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Das Aktmodell

Das Aktmodell

Titel: Das Aktmodell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jina Bacarr
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meinen Beinen berührte, meine Lippen zur Seite schob und einen Finger in mich einführte …
    Doch dann war er plötzlich verschwunden.
    Wohin?
    Und wo zum Teufel bin ich?
    Ich glaube, es ist an der Zeit, dass ich das herausfinde.
    Mit schwingenden Armen mache ich mich auf den Weg. So ganz ohne Höschen reiben meine Schenkel aneinander. Mit brennenden Füßen laufe ich die Rue Saint-Merri entlang und schaue überall gleichzeitig hin.
    Ich sehe ein paar elektrische Lichter, die die schmalen Gassen notdürftig beleuchten. Ansonsten sind es vor allem die Gaslaternen der größeren Häuser, die ein gelbes Licht über das Kopfsteinpflaster werfen und überall dunkle Schatten entstehen lassen. Ein außergewöhnlicher Hauch, kaum ein Nebel, bedeckt alles wie ein zarter Schleier.
    An der Ecke steht ein Mann, der in einem großen Kessel rührt. Er nimmt seinen Fellhut ab und stellt den Kragen seines Mantels hoch, während er die heißen Maronen in seiner Pfanne wendet. Der Geruch von Nüssen weht über die Straße und verführt mich zum Anhalten, und fast stelle ich all die Fragen, die mir auf der Zunge liegen. Aber ich halte mich zurück. Ich will erst mehr sehen.
    Ich werde nicht enttäuscht und sehe Pferdekarren, Leiterwagen, eine Kutsche und sogar ein einsames Fahrrad zu dieser frühen Stunde. Der Verkehr scheint hier keinen besonderen Regeln zu gehorchen. Ich höre das Klappern von Pferdehufen, und eigentlich sollte man meinen, ich hätte jetzt endlich kapiert, was passiert ist, oder? Aber bei mir fällt der Groschen immer noch nicht. Es ist alles zu verwirrend.
    Ich gehe weiter und hülle mich enger in das rote Samtcape, um mich vor dem Morgenfrost zu schützen. Innen ist es mit glattem Seidensatin gefüttert, so samtig weich wie nackte Haut. Ich kuschle mich hinein und fühlte mich sündhaft elegant. Woher kommt es eigentlich?
    Als ich nach dem besten Orgasmus meines Lebens wieder zu mir gekommen bin, hüllte der Umhang mich von Kopf bis Fuß ein. Aber meine eigenen Kleider? Mein Geldgürtel, mein Pass – alles war verschwunden. Eine Frau braucht mehr als roten Samt, um ihren Weg nach Hause zu finden. Oder zu ihrem Hotel. Denn da will ich jetzt hin. Und ich werde zur Polizei gehen, um herauszufinden, was der alte Künstler mit meinen Sachen gemacht hat.
    Das Nachbeben des Orgasmus hält mich immer noch in seinen Fängen, ich fühle mich zittrig und schwach, als ob ich der Star in einer
Ménage à trois
gewesen wäre, doch ich weiß noch genau, was danach passiert ist.
    Das Studio lag ganz im Dunklen, und außer einer elektrischen Lampe mit einem durchsichtigen, zylinderförmigen Schirm gab es kein Licht. Eine
elektrische
Lampe? Nachdem ich den pinkfarbenen Chiffonschal bemerkte, den jemand darübergehängt hatte, um ein angenehmeres Licht zu schaffen, zweifelte ich daran. Spätestens jetzt hätte ich eigentlich wirklich darauf kommen müssen. Aber ich schob den Gedanken beiseite. Ich war viel zu fasziniert von der Garderobe mit den Kostümen, die ich fand: Petticoats, Strümpfe, Strapshalter, Schnürstiefel. Leider keine Unterwäsche. Aber in meiner momentanen Situation konnte ich nicht wählerisch sein. Ich zwängte mich in einen weißen Petticoat aus weißer und pinkfarbener Spitze. Darüber zog ich ein apricotfarbenes Kleid, so dünn, dass es fast transparent wirkte.
    Wie ein Teenager begann ich zu kichern, als ich zum ersten Mal bemerkte, dass meine Brüste nach oben zeigten und nicht nach unten hingen wie sonst. Meine harten Nippel zeichneten sich unter der Seide ab, als ob ich gerade mal neunzehn wäre.
    Ist das nicht auch der Sinn und Zweck teurer Wäsche? Dass man sich darin sinnlich und schlank fühlt?
    Oder war es etwas anderes? Hatte meine Verwandlung vielleicht mit schwarzer Magie zu tun?
    Als ich einen silbernen Gürtel umschnallte, merkte ich, dass sich auch meine Hüften schlanker anfühlten. Dann schlüpfte ich noch in ein Paar perlgrauer Schnürstiefel mit spitzem Absatz und hüllte mich in einen wunderschönen Samtumhang.
    Da es keine Spiegel gab, konnte ich nicht sehen, wie ich aussah. Aber alles schien perfekt zu passen. So als ob ich einige Pfunde verloren hätte.
    Sehr merkwürdig.
    Ich wollte fest daran glauben, dass der Zauber der Statue gewirkt hatte. Aber irgendwie konnte ich das einfach nicht. Noch nicht.
    Meine Wadenmuskeln krampfen, und ich fühle mich ganz steif, als ich so über den Boulevard laufe, darauf hoffend, dass ich endlich in die Rue Saint-Honoré komme. Der verblichene Mond am

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