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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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von den Kursgewinnen und Dividenden, die jedes Jahr an ihn ausgezahlt werden. Wenn es keine gibt, muss er arbeiten, wie der Rest von uns.«
    Ich glaubte, mich verhört zu haben.
    »Mr Barnett?«, fragte Flag. »Ist das wahr?«
    Wie war Scalia an diese Information gekommen? Ich musste sofort an Anne denken, doch dann fiel mir ein, dass wir die ganze Zeit zusammen gewesen waren, nachdem ich ihr von dem Trust erzählt hatte.
    »Es ist richtig, dass ich Tabakaktien geerbt habe«, stammelte ich. »Aber es ist keine große Summe.«
    Ich hörte, wie Scalia lachte. »Keine große Summe für jemanden aus der Vorstandsetage eines Tabakunternehmens. Aber ich glaube, dass der Durchschnittsamerikaner, der Knochenarbeit leistet, um seine Kinder ernähren zu können, sieben Millionen Dollar für ziemlich viel Geld halten wird.«
    Mein Elan war vollkommen verschwunden, und ich war nicht so klug, einfach den Mund zu halten. »Es ist nicht einmal annähernd so viel! Und es gibt gar keine Dividenden oder Kursgewinne, daher …«
    »Aber wenn Sie Ihre Verantwortung auf Ihre Opfer abwälzen und dadurch den Umsatz erhöhen können, würde es welche geben, nicht wahr? Dann wären Sie wieder reich.«
    »Ich …«
    »Es macht mir Angst, dass es Leute wie Sie gibt, Mr Barnett. Leute, die den Tod von Millionen von Menschen verursachen, nur um ihr Einkommen aus Kapitalvermögen zu sichern. Ich möchte allen Zuschauern dieser Talkshow etwas sagen: Hören Sie auf zu rauchen, dann werden Sie vielleicht überleben. Rauchen Sie weiter, und Mr Barnett kann sich eine Jacht kaufen.«
    »Das ist nicht wahr!«, sagte ich viel zu laut in mein Mikrofon.
    »Nein? Dann erklären Sie mir doch mal, warum es nicht wahr ist.«
    Wie sollte ich es erklären? Wie sollte ich mein ganzes Leben, meine Erbschaft, meinen Vater, meinen Job erklären? Wie sollte ich etwas erklären, was ich noch nicht einmal selbst so richtig verstanden hatte?
    »Wissen Sie was?« Ich riss mir den Ohrknopf heraus und stand auf. »Diesen Mist muss ich mir nicht anhören.«
     
    »Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Sie sehen nicht so gut aus.«
    Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte ich, dass Anne mich ausgiebig musterte. Ihre Miene ließ mich an jemanden denken, der ein angefahrenes Tier am Straßenrand untersucht.
    »Mir geht es gut«, sagte ich, während ich eine Zigarette aus einer Packung auf dem Armaturenbrett holte und anzündete. Ich wollte sie nicht bitten zu gehen, weil ich dachte, dass wir uns jetzt vielleicht zum letzten Mal sahen. Das würde schon der Zigarettenrauch für mich übernehmen.
    »Warum tun Sie das?«
    »Was?«
    »Rauchen.«
    »Weil man es von mir erwartet.«
    »Geht es wirklich darum? Oder tun Sie es, weil Sie glauben, dass man Sie nicht mehr zur Verantwortung ziehen kann, wenn Sie sich genauso schnell umbringen wie alle anderen?«
    »Anne, bitte – es reicht, ja? Ich habe es gerade geschafft, innerhalb einer halben Stunde meinen Job und mein Selbstvertrauen zu verlieren. Vielleicht haben Sie ja recht, und ich nehme tatsächlich mehr, als ich gebe. Aber für heute habe ich genug eingesteckt.«
    »Sie werden einen anderen Job finden. Und wahrscheinlich ist es gar nicht so schwierig, wie Sie jetzt denken.«
    »Soll das ein Witz sein? Ich war gerade in einer landesweit ausgestrahlten Talkshow und habe ohne jeden Zweifel bewiesen, dass ich über einen direkten Draht zum Teufel höchstpersönlich verfüge. Ich glaube nicht, dass man mich mit Jobangeboten überhäufen wird.«
    Sie machte die Tür auf und stieg aus, wobei ein Schwall sauberer, feuchter Luft hereinkam. Während ich zusah, wie sie um das Auto herum durch das Licht der Scheinwerfer ging, wurde mir klar, dass sich meine Gedanken selbst nach allem, was passiert war, vor allem um Ian Kingwell drehten.
    Auf dem Flug nach Hause, auf dem wir so gut wie kein Wort miteinander gewechselt hatten, hatte ich angefangen, darüber nachzudenken, weshalb ich Anne wirklich zu Kingwell mitgenommen hatte. Was hatte ich damit zu erreichen versucht? Doch nur, so hatte ich zu mir gesagt, dass sie mich sympathischer fand. War das die Wahrheit, oder hatte ich mir unbewusst etwas einfallen lassen, um ihr zu beweisen, dass ich gar nicht einmal so mies war? Hatte ich ihr beweisen wollen, dass sogar der große lan Kingwell käuflich war?
    Was war nur aus mir geworden? Ich hatte Fehler, aber ich war nie ein boshafter Mensch gewesen. Doch jetzt, nach ein paar Tagen, in denen ich mich in der Vorstandsetage der Firma getummelt hatte, hetzte

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