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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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ich Anne auf den wehrlosen Dr Jacobs und raubte ihr dann ihre Helden.
    Ich ließ das Fenster herunter. »Anne?«
    Sie blieb stehen und drehte sich um.
    »Es … es tut mir leid wegen heute.«
    Ihren Gesichtsausdruck konnte ich nicht erkennen, aber ich spürte, dass sie mich so aufmerksam ansah wie noch nie.
    »Haben Sie sich heute eigentlich zugehört, Trevor? Als Sie mit Scalia gesprochen haben?«
    »Ich weiß nicht. Nein, eigentlich nicht. Ich war viel zu nervös.«
    »Das ist schade. Denn einiges von dem, was Sie gesagt haben, war es wirklich wert, gehört zu werden.«

SIEBZEHN
    Es war mein Lieblingskarton: bequeme Griffe, geräumig, stabil. Gestern Abend hatte ich den Weihnachtsschmuck, den ich darin aufbewahrte, herausgenommen, und jetzt trug ich ihn wie einen Schild vor mich her, während ich durch das Großraumbüro auf mein Büro zuging. Die Schüchternheit, an der meine Kollegen seit Neuestem zu leiden schienen, hatte sich offenbar wieder etwas gelegt, denn sie hoben den Kopf und sahen zu, wie ich an ihnen vorbeilief.
    Am Abend vorher war ich am Tiefpunkt meines Lebens angelangt und dachte daher allen Ernstes, dass es ab jetzt nur noch aufwärts gehen konnte. Natürlich hatte ich Angst, aber Depressionen hatte ich noch nicht entwickelt. Die Leute in meiner Abteilung hatten sowieso schon bewiesen, dass ich für sie nicht mehr war als eine Kuriosität, und den Verlust ihres Vertrauens hatte ich bereits ausgiebig betrauert. Anne schien irgendwie verwirrt zu sein, was mich anging, was ich für einen enormen Fortschritt hielt, denn zuvor hatte sie mir ganz offen ihre Verachtung gezeigt.
    Heute war der erste Tag meines neuen Lebens, wie man das so schön sagte.
    Ich konnte schon die Tür meines Büros sehen, als mir plötzlich der Weg versperrt wurde.
    »Hallo, Stan. Was ist los?«
    »Was, zum Teufel, hast du dir dabei gedacht?« Das war seit einer Woche die erste ehrliche Reaktion, die er mir gegenüber zeigte. Mein Auftritt im Fernsehen und der Karton in meiner Hand mussten sämtliche Zweifel über meinen Status in der Firma aus dem Weg geräumt haben.
    »Ich …«
    »Was, zum Teufel, hast du dir dabei gedacht?« Dieses Mal brüllte er fast.
    Hinter mir raschelte es, als sich die anderen an die Raumteiler vor ihren Arbeitsplätzen stellten, um uns zu beobachten.
    »Uns sitzen die Gerichte im Nacken, mit einem Urteil, das uns in den Bankrott treiben könnte, und du machst Witze darüber, dass wir unsere Kunden umbringen, und schlägst auch noch vor, dass Zigaretten verboten werden sollen?«
    »Stan, komm schon. Du …«
    »Aber dir ist es ja egal, wenn hier alles den Bach runtergeht. Du hast ja deine sieben Millionen, stimmt’s? Aber ich nicht!« Er fuchtelte wild in der Gegend herum. »Keiner von uns hat sieben Millionen! Wir haben Kinder, die aufs College wollen, und Hypotheken – aber davon hast du ja keine Ahnung.«
    Ich behauptete tapfer meine Stellung, stellte aber fest, dass ich hinter meinem Karton immer kleiner wurde. Die irrationale Panik, die einen überfällt, wenn man das Ende einer vertrauten Routine kommen sieht, kann einiges anrichten. Das wusste ich so gut wie jeder andere.
    »Was ich im Fernsehen gesagt habe, hat keinen Einfluss auf den Spruch der Geschworenen in Montana oder deinen Job hier, Stan.«
    »Du glaubst also nicht, dass Scalia und die anderen uns in die Pfanne hauen können? Wahrscheinlich kannst du dir leisten, das zu glauben, was du willst.«
    »Da täuschst du dich vielleicht«, sagte ich. Dann wollte ich um ihn herumgehen.
    Stan überraschte mich, indem er seinen dicken Arm ausstreckte und mir den Weg versperrte. »Ich werde dir jetzt mal was über Scalia sagen. Er nennt die Dinge beim Namen. Seit Jahren rennst du hier rum und versuchst zu beweisen, dass du einer von uns bist, aber Scalia hat es innerhalb von zehn Minuten geschafft, dich als das verwöhnte Kind zu entlarven, das du in Wirklichkeit bist.«
    Ich sah mir die Gesichter der Leute an, die uns beobachteten. Es waren nicht die Gesichter meiner besten Freunde oder Seelenverwandten, aber die Gesichter von Leuten, die nach Büroschluss in meinem Büro gesessen und mir irgendwelchen Mist erzählt hatten, Leute, bei denen ich zu Hause gewesen war, Leute, von denen ich wusste, wie ihre Kinder hießen und welche Noten sie in der Schule hatten.
    Stan zog seinen Arm zurück, und ich ging weiter in mein Büro, während ich mich leicht verwirrt fühlte. Alles, was mir vertraut war, löste sich auf, und ich war nicht sicher, ob

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