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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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überhaupt noch etwas übrig bleiben würde.
    »Guten Morgen, Mr Barnett.«
    Miss Davenport hatte auch einen Karton – er war nicht ganz so schön wie meiner, enthielt aber schon den Inhalt ihres Schreibtisches. Mir wurde plötzlich klar, dass ich mir überhaupt keine Gedanken darüber gemacht hatte, was das Ganze für sie bedeutete.
    »Miss Davenport, ich …«
    Wie so oft ließ sie mich nicht ausreden.
    »Sue Jensen in der Buchhaltung hat mir einen Job angeboten. Ich habe ihn angenommen.«
    »Sie ist sehr nett«, erwiderte ich. Ich war froh, dass Miss Davenport einen Weg gefunden hatte, um auf den Füßen zu landen. Sie nahm ihren Karton, drehte sich um und ging. Und das war es auch schon – das Ende einer zwei Jahre dauernden Zusammenarbeit. Es war schon merkwürdig, aber das war das letzte Mal, dass ich Miss Davenport in der Firma sah.
     
    Es stellte sich dann heraus, dass ich meinen Karton gar nicht brauchte.
    Als ich in mein Büro kam, war es so gut wie leer. Mein Stuhl war noch da, der Schreibtisch auch, aber alle Schubladen waren aufgezogen und ausgeräumt. Meine Tasse, mein Kalender mit Motiven amerikanischer Nationalparks (dieser Monat war Yellowstone gewesen), meine CDs, mein Terminkalender – alles weg. Selbst meine Plakate, die den gesundheitlichen Nutzen von Zigaretten so oft betonten, wie es nur irgendwie ging, und das patriotische Werbeplakat für Lucky Strike waren verschwunden und hatten lediglich feine, graue Umrisse an der Wand hinterlassen.
    Ich setzte mich und versuchte zu unterdrücken, dass mir die Situation immer peinlicher wurde. Draußen im Großraumbüro hatte sicher jeder mitbekommen, wie die Sicherheitsbeamten meine Sachen zusammengepackt hatten, und jetzt warteten sie nur darauf, dass man mich holen und hinausbegleiten würde. Es war wahrscheinlich klüger, wenn ich mich einfach davonschlich – solange ich das noch konnte.
    Ich war schon fast aus der Tür, als mein Telefon, das jetzt auf dem Boden stand, zu klingeln begann. Ich zögerte, nahm dann aber den Hörer ab.
    »Hallo?«
    »Trevor?«
    »Anne?«
    »Ich habe mir schon Sorgen gemacht und versucht, Sie zu Hause zu erreichen, leider erfolglos. Ich war mir nicht sicher, ob Sie heute ins Büro gehen würden.«
    »Ich auch nicht.«
    »Wahrscheinlich haben alle Sie im Fernsehen gesehen.«
    Ich sah mich in meinem ausgeräumten Büro um. »Das glaube ich auch. Ich warte nur noch darauf, dass die Sicherheitsbeamten kommen und mich rauswerfen.«
    Am anderen Ende entstand eine kleine Pause. »Und? Wie fühlt es sich an?«, sagte sie schließlich.
    Zuerst dachte ich, es wäre sarkastisch gemeint, doch sie klang wirklich so, als würde sie sich Sorgen um mich machen. Ich drehte mich mit dem Rücken zur Tür und sprach leiser. »Ich weiß es wirklich nicht. Irgendwie betäubt. Der Status quo war zwar noch nie sehr berauschend für mich, aber er war mir wenigstens vertraut, wenn Sie wissen, was ich damit meine.«
    »Was werden Sie jetzt tun?«
    »Wahrscheinlich auf Jobsuche gehen. Sie brauchen nicht zufällig Verstärkung, oder?«
    Sie lachte. »Wenn ich Sie wäre, würde ich mich zurzeit nicht hier blicken lassen. John hat sich das Video von Ihnen und Scalia ungefähr zehn Mal angesehen. Ich glaube, er versucht immer noch herauszufinden, auf welcher Seite Sie stehen.«
    »Eigentlich sollte er sich doch freuen. Scalia hat mich und alle anderen in der Tabakindustrie wie komplette Idioten aussehen lassen.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher, Trevor. Ich glaube, Johns Lieblingsstelle in der Talkshow ist die, an der Sie andeuten, dass Scalia Teil des Problems ist, weil er so dick ist. Aber das würde er natürlich nie zugeben.«
    »Was halten Sie davon, wenn wir …«
    Ich hatte nicht bemerkt, dass jemand hereingekommen war. Plötzlich wurde mir der Hörer aus der Hand gerissen und auf die Gabel geknallt.
    Ich drehte mich in meinem Stuhl herum und wollte schon anfangen, mich gegen eine Übermacht von Sicherheitsbeamten zu wehren, doch der Mann, dem ich mich gegenübersah, verhieß weitaus Schlimmeres.
    »Dad …«
    »Was, zum Teufel, hat dich eigentlich geritten, an einer landesweit ausgestrahlten Talkshow teilzunehmen und vorzuschlagen, dass man so gut wie alles, was Terra produziert, gesetzlich verbieten sollte?«
    »Ich …«
    »Und dann läufst du auch noch davon und gibst Scalia die Gelegenheit, den Zuschauern fünfzehn Minuten lang seinen Standpunkt ohne jede Gegenrede einzuhämmern?«
    Ich musste meinen Stuhl ein Stück nach hinten

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