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Das Alabastergrab

Titel: Das Alabastergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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Worte bei Dr. Newman für Sie verschwenden.«
    Melanie Probst wurde knallrot. »Oh, ich bin nur froh, dass ich Ihnen
helfen konnte«, sagte sie verlegen.
    Nikolai nickte ihr noch einmal kurz zu, drehte sich um und ging nach
draußen. Er lief um das Delphinarium herum, bis er an einem Zaun stand, an dem
ein Schild mit »Pater-David-Hirsch« angebracht worden war. Ohne sich um den
majestätischen Geweihträger dahinter zu kümmern, holte er sein Handy heraus und
wählte die Nummer.
    *
    »Fränkischer Tag«/19.7.1974/Rubrik »Von der Polizei notiert«
    Von der Leitung des Bischöflichen Knabenseminars im Ottonianum
wurden der Polizei zwei Knaben als vermisst gemeldet. Es handelt sich dabei um
die minderjährigen Jungen Clemens Martin und seinen Freund Peter Nickles,
welche nach dem Ausscheiden aus dem Seminar in der letzten Woche nicht bei
ihren Erziehungsberechtigten angekommen sind. Die Bamberger Polizei bittet um
Ihre Mithilfe. Die Knaben waren zuletzt wie folgt gekleidet …
    *
    Dr. Max Newman mühte sich länger als sonst mit seinem Radiowecker
ab. Entweder stellte er sich heute besonders blöd an, oder das Ding war
endgültig hinüber. »… Nachrichten aus Bayern …«, vermeldete B 5 aktuell
gerade, als sein Handy klingelte. Dieser Tag wollte offensichtlich nicht, dass
er ihn verschlief. Seufzend stellte er den quäkenden Radiokubus auf das
Nachtkästchen und drückte die Annahmetaste seines Handys.
    »Dr. Newman im Schlaf, was gibt’s?«, gab er mürrisch zum Besten.
    »Hallo, Dr. Newman, hier ist Dr. Rasputin vom Delphinarium in Kiew.
Ich müsste Sie dringend sprechen.«
    Max Newman horchte auf. Rasputin? Aus Kiew? Noch nie gehört.
Außerdem besaß Kiew kein Delphinarium, soweit er informiert war.
    »Ach, wird in Kiew jetzt ein Delphinarium gebaut?«, fragte er im
gleichen mürrischen Ton nach. Eigentlich hatte er jetzt keine Lust auf
Fachsimpeleien. Vor allem nicht mit jemandem, den er nicht kannte. Konnten
diese Wissenschaftlerkollegen denn keine Termine machen? Allerdings musste er
sich eingestehen, dass auch er nicht der Beste in solchen Sachen war.
    »Äh, genau, wir haben den Bau gerade fertiggestellt. Nächste Woche
lassen wir das Wasser einlaufen. Ich würde gerne bei Ihnen vorbeikommen, Dr.
Newman, es wird auch nicht lange dauern. Mein Flugzeug nach Kiew geht schon in
drei Stunden vom Flughafen in Nürnberg.«
    Newman ließ sich erweichen. Hauptsache, es würde nicht lange dauern.
Aber wenn sein Flieger in drei Stunden abhob, hatte das Gespräch ja schon
naturbedingte Grenzen.
    »Also gut«, gab er nach. »Kommen Sie vorbei: Am Frauentorgraben 3,
zweite Klingel von unten. Finden Sie das?«
    »Natürlich, kein Problem. In dreißig Minuten bin ich bei Ihnen.«
Nikolai legte auf und schaute zufrieden auf die Uhr. In zwei Stunden würde der
Job erledigt sein und er auf dem Weg nach Wien. Zügig lenkte er seine Schritte
Richtung Ausgang.
    *
    Haderlein und Lagerfeld standen am Hintereingang der Gerichtsmedizin
in Erlangen. Sie hatten am Bohlenplatz geparkt, der inmitten zahlreicher
anderer medizinischer Teilbereiche lag. Auch die Chirurgie und die Frauenklinik
waren in der Nähe. Hier war am deutlichsten zu spüren, dass Erlangen
Medizinerstadt war.
    Sie mussten nicht lange warten, bis Prof. Dr. Siebenstädter
herbeieilte, um sie persönlich zu begrüßen. Man konnte ihm schon am Gesicht
ablesen, dass ihm dieses Treffen einen ganz besonderen Genuss bereitete. Die
beiden Kommissare aus Bamberg sahen dem Gespräch eher mit gemischten Gefühlen
entgegen, um es mal optimistisch zu formulieren.
    »Willkommen, meine Herren, in der Welt der geöffneten Leiber«,
begrüßte er Haderlein und Lagerfeld und gab beiden euphorisch die Hand.
    Siebenstädter war ein typischer Emporkömmling vom Land. Tatsächlich
war er gelernter Metzger und hatte sich auf dem zweiten Bildungsweg bis zu
diesem Posten durchgebissen. Seine Arroganz und Durchsetzungsfreudigkeit waren
weithin bekannt – seine Komplexe, die er wegen seiner ländlichen Herkunft
züchtete, ebenfalls. Dafür war er schon während seiner Zeit in Heidelberg
bekannt gewesen, bevor man ihn nach Erlangen weggelobt hatte. Prof. Dr.
Siebenstädter konnte auch mit keinen Freunden im engeren Sinne aufwarten. Er
hatte nur sein Hobby, die Jägerei im Bayerischen Wald, wo er vor Kurzem eine
Jagd gepachtet hatte. Wann er nur Zeit fand, ging er in seiner Freizeit dort
seiner waidmännischen Leidenschaft nach. Aber jetzt musste er erst mal diesen
Landeierkommissaren

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