Altvorderen und das Urei, Felswerdung, Fleischwerdung und Bierwerdung. All diese Geschichten wanden sich in, prächtigen Reliefs um die runden Säulen, die sich aus dem glühenden Magma erhoben.
    Und mochten die Säulen in der Halle der Helme, von denen die Hälfte inzwischen geborsten war, das Eherne Imperium symbolisch tragen, so trugen diese es wahrhaft. Hier, am Grund von allem und im Herzen der Welt, ruhte alles auf diesen Säulen.
    Die Zwerge staunten in Ehrfurcht vor den Altvorderen, die diesen Ort geschaffen haben mussten.
    Nattergriffs Augen funkelten.
    „Das ist er, der Grund von allem. Und es gibt sie tatsächlich, die sieben Säulen, die einst acht waren, bevor die letzte beschloss, Fleisch zu werden. { * } “
    Die anderen schwiegen staunend.
    „Als nichts war, war dies“, flüsterte Nattergriff, und seine Stimme hallte leise von den Wänden der Höhle wider. „Wenn nichts mehr ist, wird dies sein. Zittert, Zwerge, denn dies ist die Wiege der Zwergenheit. Hier wurden die Götter geboren, bevor sie sich auf den Weg in die Hohe Höhle machten, und noch immer hallt das Echo ihrer Schritte von den Wänden dieser Halle wider…“
    Nun gesellte sich auch der Hohepriester zu ihnen. In seinen Augen schimmerten Tränen, als er dem staunenden Ferkelbändiger die Hand auf die Schulter legte.
    „Dies, meine Freunde, ist der Grund von allem. Hoch über uns gähnt der Abgrund des Vergessens, und dort“, er deutete auf die andere Seite der Höhle, jenseits des Magmasees, „leben die, die einst wie wir waren und nun verbannt sind, entzwergt und für alle Zeit verloren.“
    Die Zwerge schauten in die Richtung, in die der Höchste der Hohen wies. Irgendwo dort draußen lebten die entzwergten Stämme. Verstoßen und wild, abseits des glorreichen Imperiums.
    Als sie einen vorsichtigen Blick nach unten wagten, erkannten sie unter sich in der schrundigen Felswand ein riesiges türloses Portal.
    Nattergriff deutete hinab.
    „Wir müssen dort hinunter.“
    Der Blick des Hohepriesters aber, in dessen Augen Tränen standen, ruhte noch immer auf dem Magma.
    „Ich will, dass wir ihn verbrennen“, sagte er.
    Fazzgadt winkte ab. „Das

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