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Das Alabastergrab

Titel: Das Alabastergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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Stelle. Im Auto setzte Haderlein das Blaulicht aufs Dach, und Lagerfeld
bretterte los. »Nicht mal Zeit, eine zu rauchen«, grantelte er in sich hinein.
    *
    Max Newman hielt vor dem Haupteingang an. Es herrschte ein
Riesengedränge. Mehrere Schulklassen wollten gleichzeitig in den Nürnberger
Zoo. Plötzlich schoss ein grauer BMW mit quietschenden Reifen auf den Parkplatz. Im Inneren saß ein einzelner Mann
mit Sonnenbrille.
    Newman wurde abwechselnd heiß und kalt. Er hatte ihn also mitnichten
abgehängt. Jetzt musste er improvisieren. Gehetzt blickte er sich um, dann
stieg er aus und rannte nach links um den Haupteingang herum und Richtung
Nebeneingang eine kleine Anhöhe hinauf. Er warf einen Blick über die Schulter
und musste mit ansehen, wie der BMW wieder ausparkte und hinter ihm den geteerten Weg herauffuhr. Verdammt. Gegen
ein Auto hatte er keine Chance, es bis zum Nebeneingang zu schaffen. Außer Atem
blieb er vor dem alten Hotel stehen, das den Tiergarten auf der Rückseite
begrenzte. Wieder blickte er sich um. Mit einem Affenzahn bog der BMW um die Ecke. Newman hatte keine
andere Wahl. Er sprintete zum alten Hotelgebäude, aus dem gerade irgendwelche
Rockmusiker ihr Equipment vom Auftritt des letzten Abends heraustrugen. Der
Löwensaal war in Nürnberg sehr beliebt bei berühmten Bands und solchen, die es
noch werden wollten. Newman kannte sich ein wenig in dem Gebäude aus, da hier
die Feierlichkeiten und Ehrungen des Tiergartens stattfanden. Damals hatte er
die Ehre gehabt, seine Antrittsrede hier halten zu dürfen. Jetzt aber stürzte
er in die Mitte des kreisrunden Saals und überlegte fieberhaft, wie er
weiterverfahren sollte. Eine zehnköpfige Musikgruppe schaute ihn verwundert an,
aber er kümmerte sich nicht darum und rannte die halbrunde Bühne hinauf,
überquerte sie nach hinten rechts und flüchtete dann hinunter in die
Katakomben. Die rüden Kommentare der Roadies hörte er nicht.
    Nikolai brachte seinen BMW vor dem Eingang des Löwensaals geräuschvoll zum Stehen. Das war’s. Jetzt saß
Max Newman in der Falle. Nur diese Musikerfiguren, die hier rumliefen, störten
ihn ein wenig. Zeugen konnte er jetzt wirklich nicht gebrauchen. Alles, was er
wollte, war, endlich seinen Job zu erledigen. Entschlossen ging er auf den
Eingang des Hotelsaals zu.
    Newman durchsuchte einen Raum nach dem anderen. Hier unten gab es
aber auch nichts, wo er sich verstecken konnte. Vielleicht fand er ja so etwas
wie einen Hinterausgang? Plötzlich stand er im Aufenthaltsraum der Künstler.
Ein Tisch brach unter Whiskeyflaschen beinahe zusammen, und zwei der Herren
Musiker lagen im alkoholischen Wachkoma auf abgewetzten Sesseln und schnarchten
laut. Angewidert wollte er wieder verschwinden, machte dann aber an der Tür auf
dem Absatz kehrt. Er blickte die schlafenden Musiker an und schlug sich an den
Kopf.
    Als Nikolai durch die Eingangstür ging, lag seine Hand bereits an
der Waffe.
    »Pass doch auf, Alter«, wurde er angepöbelt, als einer der Roadies
mit einem Flightcase an ihm hängen blieb. Nikolai ignorierte ihn. Von diesen
Rockern ging keine Gefahr aus. Wichtig war, dass Max Newman sich hier irgendwo
rumdrückte und ihm nun nicht mehr entkommen würde.
    Der runde Saal des Hotels war genauso wie die Nebenräume relativ
übersichtlich. Er durchsuchte einen nach dem anderen und musste feststellen,
dass sich der Herr Doktor wohl in den Keller verkrümelt hatte. Er grinste.
Großer Fehler. Er ließ noch zwei weitere Kistenschlepper an sich vorbei, dann
schlich er sich mit gezogener Waffe die kleine Treppe hinunter und begann sich
durch die Räume vorzuarbeiten. Da. Aus dem nächsten Zimmer hörte er Geräusche.
Mit der Waffe im Anschlag stürzte er durch die Tür.
    Doch von Max Newman war nichts zu sehen. Dafür schnarchten auf den
Sesseln zwei Rocker, von denen einem seine Lederklamotten fehlten. Immerhin
lagen neben ihm eine Jeans und ein gebatiktes Hemd. Newmans Hemd. Wütend schrie
Nikolai auf. Dieses miese Hippieschwein hatte ihn schon wieder versetzt. Voller
Zorn trat er gegen einen der verschlissenen Sessel. Von draußen drang leise
eine Polizeisirene an sein Ohr. Schnell wurde sie lauter. Verdammt, jetzt war
er es, der er in der Falle saß.
    Max Newman hatte die Mikrofonständer geschultert, die er in der
Künstlergarderobe gefunden hatte, und eine Sonnenbrille aufgesetzt. Am
Treppenabsatz hatte ihn sein Verfolger höchstpersönlich vorbeigelassen. Das
Herz hatte ihm bis zum Hals geklopft, als er ihn mit

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