Das Alexandria-Komplott
beiden anderen Männer haßten den schalen Geruch kalten Rauchs. Alle drei waren verspannt und froren. Bis zu ihrem Ausscheiden aus dem Dienst waren sie Agenten der Gegenspionage gewesen, hatten sich danach als Freiberufler selbständig gemacht.
Die meisten pensionierten Agenten übernahmen gelegentlich Auftragsjobs für Regierungsstellen, diese drei allerdings zählten zu den wenigen, denen mehr an Geld lag als daran, ihre patriotische Pflicht zu tun. Sie verkauften jede Geheiminformation, derer sie habhaft werden konnten, an den Meistbietenden.
Ein Blonder, der aussah wie eine Vogelscheuche, überwachte durch ein Fernglas ein getöntes Fenster in Schillers Haus. »Jetzt verläßt er das Büro.«
Der Fette, der mit Kopfhörern über einer Aufzeichnungsmaschine saß, nickte bestätigend. »Die Unterhaltung ist beendet.«
Der dritte trug einen dicken, gewichsten Schnurrbart und bediente eine Laser-Parabolantenne – ein hochempfindliches Mikrofon, das den Klang der Stimme an Hand der Fensterscheibenvibration aufnahm, die Schallwellen verstärkte und als Ton aufzeichnete.
»Irgend etwas Interessantes?« erkundigte sich die blonde Bohnenstange.
Der Dicke nahm den Kopfhörer ab und wischte sich über die schweißnasse Stirn. »Ich glaube, mein Teil des Kuchens langt für die restlichen Raten meines Segelboots.«
»Eine Information, die sich verkaufen läßt, ist mir stets ein Vergnügen.«
»Diese Information hier sollte der richtigen Seite eine Menge wert sein.«
»An wen denkst du dabei?« erkundigte sich der Mann mit dem Schnurrbart.
Der Dicke grinste wie ein satter Säugling. »An einen reichen Lumpen aus allerbester Gesellschaft, der sich mit Achmed Yazid gutstellen will.«
19
D er Präsident erhob sich hinter seinem Schreibtisch und nickte kurz, als Martin Brogan, der Direktor des CIA, zur morgendlichen Berichterstattung ins Oval Office geleitet wurde.
Schon bei früheren morgendlichen Treffen hatten die beiden Männer auf ein formelles Händeschütteln verzichtet. Brogan, schlank und zierlich, machte das nicht das geringste aus. Er besaß die schmalen, langfingrigen Hände eines Geigespielers, während der hochgewachsene, zweihundert Pfund schwere Präsident wahre Pratzen hatte, deren Handschlag man nur als knochenbrechend bezeichnen konnte.
Brogan wartete, bis der Präsident Platz genommen hatte, und setzte sich dann in einen Ledersessel. Es erinnerte an ein Ritual, als der Präsident sich eine Tasse Kaffee eingoß, einen Teelöffel Zucker hinzufügte und Brogan großzügig auch eine große Tasse reichte.
Der Präsident strich mit der Hand über sein silbergraues Haar und fixierte Brogan mit einem durchdringenden grauen Augenpaar. »Und, was hält die Welt heute für Geheimnisse bereit?«
Brogan zuckte mit den Achseln und reichte eine in Leder gebundene Akte über den Schreibtisch. »Um neun Uhr, Moskauer Zeit, hat Sowjetpremier Georgi Antonow während der Fahrt zum Kreml seine Freundin auf dem Rücksitz der Limousine gebumst.«
»Um diese Methode, den Tag zu beginnen, beneide ich ihn«, stellte der Präsident mit breitem Grinsen fest.
»Er hat darüber hinaus über Autotelefon zwei Gespräche geführt. Eines mit Sergei Kornilow, dem Kopf des sowjetischen Raumfahrtprogramms, das andere mit seinem Sohn, der gegenwärtig in der Handelsabteilung der Botschaft in Mexiko City Dienst tut. Sie finden die Abschrift der Unterredung auf den Seiten vier und fünf.«
Der Präsident schlug die Akte auf, setzte sich eine Lesebrille auf und überflog die schriftliche Aufzeichnung. Wie immer war er über den Umfang geheimdienstlicher Daten, die zusammengetragen werden konnten, verblüfft.
»Und wie sah der weitere Tagesablauf von Georgi aus?«
»Die meiste Zeit hat er mit innenpolitischen Angelegenheiten verbracht. Die Aussichten der sowjetischen Wirtschaft sehen mit jedem Tag trüber aus. Seine Landwirtschafts- und die Betriebsreformen sind gescheitert. Das Militär ist mit Antonows Rüstungsbegrenzungsabkommen unzufrieden und verleiht diesem Unmut in der Öffentlichkeit Ausdruck. Mit den länger werdenden Schlangen vor den Geschäften werden auch die Bürger zusehends aufmüpfiger. Überall in den Städten tauchen, mit ein wenig Unterstützung unserer Agenten, Graffiti auf, in denen die Regierung angegriffen wird. Das Wirtschaftswachstum ist auf zwei Prozent gesunken. Es besteht die Wahrscheinlichkeit, daß Antonow noch vor dem kommenden Sommer zum Rücktritt gezwungen wird.«
»Wenn sich nichts tut, was
Weitere Kostenlose Bücher