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Das Alexandria-Komplott

Das Alexandria-Komplott

Titel: Das Alexandria-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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überwältigten Pitt. Schnell blickte er sich um, als erwarte er jeden Augenblick das Auftauchen einer Geistermannschaft, zumindest ihrer Skelette, die durch das Schott hereinplatzen und ihn des Raubes bezichtigen würden. Nur, es gab keinerlei Mannschaft. Er war vollkommen allein und berührte Gegenstände, die Menschen gehört hatten, die über dasselbe Deck geschritten waren, an dieser Stelle gekocht und gegessen hatten – Menschen, die seit sechzehn Jahrhunderten tot waren.
    Er fragte sich, was ihnen zugestoßen sein mochte. Wie waren sie in den eiskalten Norden gelangt, zumal nicht das geringste von einer derartigen Reise überliefert war? Sie mußten erfroren sein. Aber wo lagen ihre Gebeine?
    »Du kommst jetzt besser rauf«, empfahl Giordino. »Du bist beinahe dreißig Minuten unter Wasser.«
    »Noch nicht«, erwiderte Pitt. Dreißig Minuten, dachte er. Ihm kam es wie fünf vor. Er verlor allmählich sein Zeitgefühl. Die Kälte machte seinem Gehirn langsam zu schaffen. Er warf die Münze zurück ins Glasgefäß und setzte seine Inspektion fort.
    Die Decke der Kombüse hob sich einen halben Meter über das Hauptdeck über seinem Kopf, und kleine Bogenfenster, die normalerweise für die Ventilation sorgten, waren auf der Oberseite des vorderen Schotts verschalkt. Pitt stieß eines davon ein Stück auf und sah sich einer massiven Wand aus Eis gegenüber.
    Eine grobe Schätzung ergab, daß der Wasserspiegel zum hinteren Ende der Kombüse hin tiefer lag. Pitt schloß daraus, daß Bug und Mittelschiff auf dem Grund der leicht ansteigenden, eisbedeckten Küste lagen.
    »Hast du was entdeckt?« erkundigte sich Giordino mit lästiger Neugierde.
    »Was, zum Beispiel?«
    »Überreste der Mannschaft?«
    »Tut mir leid, keine Knochen.« Pitt beugte sich unter die Wasseroberfläche und warf einen Blick aufs Deck, um sicherzugehen. Es war vollkommen leer, keinerlei Gerümpel.
    »Die sind vielleicht in Panik geraten und haben das Schiff auf See verlassen«, mutmaßte Giordino.
    »Hier deutet überhaupt nichts auf eine Panik hin«, erklärte Pitt. »Die Kombüse könnte jederzeit einer Inspektion standhalten.«
    »Kannst du in die restlichen Räume des Schiffes gelangen?«
    »Im vorderen Schott ist eine Luke. Ich seh' mal nach, was sich auf der anderen Seite verbirgt.«
    Pitt beugte sich hinunter und duckte sich durch die niedrige, enge Öffnung. Vorsichtig zog er Rettungsleine und Luftschlauch hinter sich her. Die Dunkelheit war bedrückend. Er hakte die Taucherlampe vom Gürtel, der die Gewichte hielt, und ließ den Lichtstrahl in einem kleinen Kabuff umherwandern.
    »Ich befinde mich in einer Art Stauraum. Das Wasser ist hier niedriger, geht mir knapp bis zu den Knien. Ich kann Werkzeuge erkennen, die Werkzeuge des Schiffszimmermanns, Reserveanker, eine große Laufgewichtswaage –«
    »Laufgewichtswaage?« unterbrach ihn Giordino.
    »Eine Balancestange, die an einem Haken hängt.«
    »Verstehe.«
    »Dann sind hier noch verschiedene Äxte, Lotgewichte und Fischernetze. Bleib dran, während ich die Sachen mit der Kamera aufnehme.«
    Eine schmale Holzleiter führte durch eine Öffnung nach oben zum Hauptdeck. Nachdem Pitt die Aufnahme beendet hatte, probierte er vorsichtig die Leiter aus und war wirklich überrascht, daß sie noch stark genug war, um sein Gewicht auszuhalten.
    Langsam kletterte er die Sprossen empor und warf einen Blick in die zerstörten Überreste der Deckskajüte. Hier war kaum etwas zu entdecken, bis auf ein paar halb im Eis vergrabene Trümmerstücke. Das sich auftürmende Eis hatte die Kajüte nahezu vollständig eingedrückt.
    Er stieg wieder hinunter und watete durch eine weitere Luke in den Laderaum. Er schwang den Lichtstrahl der Taucherlampe von Steuerbord nach Backbord, und der Schock ließ ihn von einem Augenblick zum andern erstarren.
    Das war nicht nur ein Frachtraum.
    Es war auch eine Gruft.
    Die extreme Kälte hatte den trockenen Frachtraum in eine kryogenische Kammer verwandelt. Acht Leichen, beinahe vollkommen konserviert, saßen um einen kleinen Eisenofen in der Nähe des Bugs. Jeder Körper war von einer Eisschicht bedeckt und sah dadurch aus, als wäre er in dickes, durchsichtiges Plastik verpackt.
    Die Augen der Toten waren geöffnet, ihr Gesichtsausdruck schien friedlich. Wie Puppen in einem Schaufenster nahmen sie unterschiedliche Posen ein, als hätte man sie dort plaziert, um die richtige Wirkung zu erzielen. Vier Personen saßen um den Tisch und aßen. Zwei lehnten

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