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Das Alabastergrab (Krimi-Edition)

Das Alabastergrab (Krimi-Edition)

Titel: Das Alabastergrab (Krimi-Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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ihrem Erzeuger rum, ohne Handy, dafür mit einem Boot, das nicht fahren durfte, auf einem ekelhaft langweiligen Campingplatz. Schrecklich.
    Zur Krönung hatte heute Nacht auch noch eine Schnake ihren Weg ins Innere des Zeltes gefunden und alles zerstochen, was ihr vor den Rüssel gekommen war. Vater und Tochter sahen aus wie zwei fränkische Streuselkuchen. Aber am Morgen war endlich das Wunder geschehen. Der Main führte wieder Wasser, und zwar mehr als genug. Völlig unverhofft. Selbst das untere Ufer war überschwemmt, und in der Nacht sollte der Wasserstand sogar noch eine ganze Ecke höher gewesen sein. Aber das konnte ihnen nun so was von egal sein. Hauptsache, sie mussten nicht mehr hierbleiben und Heuschrecken zählen oder überlegen, ob sie Mama anrufen sollten, damit sie sie holen käme. Endlich konnten sie weiterfahren.
    Tatsächlich löste der Wasserstand etwas in Amelie aus, was sie vorher nie für möglich gehalten hätte. Sie freute sich aufs Bootfahren. Also packten sie schleunigst ihre Sachen zusammen und begaben sich flugs mit dem Kanu aufs Wasser, bevor es sich der Main noch mal anders überlegen konnte.
    Kurz danach bemerkten sie, dass sie in der Aufbruchshektik die Flusskarte, die ihnen der Bootsverleiher mitgegeben hatte, auf dem Campingplatz liegen gelassen hatten. Mist. Sie waren, ohne nachzudenken, losgepaddelt und hatten jetzt schon keine Ahnung mehr, wo sie überhaupt waren. Aber auch das würde sich schon irgendwie regeln. Der Main floss schnell, und sie kamen gut voran. Interessanterweise überholten sie des Öfteren Treibgut wie Zelte, Paddel oder Kleidungsstücke. Da musste das steigende Wasser jemanden ziemlich überrascht haben.
    Aber das war nicht ihr Problem. Ihr Problem war die totale Unkenntnis der geografischen Situation. Also bestimmte der Vater und Bootsführer, an der nächsten Ausbootstelle erst mal haltzumachen und die Lage zu überdenken. Außerdem quengelte Amelie schon seit geraumer Zeit, weil sie Hunger hatte. Sie waren ohne Frühstück aufgebrochen. Nun gut, auch er konnte ein paar Kalorien vertragen.
    An der Ausbootstelle lag eine Ortschaft, in der man sicherlich einen Laden oder eine Wirtschaft aufstöbern konnte, in der man was zu essen bekam. Er selbst würde ja am liebsten allein in der Wildnis Würmer und Nüsse zubereiten, aber seine Tochter hatte zu dem Thema leider eine gänzlich andere Meinung. Und mittlerweile konnte er die Diskussionen zum Thema Urlaub in der Natur auch nicht mehr hören.
    Sanft glitt das Boot auf die neu angelegte Kiesbank neben der Brücke. Alles war noch feucht und rutschig. Der Main musste in der Nacht tatsächlich wesentlich mehr Wasser geführt haben. Auch jetzt befand sich der Wasserstand noch rapide im Fallen. Amelie sprang sofort aus dem Boot und wollte Richtung Dorf laufen.
    »Halt, erst mal wird das Kanu gesichert, und das Geld muss ich dir auch noch raussuchen!«, rief er ihr zu. Der wasserdichte kleine Beutel, in dem sich ihr Ferienvermögen befand, war irgendwo tief unten im Equipment vergraben. Das konnte dauern.
    Amelie setzte sich neben das Boot auf einen dicken, quer liegenden Baumstamm, betrachtete erst ungeduldig die Suchaktion ihres Vaters und richtete ihren Blick dann abwartend auf den schmutzig braunen Main. Nach ein paar Minuten begann sie das Treibgut auf dem Wasser zu zählen. So etliches kam da angeschwommen. Gerade trieb eine Gitarre vorbei.
    Ihr Vater hatte inzwischen seinen halben Oberkörper in einem wasserdichten Sack vergraben. Wo zum Teufel hatte er bloß das Geld verstaut? Hoffentlich war das nicht zusammen mit der Karte auf dem Campingplatz geblieben. Das würde jetzt gerade noch fehlen. Ohne Geld gab es kein Essen, dafür aber mit Sicherheit eine ausgerastete Tochter. Er war genervt.
    »Papa«, hörte er Amelies Stimme von irgendwo links durch den Sack dringen.
    »Ja, mein Engel?«, flötete er leicht abwesend zurück.
    »Papa, wie lange kann man eigentlich die Luft unter Wasser anhalten?«
    Was? Wollte seine Tochter jetzt auch noch baden? »Keine Ahnung, vielleicht fünf Minuten, wenn man gut ist. Du springst mir jetzt aber nicht in den Fluss. Das ist viel zu gefährlich, und das Wasser ist ziemlich schmutzig. Und nass zu frühstücken, das kommt gar nicht in die Tüte.« Im unpassendsten Moment kam seine Tochter aber auch wirklich auf die blödesten Ideen. »Warum willst du das überhaupt wissen?«, erkundigte er sich.
    »Och, nur so. Fünf Minuten, meinst du also? Dann muss der Mann da drüben aber

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