Das Alexandria-Komplott
versicherte Brogan ihm, »oder das, was er Guy Rivas angetan hat. Ich werde ihn ausschalten, sobald Sie die Anweisung dazu geben.«
Der Präsident stieß unvermittelt einen lauten Seufzer aus und lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Wenn das nur so einfach wäre. Ich schnippe mit dem Finger, und der CIA macht einen ausländischen Politiker unschädlich, der sich meinen Zielen widersetzt. Das Risiko ist zu groß. Kennedy mußte das erkennen, als er den Versuch der Mafia guthieß, Castro umzulegen.«
»Reagan hat sich dem Versuch, Muammar Gaddafi zu erwischen, nicht widersetzt.«
»Ja«, erwiderte der Präsident müde. »Wenn er nur gewußt hätte, daß Gaddafi uns allen einen Streich spielen und an Krebs sterben würde!«
»Bei Topiltzin haben wir dieses Glück nicht. Aus den medizinischen Berichten geht hervor, daß er die Konstitution eines Maulesels hat.«
»Der Mann ist ein gemeingefährlicher Irrer. Wenn er Mexiko übernimmt, haben wir direkt vor unserer Haustür ein Katastrophengebiet.«
»Sie haben das Band von Rivas abgespielt?« fragte Brogan und kannte die Antwort im voraus.
»Viermal«, bestätigte der Präsident verbittert. »Davon bekommt man regelrechte Alpträume.«
»Und wenn Topiltzin das gegenwärtige Regime stürzt und seine Drohung, Millionen seiner Landsleute über die Grenze strömen zu lassen, um den amerikanischen Südwesten wieder in Besitz zu nehmen, wahrmacht …?« Brogan ließ die Frage im Raum stehen.
Der Präsident antwortete ihm in seltsam sanftem Tonfall: »Dann habe ich keine Wahl, als unseren Streitkräften den Befehl zu geben, jene Horde illegaler Einwanderer als feindliche Eindringlinge zu behandeln.«
Als Brogan wieder in seinem Büro im Hauptquartier des CIA, in Langley, eintraf, fand er dort Elmer Shaw, Assistant Secretary der Navy, vor, der bereits auf ihn wartete.
»Tut mir leid, daß ich ihren vollgepackten Terminkalender durcheinanderbringe«, entschuldigte sich Shaw, »aber ich habe einige interessante Neuigkeiten, die ihnen den Tag versüßen könnten.«
»Muß wichtig sein, wenn Sie deshalb persönlich vorbeikommen.«
»Das ist es.«
»Kommen Sie, nehmen Sie Platz. Sind die Neuigkeiten gut oder schlecht?«
»Sehr gut.«
»In der letzten Zeit läuft überhaupt nichts mehr, wie es soll«, bemerkte Brogan düster. »Wird mir ein Vergnügen sein, zur Abwechslung mal etwas Angenehmes zu hören.«
»Unser Aufklärungsschiff, die Polar Explorer, war auf der Suche nach diesem sowjetischen U-Boot der Alpha-Klasse, das verschwunden ist –«
»Bin im Bilde«, unterbrach ihn Brogan.
»Na, die haben's gefunden.«
Brogans Augen blitzten, und in einem seltenen Ausbruch von Vergnügen schlug er auf den Schreibtisch. »Meinen herzlichen Glückwunsch! In beiden Flotten gibt es kein besseres U-Boot als eines der Alpha-Klasse. Da haben Ihre Leute eine Meisterleistung vollbracht.«
»Wir haben's noch nicht«, warnte Shaw.
Plötzlich verengten sich Brogans Augen. »Was ist mit den Russen? Haben die Wind von der Entdeckung bekommen?«
»Das glauben wir nicht. Kurz nachdem die Instrumente das gesunkene U-Boot entdeckten, was – nebenbei – die Aufnahme des Wracks mittels Video einschließt, hat unser Schiff das Suchraster abgebrochen und bei den Rettungsoperationen zur Bergung des abgestürzten UN-Flugzeugs Hilfe geleistet. Eine vom Himmel gesandte Tarnung. Unsere verläßlichste Quelle innerhalb der sowjetischen Marine bestätigt, daß der Dienstbetrieb normal abläuft. Auch unsere Satellitenüberwachung, die die Bewegung der russischen Nordatlantikflotte überwacht, meldet keinerlei Anzeichen einer dramatischen Kursänderung in Richtung des Suchgebiets.«
»Komisch, daß die keinen Spionage-Fischkutter auf die Polar Explorer angesetzt haben.«
»Das haben sie«, erklärte Shaw. »Die Russen haben unsere Operation auch scharf im Auge behalten und den Kurs des Schiffes und dessen Kommunikation durch Satellit überwacht. Sie haben das Schiff seine Arbeit verrichten lassen und gehofft, daß unsere höher entwickelte Unterwasser-Suchtechnologie dort Erfolg haben würde, wo die ihre versagt hat. Dann haben die Russen auf die Wahrscheinlichkeit gesetzt, daß unsere Mannschaft den Fundort durch irgendeine kleine Nachlässigkeit preisgeben würde.«
»Aber das ist nicht passiert.«
»Nein«, antwortete Shaw fest. »Die Sicherheitsmaßnahmen an Bord waren absolut undurchdringlich. Bis auf den Kapitän und die beiden Unterwasser-Suchexperten der NUMA war die gesamte
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