Das Aktmodell
doch recht mit den Kräften der ägyptischen Statue. Das würde bedeuten … dass das alles hier kein Traum ist.
“Er kann jede Frau zu seiner Sklavin machen.” Die Lumpensammlerin starrt mich erwartungsvoll an.
“Jede Frau?”
Selbst eine Frau aus einem anderen Jahrhundert?
“Ja, Mademoiselle. Selbst eine Frau, so jung und schön, wie Ihr es seid.”
Jung und schön? Feuerrote Haare? Schmale Taille?
Bevor ich Zeit habe, mir darüber Gedanken zu machen, ob ich etwa meine Seele an den Teufel verkauft habe, um wieder jung und sexy zu sein, verliere ich die Balance, als die merkwürdige Kreatur meinen Arm nach hinten reißt und in meine Brüste kneift.
Jetzt reicht es mir aber! Ich versuche mein Gleichgewicht wiederzuerlangen und gebe ihr eine Ohrfeige. Einen Moment lang droht sie umzufallen, erholt sich dann aber erstaunlich rasch. Mit einem ekelhaften Grunzen wirft sie mich auf die Erde. Ich falle ziemlich hart und schlage so heftig auf, dass ich das Aufeinanderknallen meiner Zähne bis ins Hirn spüre. Bevor ich reagieren kann, ist sie bereits aufgesprungen, hat ihren Korb gepackt und das Weite gesucht. So schnell, dass ich ihr unmöglich folgen kann. Sie trägt Lederstiefel, die ihr passen. Dieses Glück habe ich leider nicht. Die Dame, deren Schuhe ich trage, hatte anscheinend nur vier Zehen.
Ich rufe der Alten noch hinterher, dass sie anhalten soll. Aber sie schaut nur zurück und lacht mich aus.
“So leicht kommt Ihr mir nicht davon!” Ich nehme die Verfolgung auf, aber die Alte zieht unbekümmert durch die Boulevards, als ob es ihr vollkommen egal wäre, ob ich sie einhole oder nicht. Sie kennt die Straßen besser als ich, aber ich darf sie nicht aus den Augen verlieren. Sie ist meine einzige Verbindung zu Paul Borquet.
Ich beschleunige meinen Schritt und gehe bis an meine körperlichen Grenzen. Rote Flecken tanzen vor meinen Augen und sagen mir, dass ich kurz vor dem Zusammenbruch stehe, aber ähnlich wie guter Sex hat Wut eine ungeheure Kraft und gibt einem enorme Ausdauer. Ich schnappe noch nicht einmal nach Luft.
Da ist sie wieder. Ungefähr zehn Meter vor mir.
Meine langen Beine laufen wie von selbst, die Arme fliegen durch die Luft, mein rotes Samtkleid weht um meine nackten Beine wie die Flagge eines Schlachtschiffs. Ich bin weiß Gott kein Marathonläufer, aber wenn ich verzweifelt bin, dann schaffe ich alles.
Die Alte entschwindet in eine kleine Straße, die so eng ist, dass noch nicht mal ein Kinderwagen da hindurchpassen würde.
Der Adrenalinstoß treibt mich durch die Gassen. Wohin ist sie gegangen? Ist sie in einem Haus verschwunden? Nein, das kann nicht sein. Hier sieht alles ziemlich verschlossen aus. Wohin dann? Irgendwie erinnern mich diese Straßenszenen an einen alten
Film noir.
Einfache Reihenhäuser mit mehreren Etagen, zerbrochene Fenster und unebene Pflastersteine.
Die kühle Morgenluft streift meinen nackten Hals, und ich zittere. Feine Schweißperlen rinnen über meine Wangen und verharren auf meiner Unterlippe. Das Salz vermischt sich mit den Überresten meines pinkfarbenen Lipgloss. Ich lecke die Schweißtropfen weg und rümpfe meine Nase. Die Diebin ist leider verschwunden, und nur ihr ekliger Geruch liegt noch in der Luft.
Ich rase durch die Straßen und halte nach ihr Ausschau. Ich bin nicht paranoid genug, um mir vorstellen zu können, dass mir hier eine Falle gestellt wird. Ich schaue in einen Torweg und dann in den nächsten, immer bemüht, ihr auf den Fersen zu bleiben. Ich könnte schwören, dass sie mich aus ihrem Schlupfwinkel beobachtet und sich wahrscheinlich schieflacht über mich. Die wartet wahrscheinlich nur darauf, dass ich aufgebe.
Da kann sie lange warten.
Hast du mich verstanden, du altes Lumpenpack?
Da die Gasse ziemlich gewunden und eng ist, mit alten gotischen Steinverzierungen auf beiden Seiten, und da sie der einzige Fluchtweg zu sein scheint, den mein Auge erblickt, vertraue ich meinem weiblichen Instinkt. Ohne besondere Vorsicht biege in eine Seitengasse ein. Sie ist verlassen und totenstill. Ich wandere die Gasse hinauf und hinunter, mit jedem Schritt wage ich mich tiefer in die Dunkelheit. Jede Entschuldigung ist mir recht, um nicht ins Hotel zurückkehren zu müssen und mich meiner Mutter zu stellen. Und der französischen Polizei. Und damit diese aufregende Achterbahnfahrt zu beenden. Ich will das gute Gefühl, dass meinen Körper nach dem fantastischen Traumfick durchströmt, noch weiter genießen.
Es bringt mir einfach zu viel
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