Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Titel: Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
Vom Netzwerk:
Lichtschalter und betätigte ihn.
    Doch es blieb dunkel. Bryan war das nicht geheuer. Er drückte sich gegen die Wand und richtete die Pistole in die dunkle Wohnung. Das Licht der Neonröhre erhellte das nächste Zimmer genug, um einen runden Tisch mit Plastiktischdecke sichtbar werden zu lassen, auf dem ein Teller mit vier Keksen stand.
    Von einem hatte jemand abgebissen.
    Bryan schluckte ein paarmal, seine Mundhöhle war staubtrocken. Die Wohnung wirkte, als habe man sie fluchtartig verlassen. Die Stille und das nicht funktionierende Licht warenunheilvolle Zeichen. Mit der freien Hand wischte sich Bryan den Schweiß von der Stirn, dann schob er die Hand durch den Türspalt zum Nachbarzimmer, tastete den Rahmen ab und fand dann den Bakelitschalter. Er hörte das Klicken, aber auch hier ging das Licht nicht an.
    Ohne weiter darüber nachzudenken, stieß er die Tür weit auf und ging ohne abzuwarten im Schein der Straßenbeleuchtung in den nächsten Raum. Er stolperte über etwas Weiches.
    Nervös sah er sich nach seinem Gegner um, aber niemand zeigte sich. Als er den Blick zum Boden senkte, schaute er direkt in die weit aufgerissenen Augen einer toten Frau.
     
    Es dauerte mindestens fünf Minuten, bis Bryan sich wieder gefasst hatte. Vor ihm lagen zwei leblose, aber noch warme Körper. Die Frau kannte er nicht, doch der Mann, an den sie sich klammerte, war der rotäugige Stich. Beide waren tot.
    Das Licht von der Straße reichte aus, um sich zu vergewissern. Die Mienen der beiden waren von Krämpfen gezeichnet. Die starren Augen schimmerten matt.
    Im Mund des Rotäugigen steckte noch immer das, was ihn getötet hatte. Darum also funktionierte das Licht nicht. Bryan sah das Kabel und konnte nun auch den Geruch nach verschmortem Fleisch einordnen. Ihm wurde übel. Stich hatte in seinem Leben stets Angst und Schrecken verbreitet   – jetzt war er selbst eines qualvollen Todes gestorben.
    Und seine Frau hatte er mitgenommen.

58
    WENN ICH ZUM WEINGUT komme, lasse ich den BMW draußen an der Landstraße stehen, beschloss Bryan auf der Fahrt aus der Stadt hinaus. Sicher war sicher. In der vergangenen Stunde hatte er einfach zu viel durchgemacht   – und dabei überhaupt nichts erreicht.
    Laureen und Petra waren wie vom Erdboden verschluckt.
    Er hatte Stichs Wohnung vorsichtig durchsucht und dabei viele unangenehme Entdeckungen gemacht. Selbst im dürftigen Licht seines Feuerzeuges war die Beweislast bezüglich Peter Stichs wahrer Identität eindeutig gewesen. Schublade für Schublade, Regal für Regal, Zimmer für Zimmer offenbarte sich die düstere Vergangenheit des alten Mannes, eine Vergangenheit, in der er bis heute gelebt hatte. Bilder von Toten, von Waffen, Orden, Flaggen, Bannern, Reliefs, von Statuen, Zeitschriften, Büchern und noch mehr Bilder von noch mehr Toten.
    Unbemerkt hatte Bryan Stichs Wohnung wieder verlassen. Von der Luisenstraße war er zielstrebig zu Kröners Villa gefahren, die er bereits zweimal observiert hatte. Dies würde mit Sicherheit sein letzter Besuch sein.
    In Kröners großem Garten war es stockdunkel gewesen, als Bryan sich dem Haus genähert hatte. Das einzige Lebenszeichen war das schwache Licht einer Lampe im ersten Stock.
    Ansonsten wirkte das Anwesen tot.
    Er hatte ein paarmal geklingelt und war dann wieder in den Garten gegangen, wo er ein Steinchen aufhob und gegen das Fenster im ersten Stock warf. Die Scheibe klirrte. Dann hatte er noch mehr Steinchen geworfen, immer mehr, bis der Lärm den dunklen Garten erfüllte.
    Und dann war ihm schlagartig bewusst geworden, wie dumm er gewesen war.
     
    Bryan sah aus dem Seitenfenster. Es war eine mondlose Nacht. Die Weingärten lagen wie versteckt in der Dunkelheit.
    Schon bevor er die Einfahrt zu Lankaus Weingut erreichte, fiel Bryan auf, dass im Hof kein Licht mehr brannte. Als er die Scheinwerfer ausgeschaltet hatte, war es stockfinster. Er stieg aus und ging zu Fuß weiter. Nach ein paar hundert Metern kletterte er über den Graben und folgte den Weinstöcken. Im Schutz der ersten Reihe kam er dem Haus so nahe, dass er einen Blick in das Zimmer werfen konnte, in dem er Lankau auf dem Stuhl gefesselt hinterlassen hatte.
    Alles war dunkel und ruhig.
    In diesem Haus würde er nun noch einmal versuchen, der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Vor zwanzig Minuten, als er um Kröners Haus gestrichen war, war ihm klar geworden, dass wohl nur Lankau ihm weiterhelfen konnte. Das große Haus in der Stadt war leer gewesen. Kröner war

Weitere Kostenlose Bücher