Das Aktmodell
drückt Farbe aus der Tube und vermischt sie auf braunem Papier.
Herausfordernd drücke ich meine Brust raus, und das scheint ihn ein wenig zu erstaunen. Allerdings sagt er nichts. Wann bindet er mich endlich los? Am liebsten würde ich ihm einen Tritt geben. Meine Tagträume haben mich so feucht gemacht, dass es schon ausreichen würde, meinen Hintern auf dem seidigen Laken zu reiben, um von einem Höhepunkt zum nächsten zu fliegen.
Die seidenen Schnüre um meine Handgelenke sind zwar nicht allzu fest geschnürt, aber nur ein Magier hätte die Fähigkeit, sich aus diesen kunstvollen Verknotungen zu befreien. Ich ziehe ein wenig daran, um ihm zu zeigen, dass ich damit überhaupt nicht einverstanden bin. Ungeduldig schaut mein Künstler hoch und wirft mir einen warnenden Blick zu, der besagt: Wenn du dich noch einmal bewegst, dann wirst du mir das büßen.
Meine Güte!
Er will mich malen
und
– jetzt kommt der leicht perverse Part – den Saft meiner Muschi benutzen, um ihn mit seinen Farben zu mischen. Ich grinse. Ist das denn überhaupt möglich?
Ich lächle und bin nicht nur amüsiert, sondern auch erregt. Er sieht so, so … wie soll ich sagen … so nach Sexgott des neunzehnten Jahrhunderts aus, wie er da mit seinem bis zur Taille geöffneten Hemd mitten im Chaos seines Ateliers steht, zwischen den Leinwänden, abgeschabten Pinseln und der verschmierten hölzernen Farbpalette. Es ist diese Mischung aus Terpentin, Sex und dem intensiven Geruch der Farben, der mich ganz benommen macht. Zumindest rede ich mir das ein. Es hat sicher nichts damit zu tun, dass er einen Steifen hat, der sich von innen durch den Stoff seiner engen Samthose drückt.
“Wieso habt Ihr mich angebunden?”, frage ich und ziehe effektvoll ein wenig an meinen seidenen Fesseln.
“Ich hatte Angst, Ihr würdet mir davonlaufen, Mademoiselle, bevor mein Meisterwerk vollendet ist.”
Sein Meisterwerk?
Mein Herz beginnt zu rasen, und ich spüre den Puls in meinen Ohren. Meint er ein Bild von mir? Wenn solch ein Gemälde existieren würde, dann hätte ich es sicherlich schon gesehen.
Oder würde Paul Borquet verschwinden, bevor sein Meisterwerk vollendet ist?
Dieser neue Gedanke vereinfacht meine Situation auch nicht. Dennoch bin ich von dieser Zwickmühle eher fasziniert als verängstigt. Das hier hätte ich niemals erwartet. Der alte Künstler sagte, dass Paul Borquet im Jahre 1889 verschwand. Also irgendwann in diesem Jahr. Ich atme tief ein. Kann ich vielleicht das Rätsel um den verlorenen Impressionisten lösen?
Lass ihn reden, und finde heraus, was ihn bewegt.
“Wieso wollt Ihr gerade mich für Euer Meisterwerk haben, Monsieur?” Ich kann ihn nicht Paul nennen. Zumindest jetzt noch nicht.
“Euer Haar, Mademoiselle. Es hat die Farbe von Klatschmohnfeldern. Hier oben”, er deutet auf meinen Kopf, “und hier unten.” Dabei zeigt er mit seinem Pinsel auf meine bloß liegenden Schamhaare.
Wieso bekomme ich schon wieder Gänsehaut? Weil ich mit ihm schlafen will?
Mist! Ich kann nicht mehr klar denken. Ich habe auch überhaupt keine Lust dazu. Mir ist leicht schwindlig. Mein Magen dreht sich um die eigene Achse.
Endlich kommt er auf mich zu, legt den Pinsel zur Seite und beginnt langsam die seidenen Fesseln zu lösen. Meine Beine scheinen aus Gummi zu bestehen, und der leichte Schwindel verstärkt sich.
“Wieso bindet Ihr mich los?”, frage ich und hoffe, dass das Spiel noch nicht beendet ist.
“Ihr werdet nicht davonlaufen, Mademoiselle.” Das ist eine Feststellung und keine Frage.
“Wie könnte ich auch? Ich besitze keine Kleider.”
“Wenn es nach mir ginge, würdet Ihr niemals mehr Kleider tragen.”
Ich fahre mit der Zunge über meine Lippen und erwidere dann verführerisch: “Habt Ihr nicht auch etwas zu viel an?”
Paul hebt eine Augenbraue. “
Zut alors
, Mademoiselle, Ihr stachelt die Leidenschaft eines Mannes so an, dass er sich nicht mehr aufs Malen konzentrieren kann.”
“Warum dann also weitermalen?”, frage ich frech.
“Habt Ihr etwas anderes im Sinn, Mademoiselle?”
“Kommt näher, und ich zeige es Euch.”
In meine tauben Arme kommt langsam wieder etwas Gefühl, als Paul mich an sich zieht und mich so fest hält, dass wir beide für einen Augenblick keine Luft mehr bekommen.Dann küsst er mich. Seine Lippen sind heiß und fordernd, sein Schwanz hart und pochend, als er sich gegen meine Oberschenkel drückt.
Er löst die Kordel, die seine Hose zusammenhält.
Lang lebe der König
Weitere Kostenlose Bücher