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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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Gesicht. Es ist mir etwas peinlich, aber ich muss gestehen, dass ich sechs Stunden nach dem Gespräch mit dem Präsidenten noch immer schwitzte wie ein Schwein.
    »Wann wird hier endlich wieder Ruhe und Ordnung einkehren?«
    Ich warf einen Blick in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, und sah, dass die alte Frau, die vier Häuser weiter auf meiner Straßenseite wohnte, in ihrem Vorgarten stand und mir mit der Faust drohte. Im Ernst. Sie drohte mir tatsächlich mit der Faust. Seit ich hier eingezogen war, hatte es nur Ärger mit ihr gegeben. Einmal hatte sie mich angebrüllt, weil Nikotin jeden Abend hinter geschlossener Tür ihren Pudel verbellte, wenn sie ihn rüberbrachte, damit er auf meinen Rasen kackte. Trotzdem war ich immer höflich zu ihr gewesen. Heute zeigte ich ihr den Mittelfinger.
    »Direkt in die Garage«, sagte ich zu meinem ramponierten Fahrer. Ein paar der Reporter kamen zum Wagen gerannt, doch sie schienen heute nicht so aggressiv wie sonst zu sein. Einer von ihnen hatte eine Zigarette im Mund, und ich fragte mich, wo er sie herhatte.
    Auf meinem Anrufbeantworter waren zwei Nachrichten. Die erste, von Lawrence Mann, war sehr kurz: »Ich habe gehört, dass Sie bei Anderson gewesen sind. Rufen Sie mich an.« Die zweite war von Anne und enthielt sogar noch weniger Wörter. »Und? Wie war’s beim Präsidenten?«
    Nikotin kam aus dem Wohnzimmer gerannt und fing an, sich an den Beinen meiner schwarzen Anzughose zu reiben, die im Handumdrehen mit weißen Haaren übersät waren. Ich kniete mich vor sie und nahm sie spielerisch in den Schwitzkasten.
    »Weißt du, was ich heute gemacht habe, Nicky? Ich habe den Präsidenten geärgert.«
    Wie immer machte es ihr keine Mühe sich zu befreien, doch anstatt mich anzuspringen, setzte sie sich einfach hin und legte den Kopf schief.
    »Du hast schon richtig gehört«, sagte ich. »Wahrscheinlich stellt er gerade das Erschießungskommando für mich zusammen.«
    Ich wählte die Nummer, die Mann auf dem Anrufbeantworter hinterlassen hatte, und ließ es klingeln, während ich in die Küche ging, um mir etwas zu essen zu holen.
    »Larry Mann.«
    »Hallo, Larry. Trevor Barnett. Ich sollte Sie zurückrufen.«
    »Wie geht es Ihnen, Trevor? Ihnen ist doch nichts passiert, oder? Und was ist mit Ihrer Assistentin?«
    Von all den Leuten, die mir diese Frage gestellt hatten, hörte er sich als Einziger so an, als würde ihn die Antwort darauf interessieren. Wahrscheinlich war es nur Fassade, aber er hatte wenigstens den Anstand, so zu tun, als ob ihm etwas daran lag.
    »Uns ist nichts passiert. Wir sind ein bisschen durcheinander, aber keiner von uns beiden ist verletzt worden.«
    »Das freut mich. Und was war bei Anderson?«
    »Ich glaube nicht, dass ich mit Ihnen darüber sprechen darf.«
    »Wie wär’s mit einer Zusammenfassung?«
    »Ich glaube nicht, dass es zu einer Lösung des Problems gekommen ist.«
    »Trainer hat große Töne gespuckt, und Anderson ist ausgerastet.«
    »Das haben Sie gesagt.«
    »Schon klar.«
    »Und wie sieht es bei Ihnen aus, Larry?«
    »Es könnte schlimmer sein. Die Banken verhalten sich noch abwartend – Tabak ist ihr Basisgeschäft. Das und die Hilfsleistungen der Firma sorgen dafür, dass es meinen Leute nicht allzu schlecht geht. Allerdings könnte sich das schnell ändern.«
    »Haben Sie die Leute erwischt, die Zigaretten aus unseren Lagerhäusern mitgehen lassen?«
    Er lachte. »Nein, aber wir arbeiten dran. Ich halte Sie auf dem Laufenden. Haben Sie schon die Nachrichten gesehen?«
    »Nein.«
    »Erinnern Sie sich noch an die Lehrerin – die aus dem Prozess in Montana? Als sie heute in den Gerichtssaal gekommen ist, wie immer im Rollstuhl und mit Sauerstoffflasche, ist sie von einigen Leuten ausgebuht worden.«
    »Das darf doch wohl nicht wahr sein.« Ich war entsetzt.
    »Ist es aber. Die Stimmung im Land wird ziemlich eigenartig. Selbst ich gehe nicht mehr in die Öffentlichkeit, wenn es sich vermeiden lässt. Ich bin mir einfach nicht mehr sicher, ob man mir auf den Rücken klopfen oder mich erschießen wird.«
    »Erzählen Sie mir mehr darüber.«
    »Ich habe mich heute mit Senator Randal getroffen. Er hat mir doch tatsächlich einzureden versucht, dass er die Grundlagen für Ihr Treffen mit dem Präsidenten gelegt hat. Und dass er dafür sorgen wird, dass wir wieder an die Arbeit gehen können.«
    »Ich glaube, die Sache ist inzwischen eine Nummer zu groß für Randal. An Ihrer Stelle würde ich mich nicht darauf verlassen,

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