Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
Vom Netzwerk:
Gedächtnis? Priester, dafür haben wir keine Zeit. Wahrscheinlich hätte dein Stein auch etwas dagegen. Wir sollten stattdessen lieber…“
    Im nächsten Moment war der Hohepriester bei ihm, hatte ihn am Kragen gepackt und hielt Fazzgadt über den Abgrund.
    „Wir werden ihn verbrennen, wie ein ordentlicher Zwerg es verdient hat { * } “, zischte er. „Und zwar hier. Im Herzen von allem. Damit seine Seele ihren Weg in die Hohe Höhle findet. Hast du verstanden?“
    Seine Stimme echote durch die gewaltige Höhle.
    Die Zwerge starrten den Priester an. So hatten sie ihn noch nie erlebt. Die Tatsache, dass er soeben sein Gedächtnis verloren hatte, hatte ihn verändert.
    Bragk Nattergriff bedeutete den anderen, zu schweigen.
    „Wir müssen unauffällig zu Werk gehen“, sagte er im Flüsterton. „Sonst bemerkt uns der Schrauber und sucht womöglich das Weite.“ Dann lief er ins Innere der kleinen Höhle zurück, um die noch brauchbaren Seile und Haken zu holen. Blechboldt folgte ihm und kam kurz darauf mit dem Toten auf seinen Schultern zurück. Er nickte den anderen zu.
    Nattergriff warf ihnen Seile und Haken vor die Füße und schlug einen davon in die Wand. Er sicherte das Seil und schwang sich als Erster über den Rand der Empore.
    „Seid vorsichtig“, sagte er. „Irgendwo dort unten muss sich der Schrauber verbergen. Und dieser Fallenschnitzer sollte uns besser nicht zu früh bemerken…“
    Der Meisterdieb hielt sich an einem Vorsprung fest und begann, die Wand hinabzusteigen. Sie war rau und mit allerlei Vertiefungen übersät, die ihnen das Klettern erleichtern würden.
    Währenddessen nahm Blechboldt eines der Seile, schlang es um den Leichnam des Gedächtnisses und begann ihn langsam von der Empore herabzulassen.
    Fazzgadt bedeutete Glimmboldt, auf seinen Rücken zu steigen, und suchte sich einige Haken aus.
    Auch der Hohepriester machte sich bereit.
    Kurz darauf hatte der Ferkelbändiger den Toten auf die Felszunge am Boden der Halle herabgelassen und packte den General.
    „Los, auf meinen Rücken, Blindboldt. Wir müssen klettern.“
    Dann begannen die übrig gebliebenen Mitglieder des Schicksalszwergs, vorsichtig in die Halle hinabzuklettern.
    Erst als sie unten angelangt waren, begriffen sie, wie umsichtig der alte Silberkies das Versteck seiner Transporterhöhle gewählt hatte. Sie lag direkt über dem Zugang zum gemeinen Gang, einem riesigen Portal, das fünf Zwerg hoch und sechs breit war. Dahinter begann der Gang. Seine Wände und der Boden bestanden vollständig aus groben, quadratischen schwarzen Steinplatten, und er wurde bereits nach wenigen Schritten von der Dunkelheit verschluckt.
    Fazzgadt rollte sein Seil auf und staunte.
    „Was für ein Gang.“
    Nattergriff nickte.
    „Da passen verdammt viele Fallen rein. Ihr solltet keinen Schritt weitergehen.“
    Der Hohepriester, der in der Nähe über den Leichnam seines toten Gedächtnisses gebeugt am Boden kniete, sagte in herrischem Tonfall: „Niemand wird diesen Gang betreten, solange dieser Zwerg nicht in das ewige Feuer eingegangen ist.“
    Daraufhin machten sie sich daran, das Begräbnis des zweibeinigen Gedächtnisses vorzubereiten. Das Ganze ging schweigend vonstatten – die üblichen rituellen Gebete, die Reden der Angehörigen des Toten, die zahlreichen Zeremonien und Anrufungen des Feuers in seinen zahllosen Erscheinungsformen, all das fiel weg. Sie mussten sich beeilen. Und dabei mussten sie auch noch leise sein. Der Höchste der Hohen selbst senkte den Leichnam seines Gedächtnisses in das flüssige Feuer herab, das jenseits der Felszunge toste.
    Die Zwerge senkten die Häupter und sahen zu, wie der Bart des Gedächtnisses und seine schwarzrote Uniform Feuer fingen und mitsamt seinem Körper verglühten. Es dauerte nicht lange, dann war das zweibeinige Gedächtnis Teil des ewigen Feuers geworden und seine Seele in die Hohe Höhle eingegangen.
    Der Schicksalszwerg wandte sich ab und begab sich langsam zurück zum gemeinen Gang.
    Fazzgadt, der das Ganze gerne so schnell wie möglich hinter sich gebracht hätte, ging zu Nattergriff hinüber.
    „Und wo ist nun dieser Schrauber?“, fragte er.
    „Er hat hier irgendwo seine Höhle“, erwiderte der Meisterdieb. „Den Vorschriften zufolge darf er nicht länger im Inneren des gemeinen Ganges verweilen, als es für die Wartung der Fallen unbedingt nötig ist.“ Sie traten vor das Portal, und Nattergriff hob den Blick. „Dieser Gang ist ein heiliger Ort. Und seine Höhle verlässt

Weitere Kostenlose Bücher