Das Aktmodell
erregendem Sex und mehr Abenteuer, als eine Frau es sich jemals vorstellen kann.
Mein Talisman wirkt tatsächlich!
Sonnenlicht wird von der Spiegeldecke reflektiert, perlt auf unsere nackten Körper und bricht sich in glitzernden Funken auf unseren Armen, unseren Beinen. Ich betrachte Pauls knackigen Hintern, seine breiten Schultern und seinen seidenweichen, entspannten Penis. Die Morgensonne schimmert auf jeder Kurve seines nackten Körpers, und bei diesem Anblick durchtränkt mich die erlebte Leidenschaft aufs Neue. Entspannt atme ich tief durch. Ich kann es immer noch nicht glauben. Paul Borquet liegt neben mir, seinen Arm schützend um meine Taille gelegt.
Ich bin immer noch hier.
Gähnend strecke ich mich, wackle dann mit meinen Hüften, als ich in den Spiegel schaue, um sicherzustellen, dass dieser beinahe perfekte weibliche Körper tatsächlich meiner ist. Licht und Schatten spielen auf den Wänden, brechen sich sanft an der Decke und lassen unsere nackten Abbilder im Spiegel verschwimmen wie Wellen auf einem See. Der Sonnenschein wärmt meine blanken Brüste, meinen Bauch, meine Beine.
Ich bin bereit für einen weiteren Orgasmus.
Wie es aussieht, muss ich darauf aber noch ein bisschen warten. Paul ist in einen tiefen Schlaf gesunken, sein schweißnasses Haar klebt an seiner Stirn. Sehe ich da ein Lächeln um seine Mundwinkel? Tatsächlich. Der Anblick wärmt mein Herz und bringt auch mich zum Lächeln.
Es ist keine Lust, die ich für diesen jungen Mann empfinde, sondern etwas anderes, vor dem ich Angst habe, es zuzugeben. Denn ich könnte es nicht ertragen, ihn zu verlieren, und so sage ich es nicht, denke es nicht, fühle es nicht.
Wie das Fragment eines vergessenen Traums dreht sich dieser verrückte Gedanke in meinem Kopf, erfüllt mich mit Verwirrung und Wärme, aber immer wenn ich versuche ihn festzuhalten, schaltet sich meine praktische Seite ein, und ich bekomme ihn nicht mehr zu fassen.
Während ich dieses flüchtige romantische Gefühl beiseiteschiebe, nimmt mein rationales Warum-bist-du-eigentlich-hier-Ich Pauls Arm von meiner Taille, damit mein schlafender Tiger nicht geweckt wird. Ich stehe auf und kämpfe kurz gegen den Schwindel an, der mich überfällt, bevor ich mich nach etwas umschaue, was ich über meinen neuen, dünnen Körper werfen könnte.
Noch nicht
, drängt mein romantisches Selbst.
Genieße es doch noch ein wenig.
Ich komme mir ein bisschen albern, beinah lächerlich, aber auch unglaublich weiblich vor, als ich nackt durch das Studio streife, kichernd und die Situation durch und durch genießend. So freizügig habe ich mich seit Jahren nicht gefühlt, so frei wie ein … eine Bohemien. Ja, das ist das richtige Wort. Nachdem Immobiliendeals und Firmenmeetings mein Leben übernommen haben, hat mein Traum vom Künstlerleben eine ähnliche Bruchlandung hingelegt wie meine Jungfräulichkeit in den Sommerferien.
Aber nun ist der Traum wieder da. Paul inspiriert mich mit seinen künstlerischen Visionen und seinem sinnlichen Verlangen nach mir. Wie zwei sexuell aufgeladene Tiere umarmen wir die Erfahrung, uns gegenseitig zu entdecken.
Und ich kann es nun kaum erwarten, das Bild von mir zu sehen.
Auf Zehenspitzen schleiche ich zur Staffelei – wieso, weiß ich eigentlich auch nicht so genau, denn nur ein eiskalter Polarwind könnte Paul jetzt aufwecken – und betrachte das Werk des Impressionisten. Etwas verwirrt, glaube ich kaum, was ich sehe. Doch, es sieht schon aus wie ich. Rote Haare umfließen meine nackten Schultern, sanft wie Blütenblätter, die sich der Sonne entgegenrecken. Aber das Gesicht auf dem Bild ist rein. Unschuldig. Die Augen, der Mund. Die Neigung meines Kopfes, meine Hände, die Linie meines Körpers.
Die Zartheit seiner Pinselstriche erstaunt mich, seine Fähigkeit, mein Wesen ganz spontan in diesem Bild einzufangen. In diesem Augenblick begreife ich, dass ich ganz vergessen habe, was Impressionismus eigentlich ursprünglich bedeutete. Es war eine sehr reine Art, die Welt zu sehen, die Natur, die Menschen, die Emotionen. Es hatte etwas sehr tief Berührendes.
In dem Rummel um die Impressionisten in meiner Zeit habe ich die wahre Bedeutung des Wortes verloren. Noch nie habe ich so schöne Linien gesehen, eine solche Intensität von Farben und Schattierungen. Aber das bin nicht ich. Es ist die spirituelle Schöpfung der Vision eines jungen Mädchens an der Schwelle zur Weiblichkeit, über die er, der Künstler, sie hinübertragen wird.
Ich hebe das
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