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Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel

Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel

Titel: Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Valoppi
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mit hauchdünnen Seiten. »Ist es das hier, Omi?«
    »Genau.« Sie streckte die Hand danach aus. »Das ist ein ganz besonderes Buch.« Sie ergriff es mit der Rechten und streichelte mit der Linken darüber, wischte imaginären Staub davon ab. Es wirkte ein wenig abgewetzt, abgesehen davon jedoch in tadellosem Zustand. Das Werk war an viele Orte mitgereist, aber nie gelesen worden.
    »Es ist eine Bibel. Meine Bibel – meine einzige übrigens. Vor vielen Jahren bekam ich sie geschenkt, als ich im Norden der Stadt eine spirituelle Zuflucht besuchte. Weißt du, da war dieser unverschämt gut aussehende, junge Mann, in den ich mich verliebte.« Wieder traten ihr Tränen in die Augen. Sie schwieg einen Moment und legte die Hand auf den Mund. »Er war sehr attraktiv. Wir waren so verliebt und jung, und alles war so intensiv, herrlich und verzwickt zugleich.« Sie lächelte. »Es tut mir leid, mein Schatz, ich will gar nicht weinen. In letzter Zeit bewirken Erinnerungen die komischsten Dinge bei mir. Na, jedenfalls möchte ich, dass du das Buch bekommst.«
    »Ich?«
    »Natürlich du«, bekräftigte sie. »Wem sonst sollte ich die Bibel schenken, etwa deiner atheistischen Mutter?«
    »Agnostikerin, Omi. Sie ist Agnostikerin.«
    »Wie du meinst. So oder so, du bist der Einzige, der die Vernunft besitzt, darin zu lesen, und den Verstand, die Bibel zu verstehen. Der Herr weiß, für mich gilt beides nicht. Ich habe einmal versucht, darin zu lesen, aber für mich ergab das alles keinen Sinn, all dieses ›der Herr‹ und ›dein Gott‹. Es war so verwirrend. Er hingegen hat es geliebt. Den ganzen Tag las er darin, manchmal sogar die ganze Nacht. Er fand darin so viel Bedeutung, so viel Trost. Ich wünschte, ich könnte das aus einem Buch beziehen, aber ich habe die Bibel nie verstanden.«
    »Was ist mit euch beiden passiert?«
    »Das Übliche, schätze ich. Wir waren jung und hatten noch nicht zu uns selbst gefunden. Ich jedenfalls bestimmt nicht, und er wollte Priester werden. Mir schien das ein dummer Gedanke, wenn man bedenkt, dass wir verliebt ineinander waren – platonisch bis dahin, dass du mich nicht falsch verstehst, aber trotzdem verliebt. Ich sagte zu ihm, wenn Gott wollte, dass er Priester würde, hätte er nicht zugelassen, dass er sich in mich verliebte.«
    »Was hat er gemeint?«
    »›Der Teufel pirscht sich an jene an, die er am meisten fürchtet, und er nutzt ihre größten Schwächen.‹ Das werde ich nie vergessen. Er meinte mich damit. Ich war außer mir vor Wut. Aber auch ein wenig geschmeichelt, denke ich. Immerhin war ich seine größte Schwäche, und er glaubte, der Teufel setzte mich ein, um ihn von Gott fernzuhalten. Ich habe keine Ahnung, weshalb er dachte, der Teufel fürchte ihn so sehr. So oder so, danach war es sinnlos – sehr romantisch zwar, aber sinnlos. Allerdings war es schon ziemlich erstaunlich, als jemandes größte, aber verbotene Versuchung betrachtet zu werden. Ganz wie in Casablanca . Also bin ich nach Michigan zurückgekehrt und habe mich in deinen Großvater verknallt.« Sie lachte. »Das war erst eine Wahl.«
    »Wow.« Justin staunte. »Du hattest schon ein bewegtes Leben. Was ist aus dem anderen Mann geworden?«
    »Er wurde Priester – Pater David«, antwortete sie melancholisch. »Eine Weile sind wir in Kontakt geblieben, aber irgendwann hatte ich es satt, dass er versuchte, mich zu bekehren. Trotzdem war er ein anständiger Mann. Er hat in diesem Buch etwas Besonderes gefunden. Vielleicht gelingt dir das auch. Er wollte immer, dass ich es lese. Er meinte: ›Eine bestimmte Religion ist nicht so wichtig wie das Finden deiner persönlichen Beziehung zu Gott.‹ Er hat diese Beziehung durch die Bibel gefunden. Ich persönlich ziehe Meditieren vor, aber du sagst mir doch Bescheid, falls in dem Buch tatsächlich etwas Wichtiges steht, oder?«
    »Sicher, Oma. Du weißt, dass ich alles für dich tun würde.«
    »Ich weiß. Du kannst über Armageddon lesen.«
    »Du meinst, wie in Battle Ultimo – Armageddon, die ultimative Schlacht? Das gibt es echt?«
    »Steht irgendwo gegen Ende.«
    »Cool. Aber es macht dir doch nichts aus, wenn ich das Buch jetzt noch hier lasse, oder? Ich habe ein Spiel bei einem Freund, und ich glaube nicht ...«
    »Schon gut«, sagte sie, als das Telefon klingelte. »Ich würde nicht erwarten, dass du bei irgendjemandem mit einer Bibel aufkreuzt. Und lass auch den Rucksack da. Deine Mutter ist unterwegs hierher. Sie kann Natasha mit nach Hause

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