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Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Titel: Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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etwas zustieß, war es allein seine Schuld.
    Laureen hatte auf ihm unerklärliche Weise herausgefunden, wo er war. Und jetzt musste er sie so rasch wie möglich finden   – bevor die Simulanten es taten.
    Die Bedingungen waren denkbar ungünstig. Die einzigen Vorteile auf seiner Seite waren, dass er noch frei war, Stichs richtige Adresse kannte, Lankau in seiner Gewalt und eine geladene Waffe im Hosenbund hatte.
    Vom Hotel Colombi waren es mit dem Auto nur wenige Minuten bis zum Holzmarkt und zur Luisenstraße. Zu wenige, um Bryan in einer solchen Situation das Gefühl zu geben, den Überblick zu haben und gut vorbereitet zu sein.
    Vielleicht sollte er doch die Polizei um Hilfe bitten? Aber wer würde ihm schon eine solche Geschichte abkaufen? Zumal seine Anschuldigungen sich gegen einige der angesehensten und unbescholtensten Bürger der Stadt richteten. Es würde zu lange dauern, den Beamten eine zusammenhängende, glaubwürdige Geschichte zu präsentieren.
    Viel zu lange.
    Bryan schüttelte den Kopf. Er kannte die Spielregeln. Ganz gleich, wo in der Welt man sich befand   – die Polizei hielt sich immer an die vor Ort geltenden Spielregeln. Die Männer, mit denen er sich angelegt hatte, besaßen in Freiburg Rang und Namen. Denen konnte man nicht einfach etwas anhängen. Die Pistole mitsamt Schalldämpfer sowie der gefesselte Lankau waren auch nicht gerade Indizien, die in diesem Spiel für Bryan sprachen. Und wenn dann endlich, womöglich notgedrungen, Hilfe auf den Weg gebracht würde, wären alle Beteiligten sicher schon längst über alle Berge.
     
    Zum dritten Mal binnen zweier Tage stand er in der Luisenstraße und sah zu der Wohnung hinauf. Nirgendwo brannte Licht. Eine dunkle Ahnung, vergeblich hergekommen zu sein, machte sich in ihm breit. Eingehend betrachtete er die Fassade.
    Da blieb sein Blick an einer Kleinigkeit hängen: Bryan sah von Fenster zu Fenster. Überall standen drei sorgsam arrangierte Topfpflanzen zwischen Fensterscheibe und Gardine. Aber in einem Fenster standen sie anders. Je genauer er hinsah, desto »verkehrter« wirkte dieses eine Fenster. Dabei war der Unterschied minimal: In allen anderen Fenstern stand eine weiße Geranie in der Mitte, flankiert von zwei roten. In diesem Fenster neigten sich die roten Blumen einander zu, während die weiße ganz für sich allein stand. Bryan schüttelte den Kopf. Blödsinn, sagte er sich. Das musste gar nichts bedeuten. Er wusste nur, dass es ihn beunruhigte.
    Da oben wohnte Peter Stich. Der Kopf der Simulantenclique. Bryan zweifelte keine Sekunde daran, dass es Stich gewesen war, der Lankau auf den Schlossberg geschickt hatte, um ihn umzubringen. Die Simulanten hatten ihr Handwerk nicht verlernt.
    Mit seinem Auftauchen hatte Bryan Kröner und Stich aufgescheucht. Möglich, dass sie sogar Angst vor ihm hatten. Und wenn sie herausfanden, dass Laureen seine Frau war, würden sie keine Gnade kennen.
    Lankau saß erst einmal fest. Von Kröner aber konnte man vermutlich das Schlimmste erwarten. So zärtlich er auch im Umgang mit seinem Sohn gewirkt hatte   – er war ein kaltblütiger Mörder. Hier in dieser Stadt konnte alles Mögliche schieflaufen. Die drei kannten Freiburg wie ihre Westentasche. Sie waren jetzt zwar nur noch zwei   – aber Bryan war allein. Sie waren sicher gut bewaffnet. Lankaus Mordversuch war gescheitert, das würden Stich und Kröner wissen. Schließlich hatte Stich Bryan ja bei Kröners Haus gesehen.
    Bryan machte sich keine Illusionen.
    Der alte Mann hatte den nächsten Spielzug bereits vorbereitet, indem er ihm sehr genau beschrieben hatte, wie er am besten zur Längenhardstraße kam. Höchstwahrscheinlich erwartete man ihn irgendwo auf der empfohlenen Strecke.
    Wenn Bryan den Anweisungen folgte, musste er wachsam sein.
    Hatte er denn eine Wahl? Wenn er sich nicht sehr täuschte, würde Stich ihn zu Laureen führen.
    Bryan sah noch einmal hinauf zur Wohnung. Waren jetzt nicht eigentlich die Simulanten am Zug? Vielleicht konnte er in der Wohnung im zweiten Stock etwas finden, was ihm einen dringend benötigten Vorsprung verschaffte.
    Er überquerte die Straße, klingelte an der Tür und eilte zurück in den Schutz der Bäume. In der Wohnung blieb es dunkel. Er wartete.
    Es sah ganz so aus, als sei niemand zu Hause. Vielleicht nahmen sie bereits ihre Positionen für den weiteren Spielverlauf ein.
     
    Stich wohnte fast schon zu zentral. Der Holzmarkt und die angrenzenden Straßen waren an diesem frühen Abend trotz der

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