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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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laufen.«
    »Verdammt noch mal, Paul!«, brüllte Randal. »Du kannst doch nicht einfach so eine Bombe platzen lassen! Nicht ausgerechnet jetzt!«
    »Ich könnte mir keinen besseren Zeitpunkt dafür vorstellen.«
    Ich interessiere mich nicht besonders für Politik – genau genommen habe ich noch nie in meinem Leben gewählt. Und daher war mir auch nicht bewusst gewesen, dass gerade Wahlen vor der Tür standen. Berücksichtigte man dann noch die schleppende Wirtschaft und die Abhängigkeit des Staates vom Geld der Tabakindustrie, standen eine Menge Leute mit dem Rücken zur Wand. Eine Menge sehr gefährlicher und sehr mächtiger Leute.
    Senator Packer, ein überraschend höflicher und gemäßigter Mann (für einen Politiker aus den Südstaaten), legte seinem Kollegen eine Hand auf die Schulter. »Mr Trainer«, sagte er. »Ich glaube, wir sind uns alle darüber einig, dass wir diese Sache nicht in den nächsten Stunden lösen werden. Aber wir müssen ein paar von unseren Leuten wieder zum Arbeiten bekommen. Was ist mit den Exporten? Das hat mit Ihren juristischen Problemen nichts zu tun. Warum lassen Sie die Produktion und den Vertrieb nicht für den Export weiterlaufen?«
    Trainer sagte gar nichts und machte einen sehr desinteressierten Eindruck. Politiker gingen gern Kompromisse ein, doch Vorstandsvorsitzende hassten sie wie die Pest. Ich hatte vermutlich schon viel zu viel Zeit damit verbracht, über die vielen Leute nachzugrübeln, denen man jetzt ihre Zigaretten vorenthielt, aber bis jetzt hatte ich noch keinen Gedanken an die ungeheuren wirtschaftlichen und politischen Folgen verschwendet. Die Dimensionen waren einfach viel zu groß für mich.
    Die Tür des Sitzungsraums ging auf, und es hätte mich nicht im Geringsten überrascht, wenn der Präsident der Vereinigten Staaten, ein wütender Mob oder ein Hinrichtungskommando hereingestürmt wären. Aber ich war nicht daraufgefasst, dass eine freundlich lächelnde Anne Kimball mit einem Tablett gezuckerter Doughnuts und Kaffee auf dem Arm hereinkam.
    Trainer stand auf. Das tat er immer, wenn eine Dame den Raum betrat. »Ich möchte Ihnen Anne Kimball vorstellen, Trevors neue Assistentin«, sagte er. Was sämtliche Anwesenden dazu zwang, eine höfliche Begrüßung zu murmeln.
    Sie stellte das Tablett auf den Tisch und sah geradewegs durch mich hindurch. »Ihre Lieblings-Doughnuts.«
    Ich saß da wie ein Idiot, der herauszufinden versuchte, wie lange ihm seine Kinnlade herunterhängen konnte.
    Anne wandte sich an Trainer. »Kann ich Ihnen sonst noch etwas bringen?«
    »Nein, danke, Anne. Ich glaube, wir kommen dann allein zurecht.«
    Ich sah zu, wie sie durch die Tür verschwand, wahrend sich Trainer einen Kaffee eingoss und einen Doughnut nahm.
    »Die Raucher organisieren sich ziemlich schnell«, sagte er. »Dazu kommen noch einige Schauspieler und Musiker, die auf das Freiheitsmotto angesprungen sind, auf das wir uns konzentrieren werden.«
    Randal versuchte etwas zu sagen, aber Trainer hinderte ihn mit einer zuckerbestäubten Hand daran.
    »Die Anti-Tabak-Lobby hat sich in den letzten vierundzwanzig Stunden quasi selbst aufgelöst – wir haben ihnen klargemacht, dass wir die jährlichen Zahlungen aus dem Vergleich, die nächste Woche fällig sind, nicht leisten werden, und jetzt überlegen sie verzweifelt, wie sie sich am Leben halten sollen.« Er sah zu mir herüber. »Außerdem habe ich erfahren, dass Angus Scalias Haus von einer Gruppe von Demonstranten belagert wird, die ihn als Faschisten beschimpfen. Jetzt bekommt er es mit gleicher Münze heimgezahlt, finden Sie nicht auch?« Er wandte sich wieder an Randal. »Und was die Nichtraucher angeht – die Mehrheit von ihnen will nicht akzeptieren, dass Erwachsenen ihre Rechte weggenommen werden. Und daher, Fred, würde ich doch sagen, dass ich nicht der Einzige bin, der in der Klemme steckt. Was dieses Thema angeht, so hatte das politische Establishment bisher keinen einzigen Feind auf der Welt – doch jetzt hat es keinen einzigen Freund mehr. Ich halte das für eine sehr bedenkliche Entwicklung.«
    »Soll das eine Drohung sein?«, entgegnete Randal.
    »Überhaupt nicht. Das wird für uns alle eine schwierige Zeit werden, aber ich möchte betonen, dass wir alle im gleichen Boot sitzen und nach einer für alle Beteiligten gerechten und dauerhaften Lösung suchen. Wir wollen, dass den Leuten die Gefahren des Rauchens bewusst werden, und dass sie die Verantwortung für ihr Handeln übernehmen. Das ist nicht zu

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