Das Alabastergrab (Krimi-Edition)
Ihnen vorschlagen, dass ich mit unserem Laborfahrzeug bei Ihnen vorbeikomme und Ihre Proben vor Ort analysiere. Dann haben Sie schneller Ihre Ergebnisse, und ich behalte ein unverwüstetes Institut. Ich brauche nur einen sauberen Raum auf Kloster Banz und natürlich etwas Zeit. Was meinen Sie? Ich könnte in circa einer Stunde da sein.«
»Dann schwingen Sie mal die Hufe, Siebenstädter«, nahm Haderlein fast ein wenig amüsiert das Angebot an und legte auf. Was es heutzutage alles gab? Fliegende DNA -Labors, unfassbar. Der unerwartete Zeitgewinn brachte ihn auf eine Idee. Da er jetzt nicht nach Erlangen fahren musste, konnte er sich um die erlauchte Gesellschaft vor Ort kümmern. Innenminister hin oder her, wenn der Prophet nicht zum Berg kam, dann hatte der Berg eben zum Propheten zu kommen. Es musste auch irgendwie ohne Haftbefehl gehen. Improvisation war gefragt.
»Hannes, Lagerfeld, Chef, Herr Staatsanwalt? Ich glaube, es wird Zeit, der Gesellschaft dort drinnen mal einen Besuch abzustatten.«
Nachdem der Staatsanwalt erst etwas skeptisch das Gesicht verzogen hatte, schloss er sich doch der kleinen Gruppe an, die nun unter der Führung von Haderlein die Treppe zum Eingang hinaufschritt.
»Jetzt werden wir mal auf diesen extrem großen Busch klopfen«, sagte Haderlein voller Vorfreude und öffnete das Eingangsportal.
*
Das war verdammt knapp gewesen. Sein Puls raste noch immer. Er hatte es gerade so aus dem Fenster der Petrefaktensammlung geschafft und war, ohne dass es jemandem aufgefallen wäre, wieder hier auf dem Ball der CSU gelandet. Wie zum Teufel war dieser Kommissar Nikolai auf die Spur gekommen? In allerletzter Sekunde hatte er alle Spuren beseitigt und Nikolai zum Schweigen gebracht. Schade eigentlich, er war ein außergewöhnlicher Meister seines Fachs gewesen.
Und jetzt stand die Polizei draußen vor der Tür und hatte alles abgeriegelt. Noch nicht mal eine Maus konnte das Kloster verlassen, ohne dass die Polizei es bemerkt hätte. Doch er hatte keine Angst, es gab keine Beweise gegen ihn. Dieser Haderlein konnte anstellen, was er wollte, irgendwann würde er unverrichteter Dinge wieder abziehen müssen, und die Sache war gelaufen. Abseits der Gäste sah er den Innenminister heftigst mit der Justizministerin diskutieren. Wahrscheinlich ging es um den Polizeiauflauf. Aber das war nicht sein Problem. Er musste nur cool bleiben und abwarten.
Er lächelte kurz Gabi Haier zu, die ihm unauffällig zurücklächelte. In dem Moment, in dem er sich einen Sekt greifen wollte, sah er aus den Augenwinkeln, wie sich die Tür öffnete und Kommissar Haderlein zusammen mit mehreren anderen Männern den Raum betrat. Er war überrascht. Was sollte das denn jetzt werden?
*
Als der Hauptkommissar und seine Gefolgschaft den Raum betreten hatten, stürmte der Innenminister sogleich mit puterrotem Kopf auf ihn zu.
»Was zum Teufel denken Sie sich dabei?«, zischte er aufgebracht Haderlein entgegen und schob ihn unauffällig in eine Ecke des Prunksaals. »Ich hatte doch gesagt, dass ich zuerst mit der Justizministerin reden möchte!«
»Dazu hatten Sie doch bis jetzt genügend Zeit«, erwiderte Haderlein ungerührt. »Aber seien Sie beruhigt, wir werden uns ganz unauffällig verhalten und nur ein paar Fragen stellen. Aber vielleicht wären Sie so freundlich, den Herrn Ministerpräsidenten zu informieren, bevor hier etwas stattfindet, von dem er besser vorher gewusst hätte.«
Der Innenminister schaute ihn empört an, dann drehte er sich auf der Stelle um und flüchtete in Richtung seines Regierungschefs. Haderlein musterte bereits unauffällig die Anwesenden. Den Umweltminister entdeckte er nicht, dafür aber Altbischof Griebel, der ihm bereits fröhlich zuwinkte. Der Kripobeamte griff sich einen Saft von einem der Tischchen, die überall im Raum herumstanden, und begab sich zum Altbischof, der gerade angefangen hatte, sich mit etwas Alkohol plus Lachsschnittchen seine Zeit zu vertreiben.
»Herr Kommissar, was für eine Freude!«, begrüßte ihn Griebel mit einem freundlichen Lachen. »Was führt Sie denn in die Niederungen der Politik?«
»Nun, ich bin leider dienstlich hier. Und Sie?«, lächelte er zurück, suchte dabei aber mit unruhigem Blick dezent weiter nach dem Umweltminister.
»Nun, der Herr Ministerpräsident war so freundlich, mich zur Tagung einzuladen. Außerdem habe ich heute die Abendandacht für die Abgeordneten gehalten. Sie konnte ich dort leider nicht entdecken.« Griebel
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