Das Abkommen
mir klar wurde, dass es nichts zu erkennen gab, setzte ich meine Erkundung fort, um nicht wieder zu Trainer und den anderen gehen zu müssen. Ich war schon fast wieder an der Stelle angelangt, an der ich angefangen hatte, als ich zu einer kleinen Luke im Deck kam. Sie ließ sich ohne Probleme öffnen. Aus dem Innern kam genug Licht, um eine Leiter zu erkennen, die nach unten führte.
Ich versuchte, mich dazu zu überreden, wieder zu der Party zu gehen, doch plötzlich stellte ich fest, dass ich die Leiter hinunterkletterte und die Luke über meinem Kopf zuzog.
Der Boden lag etwa drei Meter unter mir, und als ich ihn erreicht hatte, sah ich, dass das Licht unter einer Tür am Ende eines Korridors hervordrang, der mit Rohren und Leitungen vollgestopft war.
Als ich auf die Tür zuging, hörte ich absolut nichts, doch in dem Licht zu meinen Füßen konnte ich einen Schatten sehen, der darauf schließen ließ, dass auf der anderen Seite jemand war. Ich konnte mir schon denken, wer das war.
Auf halbem Weg zur Tür fiel mir plötzlich ein, dass ich hier nichts zu suchen hatte. Ich wollte mich gerade umdrehen, als sich etwas Rundes, Kaltes und Metallisches in mein Genick presste. Leider war mir das Gefühl eines Gewehrlaufs auf meiner Haut inzwischen schon vertrauter als mir lieb war.
»Bleiben Sie ganz ruhig stehen«, hörte ich den Mann hinter mir sagen. Ich hatte keine Ahnung, wo er hergekommen war. Es schien nur die eine Tür hier unten zu geben, und ich hätte es mit Sicherheit gehört, wenn er hinter mir die Leiter heruntergekommen wäre.
»Ich bin Trevor Barnett. Ich …«
Bevor ich meine Erklärungsversuche fortsetzen konnte, ging die Tür vor mir auf, und ich wurde vom Licht geblendet.
»Nein, nein. Alles in Ordnung!«
Ich erkannte Stephens britischen Akzent sofort.
Die Waffe wurde zurückgezogen, doch ich bewegte mich nicht.
»Trevor. Schön, Sie zu sehen. Kommen Sie rein.«
Als ich mich immer noch nicht vom Fleck rührte, erschien auf Stephens geschwärztem Gesicht ein breites weißes Lächeln. »Ist schon okay, Trevor. Kommen Sie rein.«
Keiner der anderen Männer in dem Raum schien zu bemerken, dass ich hereinkam. Sie waren alle damit beschäftigt, die auf dem Boden aufgereihten Waffen mehrfach zu überprüfen. Hier war alles erheblich kompakter als das riesige Gewehr, mit dem Stephen mir und Anne das Leben gerettet hatte. Winzige Maschinenpistolen, Granaten, Messer, eine Armbrust … Im Ernst, eine Armbrust.
»Dann sind Sie also nicht zum Grand Canyon gefahren«, sagte ich.
Stephen schüttelte traurig den Kopf. »Meine Familie musste leider ohne mich fahren. Können wir etwas für Sie tun, Trevor?«
Ich antwortete nicht.
»Trevor?«
»Sie servieren Horsd’œuvres«, hörte ich mich sagen.
Er lachte. »Wie bitte?«
»Sie … sie haben gerade kleine Quiches hereingebracht, als ich gegangen bin.«
Als er verstanden hatte, was ich meinte, verbogen sich die schwarzen Streifen ein wenig. »Das ist doch nicht wichtig.«
»Doch, ist es. Macht es Ihnen denn gar nichts aus, dass Trainer und die anderen hier herumsitzen und Cocktails trinken werden, während Sie ein paar Leute umbringen oder vielleicht selbst getötet werden?«
Er legte mir einen Arm um die Schultern und führte mich zu der Leiter, über die ich gekommen war. Der Mann, der sich hinter mich geschlichen hatte, war wieder verschwunden.
»Glauben Sie, es war etwas anderes, als ich es für die Königin und England getan habe?«
»Aber was wird dann aus Ihrer Familie?«, sagte ich. »Was wird aus Ihrer Tochter?«
»Wenn mir etwas passiert, sind sie gut versorgt. Paul Trainer ist in dieser Hinsicht sehr großzügig gewesen.«
»Geld habe ich nicht gemeint.«
Ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht mehr erkennen – zu viel schwarze Farbe und zu wenig Licht. Aber er hielt am Fuß der Leiter an und blieb einen Moment lang völlig ruhig stehen. »Vielleicht würde sie einen Vater finden, der öfter zu Hause ist als ich? Einen, der Teeparty mit ihr spielt und ihr bei den Hausaufgaben hilft? Vielleicht würde es ihr gar nichts ausmachen.«
Wenn ich mich im College nach einem besonders beeindruckenden Besäufnis morgens aus dem Bett gequält hatte, hatte ich mir immer dieselbe Frage gestellt: Bin ich verrückt? Später hatte ich angefangen, mir diese Frage jeden Morgen zu stellen – es schien wichtig zu sein, meinen Geisteszustand im Auge zu behalten, obwohl mir nie eine gute Antwort darauf eingefallen war. Jetzt hatte ich endlich eine.
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