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Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Titel: Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Mehr musste er ja auch nicht tun. Denn obwohl Bryan einen Joker in der Hand hielt, war seine Lage alles andere als rosig. Lankau konnte Laureen jederzeit wieder als Geisel nehmen.
    Laureen schluchzte noch einmal, dann wurde es so still, dass irgendwo in der Ferne das Flügelschlagen der Nachtvögel zu hören war. Das einzige Geräusch in unmittelbarer Nähe war das leise Summen der Reinigungsanlage des Schwimmbeckens. Keine Atmung, keine Bewegung, kein Hinweis auf irgendein Lebewesen da draußen hinter den Türen.
    »Er bringt uns um, Bryan.« Laureens Stimme war diesmal deutlich leiser als vorher. Bryan bedeutete ihr zu schweigen, denn die Haustür war geöffnet worden. Lautlos zwar, aber gefolgt von einem deutlich spürbaren Luftzug am Boden.
    Bryan drehte sich auf den Rücken und zielte so gut es ging auf die Tür zum Flur. Der Gedanke, dass Lankau womöglich irgendwo eine Schusswaffe versteckt hatte, ließ ihn erschauern. Er schoss, sobald die Gestalt sich im Türrahmen zeigte. Das Loch in der zersplitterten Zarge war größer als eine Teetasse.
    Bryan dachte, sein Herz würde stehen bleiben, als die Gestalt weiter auf ihn zukam. Der Finger am Abzug erstarrte.
    Ihm stockte der Atem.
    Das halbe Ohrläppchen war das Erste, was Bryan wahrnahm.
    Vom Außenlicht komplett beleuchtet stand in der Tür derMensch, um den er mehr als sein halbes Leben lang getrauert, den er unendlich vermisst hatte und um dessentwillen er sich jeden Tag seines Lebens schuldig fühlte. Hier stand er vor ihm, der Freund, den er vor so langer Zeit verloren hatte. Den er im Stich gelassen, den er verlassen und verraten hatte.
    James.
    Da stand er und sah ihm direkt in die Augen.
    James wirkte kaum gealtert, aber doch verändert. Als der Schuss gefallen war, hatte er nicht mal mit der Wimper gezuckt. Er stand reglos da und schien nicht begreifen zu können, was er sah.
    Als er näher kam, stammelte Bryan mehrfach seinen Namen.
    Laureen sah abwechselnd von dem soeben eingetretenen Mann zur offenen Terrassentür.
    Bryans Hand, in der die Kenju lag, gehorchte ihm nicht mehr. Tränen verschleierten seinen Blick.
    »James!«, flüsterte er.
    Der stattliche Mann kniete sich vor ihm hin, und Bryan versuchte, sich seine Erscheinung einzuprägen, aus Angst, er könne genauso schnell wieder verschwinden, wie er aufgetaucht war. »Du lebst!« Durch den Tränenschleier strahlten seine Augen vor Freude.
    Sein Gegenüber zeigte keinerlei Regung.
    Er sah zu Laureen und dann zur offenen Tür. Dann wandte er den Kopf wieder Bryan zu und sah ihm direkt in die Augen. Aber sein Blick war tot. »Nimm dich vor Lankau in Acht«, flehte Bryan, als er den Atem seines Freundes spürte. »Er ist hier ganz in der Nähe!«
    James nahm Bryan ganz sachte die Pistole aus der Hand. Bryan seufzte tief. Es war ein Wunder. Er sah wieder zu seinem Freund auf und wedelte mit seinem linken Arm. »Bind mich los, James, schnell!«
    Wie ein Peitschenhieb landete die Spucke in seinem Gesichtund James’ Miene hatte sich im selben Moment verändert. Mit bebender Hand richtete er jetzt die Kenju auf Bryans Schläfe. Diese Wende kam so unerwartet, dass Bryans Lächeln gefror.
    Im nächsten Moment trat Lankau ein, das Lichtermeer der Terrasse im Rücken.
    Ausdruckslos sah James ihn an.

62
    » WAS ZUM HENKER machst du hier, Gerhart?« Lankaus Ausdrucksweise war grob, sein Ton aber freundlich. »Nicht, dass es mir nicht recht wäre. Im Gegenteil.« Er ging auf ihn zu, ließ dabei den auf dem Boden liegenden von der Leyen aber nicht aus den Augen. »Schön, dass du hier bist, mein Freund!« Langsam hob er die Hand zu einem freundlichen Gruß. »Das hast du ganz richtig gemacht. Du hast mir geholfen. Sehr gut, Gerhart!«
    Von der Leyens Körper hörte gar nicht mehr auf zu zittern. Er sah Gerhart flehend an. »Please!« war alles, was ihm über die Lippen kam.
    Auf Gerhart Peuckert hatte das Wort die Wirkung einer Ohrfeige.
    Während Lankau und der am Boden liegende Mann sich anschrien, zog Gerhart sich rückwärts in den Flur zurück. Seine Erregung war ihm nicht anzumerken, sein Gesicht war vollkommen ausdruckslos.
    »Komm her, Gerhart.« Lankau grinste breit, um möglichst gelassen zu wirken. »Gib mir die Pistole. Ist nicht so gut, damit herumzulaufen.«
    Bittend sah Lankau ihn an und streckte langsam seinen Arm aus. Gerhart schüttelte den Kopf. »Ganz ruhig, Gerhart. Ich will sie ja nur sichern. Dann musst du das nicht selbst machen. Komm. Jetzt ist ja alles gut.«
    Lankau sah ihm in die

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