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Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Titel: Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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den Mann an, der unbeweglich auf der Terrasse stand und den Bewusstlosen betrachtete. »Findest du nicht, dass das ein sehr passender Abgang für ihn ist? Da fällt mir ein, genau so wollte sich das Schwein damals meiner entledigen!« Er kniete sich an den Beckenrand und schöpfte mit den Händen etwas Chlorwasser. »Wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre ich nämlich im Rhein ersoffen!«, stellte er fest und nickte.

63
    BRYAN RUTSCHTE EIN STÜCK zur Seite, als ihm das kalte Wasser ins Gesicht klatschte. Sekundenlang war er völlig konfus. Angst bekam er erst, als er James’ starr auf sich gerichtete blaue Augen sah.
    Er war wieder in der Wirklichkeit angekommen.
    Die Umstände hatten ihm vor achtundzwanzig Jahren seinen Freund aus Kindertagen genommen   – jetzt bekam er ein Monster zurück. Und es war seine eigene Schuld. Diese Erkenntnis setzte seine Seele in Brand und würde eine Rückkehr in sein altes Leben auf immer verhindern   – vorausgesetzt, er überlebte den heutigen Tag. Bryan schüttelte linkisch den Kopf und sah, dass er sich im Freien befand. Er zog und zerrte an den gefesselten Armen.
    »Ja, genau, Herr von der Leyen!«, erklang es über ihm. »Zeit, aufzuwachen, denn jetzt wirst du elendig ertrinken. Du darfst von deiner eigenen bitteren Medizin kosten!«
    Bryan versuchte vergeblich, sich zu wehren, doch schon war die Flasche an seinem Mund. Jedes Mal, wenn er den Kopf zur Seite zog, packte Lankau mit der freien Hand Bryans Hals nur noch fester. Gezielt klemmte er die Halsschlagadern ab, bis es Bryan schwarz vor Augen wurde und sein Unterkiefer von selbst herunterklappte. Der Alkohol lief ihm ungehindert in den Rachen.
    Der Wodka brannte wie Feuer in der Kehle und schnürte Bryan die Luft ab. Lankau lockerte seinen Griff und ließ ihn husten. »Wir wollen ja nicht, dass du an dem Zeug erstickst. Wir haben etwas ganz anderes mit dir vor.«
    »Es wird eine Obduktion geben«, nuschelte Bryan. »Manwird Spuren an meinem Körper finden. Tiefe Wunden. Die wirst du nur schwer erklären können, du Schwein!«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht! Wer weiß denn schon, ob man tatsächlich etwas von dir findet?« Lankau genehmigte sich selbst einen Schluck aus der riesigen Flasche.
    Bryan spürte, wie seine Umwelt langsam an Bedeutung verlor.
    Noch einmal schob Lankau Bryan nach vorn und so weit über den Beckenrand, dass er mit dem Oberkörper bereits im Wasser hing. Dann riss er Bryans Kopf erneut unsanft nach oben und flößte ihm von dem Wodka ein. »Trink doch lieber, mein Freund, das erleichtert dir die Sache!«
    Der Wodka brannte auf Bryans Lippen. Die Flasche hatte ihren Zweck erfüllt, sie war fast leer. Das Wasser unter ihm glitzerte grün, es war richtig schön. Er merkte kaum, dass Lankau seinen Kopf schon wieder untertauchte. Das Wasser umschmeichelte ihn kühl und weich wie ein frisch aufgeschütteltes Kissen, wenn man in fiebrigem Dämmerschlaf liegt. Unmittelbar bevor er aufgeben und seine Lungen mit Wasser fluten musste, wurde sein Kopf wieder hochgerissen.
    Noch zweimal wurde er so unter Wasser gedrückt. Danach war es ihm völlig gleichgültig, was mit ihm geschah. Der Alkohol zeigte seine segensreiche Wirkung.
    »Du beklagst dich ja gar nicht, du Ratte!« Lankaus saurer Atem war ganz nahe vor Bryans Gesicht. »Hast du gar keinen Mumm? Oder hast du einfach zu viel getrunken?« Lankau schüttelte Bryan, dass sein Kopf hin- und herflog.
    Dann schleuderte Lankau Bryan zu Boden. »Na, ich fürchte, wir werden noch eine Runde dranhängen müssen.« Sein bohrender Blick drang bis zu Bryans benebeltem Bewusstsein durch. »Du kannst gern dabei zusehen, wie effizient die Weinpresse funktioniert. Sagen wir mal: erst Petra, dann deine Frau? Oder umgekehrt? Nur einmal kurz den Hauptschalter im Hauswirtschaftsraum umlegen, und schwupps! Erledigt!Ja, so kann es gehen, wenn man mir in die Quere kommt.« Er schob die Unterlippe vor und hob die Flasche. »Wirklich ärgerlich für Stich und Kröner, dass ich dich nicht schon früher erwischt habe. Aber was soll’s! Wer zuletzt lacht, lacht am besten.«
    Lankau schnaubte und trank einen Schluck. Seine Haare waren wirr und sein Oberkörper nass vom Chlorwasser. Nur mit Mühe richtete er sich auf und beugte sich über Bryan. »Los, pack mal mit an, Gerhart! Wir schaffen ihn rüber in den Schuppen!«

64
    LANKAU PACKTE BRYAN bei den Füßen, als er aus dem Augenwinkel einen Schatten sich über die Terrasse bewegen sah. Keine Sekunde später wurde er so

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