Das Aktmodell

genauso wie ich ihn. Aber aus irgendeinem Grund hält er sich zurück. Warum? Als wenn er Gedanken lesen könnte, flüstert er mir ins Ohr, was er wirklich von mir möchte. Dabei streicht er mit der einen Hand liebevoll über mein Haar, und mit der anderen liebkost er meine Brüste. Ich kichere wie ein junges Mädchen. Er möchte meine Lebenssäfte in seinem Bild einfangen. Das ist so eine ungezogene Idee, aber andererseits sind wir hier in Paris.
    Von mir aus.
    Ich überwinde mich, zu sprechen. “Und wie möchtest du meinen Honig einsammeln?”
    Wortlos steckt er zwei Finger in meinen Pfirsich und bewegt sie vor und zurück, als hätte er alle Zeit der Welt.
    “Ganz einfach. Du bist ziemlich feucht,
ma belle.”
Er greift nach einem kleinen Tontöpfchen, das neben der Farbpalette steht. Es ist leer. Allerdings nicht mehr lange, wenn er mich weiterhin auf diese Weise berührt.
    “Ich bin nicht erstaunt darüber, dass deine Säfte so kräftig fließen”, sagt er. “
Tu es une hirondelle
, du bist eine … wie sagt man auf Englisch? Eine Rosenknospe.”
    Rosenknospe? Dieses Wort bringt mich zum Lächeln, aber es hält mich nicht ab. Kein bisschen. Ich weiß, was ich will.
    “Ich bin eine Frau, Paul”, flüstere ich ihm zu, verstört, dass er nur an meinen jugendlichen Säften interessiert ist. “Ich bin eine Frau, die von dir geliebt werden möchte.”
    “Du bist eine Göttin, und ich verehre dich”. Seine Stimme klingt rau und heiser.
    “Dann schlaf mit mir, Paul.” Auf keinen Fall lasse ich mir diesen starken und potenten jungen Mann entkommen. Auch wenn er im Moment offensichtlich die größere Kontrolle über das hat, was hier passiert, fühle ich mich verpflichtet, ihn zu verführen. Weil ich mir selbst beweisen will, dass ich noch begehrenswert bin? Weil ich ihm ein paar erotische Finessen zeigen möchte? Zum Beispiel, wie er meinen G-Punkt finden kann? Nicht dass ich wüsste, wo er sich befindet. David hat ihn nie entdeckt, aber ich habe ein Buch darüber gelesen. Wie eine Frau durch Stimulation dieses Punktes mit dem Finger mehrere Teelöffel Flüssigkeit ejakulieren kann.
    Hör einfach nicht auf, mich zu streicheln, Paul, und du wirst genügend Nektar für ein ganzes Bild bekommen.
    Sanft berührt er meine Wangen mit seinen Lippen, bevor er den heftig klopfenden Puls an der Seite meines Halses küsst und seine Arme so fest um mich schlingt, dass meine Brüste gegen seinen Oberkörper gedrückt werden. Ich halte ihn nicht auf. Mein Körper gehorcht dem sehnsüchtigen Verlangen, das ich seit dem Augenblick gespürt habe, als ich ihm in Les Halles in die Arme rannte.
    Ich widerstehe dem Bedürfnis, mich an ihm festzuhalten, ihm meine sündigen Wünsche ins Ohr zu flüstern und mich dann meinen Instinkten zu überlassen, um mich dem Wirbel von erotischen Seufzern und wilder Leidenschaft hinzugeben.
    Doch schließlich ergebe ich mich ihm, erschöpft von meinem inneren Kampf, ihm zu widerstehen. Ich schließe meine Augen, und die zarte Berührung verdeutlicht mir, was ich die ganze Zeit versucht habe zu verleugnen. Ich hätte nur meinen Blickwinkel ändern müssen, meinem Herzen erlauben, mir das zu sagen, was mein Verstand nicht akzeptieren will.
    Ich bin dabei, mich in Paul Borquet zu verlieben. Einen Mann, der in meiner Welt nicht existiert. Aber ich in seiner.
    Reiß dich zusammen, Kind! Wenn du dich in ihn verliebst, wird dein knackiger Körper bald wieder fett werden. Denk auch an die kleinen Falten um deine Augen, die du an deinem letzten Geburtstag entdeckt hast.
    Ja, schon gut! Ich kenne die Regeln, und ich werde vorsichtig sein.
    Ich höre ihn atmen, fühle, wie sein warmer Atem über meine Haut streicht. Ich neige ihm meinen Kopf entgegen, und das ist scheinbar das Zeichen, auf das er gewartet hat. Unsere Lippen berühren sich, und sein Kuss brennt sich tief in meine Seele ein. Seine Zunge entzündet ein flammendes Feuer in mir, das mich erregt und all meine Widerstände schmelzen lässt.
    Ich erwidere seinen Kuss mit einer Heftigkeit, die mein Verlangen nach ihm offenbart. Dann lehne ich mich zurück, als er mein Haar streichelt, mit seinen Fingern über meinen nackten Rücken gleitet und mir Schauer der Erregung durch den Körper jagt.
    Sanft hebt er mein Kinn und streift mit seinen Lippen zart über mein Ohr, lässt dann seine Zunge mit flinken Schlägen hinein- und wieder hinausgleiten. Ich atme tief ein. Ich stehe in Flammen, mein Atem kommt in tiefen, lüsternen Zügen.
    Ich stöhne, als