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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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Lieferservice bringen.«
    Ich fragte nicht weiter wegen des Essens vom Lieferservice. Die logische Schlussfolgerung wäre gewesen, dass mich jemand vergiften wollte. Aber der Blonde war einfach nur gründlich. Er glaubte doch wohl nicht im Ernst, dass jemand auf so eine Idee kam …
     
    »Es sieht ganz danach aus, als würde sich da unten alles wunschgemäß entwickeln.«
    Wie befohlen war ich direkt in Paul Trainers Büro gegangen. Er war auf seinen Schreibtisch geklettert und sah von dort oben auf die Gehsteige hinunter, auf denen sich die Demonstranten drängten. Es war das erste Mal, dass ich ihn ohne Anzugjacke sah. Das weiße Hemd war am Kragen aufgeknöpft, die Krawatte fehlte. Kampfkleidung.
    »Lust!«, brüllte er ohne mich anzusehen. »Seit dem Zeitpunkt, als unsere jämmerliche Spezies zum ersten Mal einen klaren Gedanken fassen konnte, fragen sich die Leute, was der Sinn des Ganzen ist …«
    »Der Sinn von was?«
    »Der Sinn des Lebens«, sagte er nachdrücklich. »Die Antwort auf die Frage, warum wir existieren.«
    Er drehte sich um und stand da, als wäre er auf einer Bühne. »Je älter ich werde, desto mehr komme ich zu der Überzeugung, dass es Lust ist, pure, einfache Lust. Wir sind auf der Erde, um uns lebendig zu fühlen. Das ist alles.«
    Ich ging ein paar Schritte auf ihn zu, und er sah auf mich herab wie gerade eben auf die Demonstranten. »Was fühlen Sie, Trevor?«
    Ich war mir nicht sicher, was ich fühlte. Aber was immer es auch war, es fühlte sich falsch an – als wären die Gefühle eines anderen in meinen Körper eingedrungen, der sich nun mit aller Macht dagegen wehrte.
    »Als ob ein Viertel der amerikanischen Bevölkerung meinen Tod wollte«, erwiderte ich schließlich.
    »Das hört sich jetzt aber verdächtig nach ›das Glas ist halb leer‹ an.«
    »Soll das etwa heißen, ich soll mich darauf konzentrieren, dass die restlichen drei Viertel der amerikanischen Bevölkerung mich nicht umbringen wollen?«
    »So gefallen Sie mir!« Er streckte mir seine Hand entgegen, und ich half ihm vom Schreibtisch herunter.
    »Wie wäre es mit einer Gehaltserhöhung, Trevor? Könnte Sie das etwas aufmuntern?«
    »Wie bitte?«
    »Wie viel wollen Sie? Wie viel sind Sie Ihrer Meinung nach als Vizepräsident für Strategie und Planung wert?«
    »Ähm … hunderttausend Dollar?«
    Trainer sah aus, als würde ihm etwas wehtun. »Großer Gott. Wie war das mit den vielen Leuten, die Sie tot sehen wollen?«
    »Plus Aktienoptionen und vier Wochen Urlaub?«
    »Warum machen wir nicht einfach zweihundertfünfzigtausend daraus? Außerdem werden wir Ihnen in den nächsten Tagen ein hübsches Paket mit Zusatzleistungen zusammenstellen. Wie hört sich das an?« Er hielt mir seine Hand hin, während ich zu begreifen versuchte, dass ich ab jetzt zweihundertfünfzigtausend Dollar im Jahr verdienen würde. Ich musste an mein Gespräch mit Anne vom Abend vorher denken, und wie ich ihr gesagt hatte, dass die Tabakindustrie die Anti-Tabak-Lobbyisten finanzierte – dass sie diese Leute von ihrem Geld abhängig machte. Jetzt versuchte Trainer das Gleiche bei mir.
    Ich nahm seine Hand, und er schüttelte sie energisch. »Weiter so, Trevor«, sagte er. »Sie werden in Zukunft noch viel mehr verdienen können.«
     
    Trotz der Größe des Raums wurde nur die von mir am weitesten entfernt liegende Ecke benutzt. Dort hatten die Senatoren Randal, Packer und Wakely meinen Vater an die Wand gestellt. Wenn es eine dunkle Gasse anstelle des luxuriös ausgestatteten Sitzungsraums von Terra gewesen wäre, hätte ich gedacht, sie würden versuchen, ihm die Uhr zu stehlen.
    »Paul, was, zum Teufel, ist hier los? Warum hat man uns nichts davon gesagt?«
    Fred Randal war ein recht sonderbar aussehender Mann mit einem zu groß wirkenden Kopf, der auf seinen kantigen Schultern saß wie ein geologisches Merkmal aus einem Road-Runner-Zeichentrickfilm. Heute war die Ähnlichkeit wegen seiner dunkelroten Gesichtsfarbe noch stärker als sonst.
    »Jetzt reg dich erst mal ab, Fred. Warum setzen wir uns nicht und reden über das Ganze?«
    Mein Vater drückte sich an den Senatoren vorbei und setzte sich links von Trainer an den Tisch, da ich schon den Stuhl rechts von ihm genommen hatte. Wir wollten beide so nah wie möglich bei unserer Schutzmacht sein – und so weit wie möglich von den Politikern entfernt, die uns böse anstarrten.
    »Haben Sie heute schon Zeitung gelesen?«, sagte Trainer, während er auf eine New York Times wies, die mitten

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