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Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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haben wir dich befreit?“ Fazzgadt schüttelte fassungslos den Kopf. Der Meisterdieb grinste ihn an.
    „Wie viele Fallen erkennst du denn?“, fragte er. „Oh, ich bin mir sicher, dass du es auch ohne mich schaffen wirst. Geh nur voran. Na los doch. Ich werde dir nicht im Weg stehen.“
    Fazzgadt funkelte sein Gegenüber trotzig an.
    „So wie es scheint, bin ich genauso gut in der Lage, das hier zu bewältigen wie du!“
    „Weißt du, was diese Fallen alles vermögen?“, fragte Nattergriff ruhig. „Sie können dir deine Barthaare ausreißen, deine Nase abschneiden, deine Ohren sprengen oder dir mehr Beine brechen, als du überhaupt hast. Manche von ihnen sogar alles auf einmal. Und glaub mir, Zwerg, all das würde ich dir gönnen…“
    „Ich gönn dir gleich mal was!“ Fazzgadt vergaß beinahe zu flüstern und griff nach seinem Hammer.
    Doch der Höchste hielt ihn zurück.
    „Streitet euch nicht!“, sagte er.
    In diesem Moment bemerkte Fazzgadt seinen Zögling, der direkt vor dem Eingang des Ganges stand und dort versonnen auf seinem Stein herumkaute.
    „Oh verdammt, Glimmboldt!“
    Der Schlüpfling wollte gerade einen Schritt in den Gang tun. Er begriff nicht einmal, in was für einer Gefahr er schwebte!
    Fazzgadt riss sich vom Hohepriester los und eilte auf Glimmboldt zu.
    „Keinen Schritt weiter, du verfluchter Wirrbart!“
    Er wollte seinen Ziehsohn vom Gang fortzerren.
    Doch es war zu spät.
    Noch bevor er ihn erreicht hatte, berührte Glimmboldts Fuß bereits die erste Steinplatte.
    Die anderen Zwerge warfen sich zu Boden.
    Fazzgadt wandte den Blick ab.
    Er wollte nicht auch noch den Tod seines zweiten Zöglings mit ansehen müssen.
    Sie erwarteten schwirrende Pfeile, sirrende Drähte oder donnernde Hämmer. Etwas, das Barthaare ausriss, Nasen abschnitt, Ohren sprengte oder Beine brach. Doch alles, was sie hörten, war Glimmboldts Kichern und seine schlurfenden Schritte.
    Nattergriff war der Erste, der es wagte, wieder den Blick zu heben. Und was er sah, war unglaublich: Lunt Glimmboldt, der zweihundert Jahre alte Schlüpfling, war bis zur dritten Steinreihe vorgedrungen und hob gerade den Fuß, um einen weiteren Schritt zu wagen.
    Entweder hatte dieser kleine Verrückte unglaubliches Glück oder die Fallen waren aus irgendeinem Grund defekt.
    Beides aber war sehr unwahrscheinlich.
    Der Tradition entsprechend war der Schrauber stets der beste Fallensteller seiner Generation, und er wäre eher gestorben, als seine Fallen zu vernachlässigen.
    Plötzlich öffnete sich am anderen Ende des Ganges eine Tür.
    Geistesgegenwärtig warf der Allerhöchste seinen Leuchtkäfer fort, damit man sie im trüben Licht der Höhle nicht gleich entdeckte. Einen Moment lang schwebte das grüne Leuchten des Käfers über dem brodelnden Magma, doch er hatte nicht einmal Zeit, seine Flügel zu entfalten. Er gab noch ein letztes lautes Brummen von sich, dann verbrannte er innerhalb eines Wimpernschlags.
    Am Ende des Ganges tauchte ebenfalls ein kleines grünes Licht auf, offenbar eine Käferlaterne. Das musste der Schrauber sein, der aus der kryptischen Kammer trat. Im nächsten Augenblick kam das Licht langsam schwankend näher.
    „Verdammt!“, flüsterte Nattergriff, wandte sich Fazzgadt zu und deutete auf Glimmboldt, der vor ihnen im Gang stand. „Er soll zurückkommen. Schnell! Wir müssen uns verstecken! Der Schrauber darf uns nicht sehen!“
    Fazzgadt winkte seinen Ziehsohn zurück, während der Meisterdieb den anderen bedeutete, sich zu verbergen.
    Das näher kommende Licht in der Dunkelheit des Ganges zuckte unruhig. Offensichtlich sprang der Schrauber von einer sicheren Bodenplatte zur nächsten. Er kannte den Weg. So wie er jede einzelne seiner Fallen kannte.
    Sie mussten ihn nur zum Reden bringen…
    Allmählich wurde das Licht größer.
    Glimmboldt sprang seinem Oheim in die Arme, und im nächsten Augenblick verschwanden beide hinter der Einfassung des Portals, während der Schrauber immer näher kam.
    Zuletzt duckte sich Nattergriff in den Schatten.
     
     
    Nach einer Weile war ein merkwürdiges Geräusch zu hören: Metall, das gegen Metall schlug. Eisen auf Stahl, ein helles Klingen, das jeden Schritt des sich nähernden Zwerges zu begleiten schien.
    Bragk Nattergriff plagte die Neugier. Der Zwerg, der sich dort aus der Dunkelheit näherte, war ihm so nahe wie kaum ein zweiter Zwerg in den Gängen. Hier stieß einer, der sein ganzes Leben den Fallen geweiht hatte, auf einen, dessen Lebensinhalt es war,

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