Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel
warnen, doch ihnen war klar, dass der Vatikan sie ins Lächerliche ziehen würde – wenn tatsächlich die Entrückung stattgefunden hatte, weshalb war dann der Papst noch da?
So schwiegen sie, kapselten sich von der Welt ab und hüteten ihre kostbare Statue der Jungfrau Maria. Da sie nach dem Verschwinden der Heiligen Hazel nie mehr weinte, vermuteten die meisten Menschen, die Statue wäre manipuliert worden, und Hazel hätte sich mit den Spenden der Gläubigen aus dem Staub gemacht. Es schien die einzige plausible Erklärung.
Einen Monat, nachdem Viviee die Stadt verlassen hatte, erfolgte ein Terroranschlag auf Manhattan. Ein Mitarbeiter einer Wasseraufbereitungsanlage mischte ein unbekanntes Gift in die Trinkwasserversorgung. Hunderte Menschen starben, Tausende wurden krank – geringe Verluste in Anbetracht dessen, dass potenziell Millionen zum Opfer hätten werden können. Zu verdanken war dies vorwiegend dem raschen Einschreiten von Robert, der die Öffentlichkeit warnte und zur ausschließlichen Verwendung von Trinkwasser in Flaschen aufrief.
Durch Roberts Erfahrung und Verbindungen blieb Helene bei der Geschichte allen anderen Medien stets einen Schritt voraus und wurde somit zu der Informationsquelle schlechthin, an die es sich zu wenden galt. Ihre Quoten erholten sich nach und nach, und ein Jahr später dachte kaum noch jemand an den Vorfall mit Viviee – abgesehen von Judy Borne, dem hübschen jungen Mädchen mit den roten Haaren.
Im Verlauf jenen Jahres genoss es die vormals Gelähmte, wie jede andere gesunde Frau zu tanzen und zu laufen, während Mitglieder eines Forscherkreises für Querschnittslähmungen sie im Auge behielten. Am Ende des Jahres verschlechterte sich ihr Zustand ohne Vorwarnung rapide, weil der Chip nicht gewartet wurde.
Judy Borne endete wieder im Rollstuhl. Während die Gemeinschaft der Mediziner über die unvorhergesehene Rückkehr ihrer Lähmung debattierte, nahm sie selbst eine tödliche Überdosis Schmerztabletten, was zu Diskussionen über die ethischen Aspekte einer vorübergehenden Heilung führte. Anders als bei Claire, in deren Leichnam nie ein Chip gefunden wurde, stieß man bei Borne sehr wohl darauf, allerdings wurde er beim Versuch, ihn zu entnehmen, irreparabel beschädigt und nutzlos für Studienzwecke.
Justin und Madeline lebten als gewöhnliche Teenager weiter, zwischen denen durch außergewöhnliche Umstände ein lebenslanges Band entstanden war. Sie erzählten nie jemandem davon, was sich zugetragen hatte, als sie mit Smith Viviee allein in jenem Raum gewesen waren. Jene Augenblicke schienen bald so weit entfernt, und die Einzelheiten verblassten mit jedem Tag mehr. Selten redeten sie untereinander darüber und mutmaßten, wer sie gewesen sein mochten. Doch ihre Unterhaltungen endeten stets mit Kichern und Seufzen. Die Vorstellung schien so anmaßend, dennoch glaubten sie tief in ihren Herzen, was ihr Verstand nicht akzeptieren wollte. Sie hatten den Verlauf der Zukunft beeinflusst, und es spielte keine Rolle, wer sie einst gewesen sein mochten. Die Lektionen der Vergangenheit waren gelernt – ihre Bestimmung auf Erden würde sich in der Gegenwart und Zukunft finden.
Fouicks Besuche endeten so abrupt, wie sie begonnen hatten. Justin vermisste ihn, doch er wusste, dass Fouick zurückkehren würde, sollte er je wieder sein Geleit brauchen. Und Justin vermutete, dass dieser Tag kommen würde.
Die medizinische Gemeinschaft machte öffentlich keinen Hehl aus ihrer Verachtung für Dr. Smith Viviee und weidete sich zunächst an seinem Fall. Als jedoch die Versuche fehlschlugen, einen Chip aus Claire Cummings oder Judy Bornes Leichnam zu gewinnen, milderte man die öffentliche Haltung, da man fürchtete, es könnte nötig sein, zu gegebener Zeit auf Viviee und dessen Chip erneut zuzugreifen. Dr. Schultz reiste nach China, um mit Viviee zusammenzuarbeiten und sicherzustellen, dass sein Chip gewartet würde. Insgeheim ließ er Informationen in die USA sickern, da er hoffte, jemand würde das Geheimnis des Chips knacken und ihn von seiner untrennbaren Verbindung mit Viviee befreien, doch es gelang ihm nie, wesentliche Hinweise zu liefern.
Eines Tages tauchte unerwartet Teng Hao Li in Lars Studors Büro auf.
»Mr. Teng, was für eine Überraschung«, begrüßte ihn Studor. »Was kann ich für Sie tun?«
»Ich denke, Sie möchten gerne das Geheimnis des Chips erfahren und würden vermutlich eine beträchtliche Summe dafür bezahlen.«
»Ich habe ein Team der
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