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Das achte Opfer

Das achte Opfer

Titel: Das achte Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Elbestraße an«, sagte die Kommissarin. »Mal sehen, wie viele unserer Mädels schon wach sind.«
    Sie betraten das erste Haus in der Elbestraße, ein sechsstöckiger Bau aus der Jahrhundertwende, stiegen drei Treppen hinauf und gelangten in den engen, dunklen Flur. Zwei Männer kamen ihnen entgegen, zwängten sich an ihnen vorbei. Es war heiß, der typische Bordellgeruch hatte sich in jeder Ritze des alten Gemäuers festgesetzt. Vom Erdgeschoß gelangte man in einen Hinterhof, in dem vier riesige, jetzt überquellende Müllcontainer standen. Sie warfen einen kurzen Blick auf den Hof, wandten sich wieder um und gingen die Treppe hoch in den ersten Stock, wo sich die Zimmer der Huren befanden. Von den zehn Türen waren acht geöffnet, aus einigen drang laute Musik, während sich ein paar Huren aufgeregt unterhielten. Als sie die Kommissarin und Hellmer erblickten, verstummten die Gespräche sofort. Eine der Huren kam wild gestikulierend auf sie zu und sagte in gebrochenem Deutsch: »Keine Frauen, nix Frauen hier!«
    Julia Durant holte ihren Dienstausweis aus der Tasche und hielt ihn der Frau, einer fülligen, viel zu grell geschminkten, blonden Mittdreißigerin, deren gewaltiger Busen von einem Hauch von Stoff zusammengehalten wurde, schweigend unter die Nase. Die Frau hielt sofort inne, ihr Blick wurde ängstlich.
    »Wir haben nur ein paar Fragen«, sagte die Kommissarin ruhig. »Sie brauchen keine Angst zu haben. Aber wir würden Ihnen die Fragen gern einzeln stellen. Fangen wir gleich bei Ihnen an – können wir in Ihr Zimmer gehen?«
    »Ja«, sagte die Angesprochene mit einem Mal ruhig. »Hier, bitte.« Sie betraten das Zimmer, schlossen die Tür hinter sich. Die Frau stand gegen die Tür gelehnt, ihr Blick drückte Mißtrauen aus. Im Zimmer befanden sich ein Bett, einStuhl, ein Schminktisch und ein großer Spiegel sowie ein etwa ein Meter breiter Schrank, der verschlossen war. Auf einem kleinen Tisch neben dem Bett stand ein Foto, das offensichtlich die Familie der Hure zeigte. Andenken, vielleicht das einzige, was ihr von der Heimat geblieben war.
    »Wie heißen Sie?« fragte Julia Durant mit sanfter Stimme.
    »Iwanka.«
    »Sie sind Russin?«
    »Ja, aus Weißrußland.«
    »Okay, mehr will ich von Ihnen gar nicht wissen. Ich möchte nur eines – sehen Sie sich bitte die Bilder an, die mein Kollege Ihnen gleich zeigen wird, und sagen Sie uns, ob Sie einen oder mehrere der Männer erkennen.«
    Hellmer stellte sich neben Iwanka und zeigte ihr ein Foto nach dem anderen. Die Kommissarin beobachtete jede Reaktion im Gesicht der Frau, die leicht zitterte, obgleich es in dem Zimmer sehr warm war. Nach wenigen Sekunden sagte sie: »Nein, kenne ich keine von die Männer.« Während sie das sagte, hielt sie den Blick gesenkt, um Julia Durant nicht ansehen zu müssen.
    »Sie haben also noch nie einen von ihnen hier gesehen?«
    »Nein, niemals«, erwiderte sie, den Blick noch immer gesenkt haltend.
    »In Ordnung, dann werden wir Ihre Kolleginnen befragen.«
    Sie betraten wieder den Flur, ein bulliger Mann mit kaltem Blick kam ihnen entgegen.
    »Was wollen Sie von meinen Mädchen? Wissen Sie nicht, daß Frauen hier keinen Zutritt haben?« blaffte er Julia Durant und Hellmer an.
    »Wer sind Sie? Der Pächter?« fragte Hellmer kalt und scharf.
    »Und wen geht das was an?«
    »Uns, die Polizei. Und wir werden jetzt eine Dame nach deranderen befragen, wenn’s gestattet ist. Und wenn nicht, dann tun wir’s trotzdem. Ist das in Ihren kahlrasierten Schädel gedrungen?«
    »Lassen Sie bloß meine Mädels zufrieden …«
    »Hören Sie zu, guter Mann«, sagte Hellmer mit ungewohnt scharfem Ton, »wenn Sie nicht unverzüglich den Abgang machen, schmeiße ich Sie eigenhändig die Treppe runter. Was halten Sie davon? Also, wird’s bald?!« Der Mann sah Hellmer wütend an, ballte die Fäuste, als wollte er gleich zuschlagen, besann sich dann aber doch, machte kehrt, doch Hellmers Stimme hielt ihn zurück. »Ach ja, bevor ich’s vergesse, ich hätte gern Ihre Personalien und den Pächternachweis. Es reicht aber, wenn Sie uns diese Angaben geben, nachdem wir
Ihre
Mädels befragt haben. So, und jetzt können Sie gehen.«
    Nachdem der Mann verschwunden war, sah Julia Durant ihren Kollegen grinsend von der Seite an. »Hey, hey, so kenne ich dich gar nicht. Seit wann bist du so aggressiv?«
    »Solche gottverdammten Schweinstypen kotzen mich einfach an. Spricht von seinen Mädels, als wären sie sein Eigentum … Was sie wahrscheinlich auch

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