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Das Alabastergrab

Titel: Das Alabastergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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Knall gegen den Kupferkessel. Dann
sank der leblose Körper auf den gefliesten Boden und fiel zur Seite. Nikolai
hob die Leiche hoch, ließ sie durch die Öffnung des Sudkessels in die Maische
gleiten, schloss dann den Deckel und steckte die Waffe weg. Der Kreis wurde
allmählich enger. Der hier hatte wirklich nichts gewusst, so viel war klar.
    Nikolai machte sich gar nicht erst die Mühe, die Wohnung zu
durchsuchen, sondern verließ die Brauerei durch den Hinterausgang.
    Am Stammtisch in der Gaststube machte sich langsam Unmut breit. Die
Krüge waren leer, und es war weit und breit niemand zu entdecken, der diesen
Zustand hätte ändern können. Der mächtigste Autohändler von Kulmbach ergriff
schließlich die Initiative, stand auf und schob seinen dicken Bauch durch die
Tür der Brauhalle. Nichts. Niemand war da, doch er bemerkte, dass die Tür des
Hintereingangs offen stand. Er ging durch die Halle und rief vergeblich nach
dem Wirt. Befremdet wollte er schon wieder zurück in die Gaststube gehen, als
er neben dem Sudkessel eine große, rote Pfütze bemerkte, von der sich eine
Schleifspur gleicher Farbe bis hinauf zum großen Deckel des Sudkessels zog.
Ohne zu zögern, öffnete er ihn und blickte in die leblosen Augen seines
langjährigen Wirts.
    *
    Alfred Schneidereit legte den Telefonhörer auf. In der
Gastwirtschaft von Peulendorfer ging niemand ran. Das allein musste noch nichts
heißen, aber nachdem er vor einer Stunde vom Ableben Emil Büttners und seiner
Frau erfahren hatte, machte sich langsam Panik in ihm breit. Beim Tod von Rast
und Graetzke hatte man schon die allergrößten Befürchtungen hegen müssen, aber
nun war es zur Gewissheit geworden: Den ehemaligen Mitgliedern der CADAS ging es an den Kragen. Bei
Peulendorfer würde er es später noch einmal probieren, jetzt musste er erst mal
Mozart warnen. Der war ein besonders schwerer Fall. Von allen anderen besaß er
wenigstens die Adresse, um sie im Ernstfall verständigen zu können, nur Mozart
war auf Nimmerwiedersehen abgetaucht. Kein Max Schiller nirgendwo. Wie vom
Erdboden verschluckt. Er dachte nach.
    Es half nichts. Die Sache wuchs ihm einfach über den Kopf.
Entschlossen nahm er den Telefonhörer und atmete tief durch. Dann wählte er die
Nummer in Bamberg, die er schon viel früher hätte anrufen sollen. Sehr viele
Jahre früher.
    *
    Haderlein hatte sich schon fast an die grüne Wildnis in seiner
Wohnung gewöhnt. Da er heute Abend keine Lust mehr auf irgendetwas hatte, was
auch nur im Entferntesten mit Polizeidienst zu tun hatte, beorderte er die
beiden »Leibwachen« aus seiner Küche wieder höflich nach draußen vors Haus.
Erledigt ließ er sich auf einem Stuhl am Küchentisch nieder. Manuela Rast und
Riemenschneider sahen ihn besorgt an.
    »War wohl ein harter Tag für Sie, wie?«, erkundigte sie sich mitfühlend.
    »Das kann man wohl sagen«, erwiderte Haderlein und rieb sich die
brennenden Augen. »Und wenn’s ganz dumm läuft, ist er noch nicht mal zu Ende.
Ich habe Bereitschaft. Falls es Neuigkeiten gibt, werde ich sofort informiert
und muss mich drum kümmern. Als ich noch jung und hübsch war, so um die
dreißig, da war ich sogar scharf auf die Bereitschaft. Damals fand ich das
wahnsinnig spannend.« Er lachte bei der Erinnerung daran.
    »Vielleicht kann ich dem Kommissar ja etwas Gutes tun? Irgendwie
muss ich meine Miete ja abarbeiten«, meinte sie lächelnd. »Ich mach mal einen
guten Rotwein auf. Ich hab ein paar Flaschen rübergeholt.«
    Haderlein lächelte zurück. Er konnte es nicht verhehlen, diese Frau
zog ihn an. Nach so langer Zeit ohne Hang zum weiblichen Geschlecht begann sich
in ihm Interesse zu regen. Was genau er an ihr fand, konnte er gar nicht mal
sagen. Vielleicht die unbekümmerte, frische Art, die ihm als megakorrekten
Südbayern so imponierte? Vielleicht der elegante Gang, der ihn auch jetzt
wieder faszinierte, als sie in ihrer Jeans und der weiten, weißen Bluse den
Rotwein plus zwei Gläser auftischte. Er hatte Mühe, seine Blicke von ihrer
Figur abzuwenden. Rettung suchend griff er nach dem Weinglas.
    »Prost, Manuela!« Er stieß sein Glas an das ihre. »Ich habe keine
Lust mehr auf diesen förmlichen Quatsch, also: Ich bin der Franz.«
    Die Angesprochene weitete überrascht die Augen und verschluckte sich
dann prompt.
    »Oh ja … Manuela … Franz … Husthusthust.«
    Haderlein musste grinsen. Endlich einmal war er es, der sie
überrascht hatte. Das kam bestimmt nicht allzu oft vor. Er nahm einen

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