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Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Titel: Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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hatte   –, man konnte doch davon ausgehen, dass er es möglicherweise wieder tun würde. Insofern erschien es James sicherer, tagsüber zu schlafen und nachts zu wachen und mitzuzählen, wie oft sich der Nachbar in dem knarrenden Bett umdrehte. Im Notfall könnte er dann laut um Hilfe schreien oder sich aufrichten und an der Klingelschnur ziehen.
     
    In der dritten Nacht nach dem Vorfall war es stockdunkel. Die Läden waren geschlossen, und anders als sonst brannte auch auf dem Korridor kein Licht. Nur das Atmen und Schnarchen der Mitpatienten war zu hören, James konnte sich etwas entspannen. Nachdem er erst Pinkertons Taten durchgegangen war, flüchtete er sich in den letzten Film, den er in jenen unbeschwerten Tagen in Cambridge noch hatte sehen können, ein groß angelegtes Epos von Alexander Korda. Dabei nickte er ein.
    Anfangs glitten die geflüsterten leisen Worte fast unmerklich zwischen seine Traumbilder. Als verwirrende und fremde Elemente mischten sie sich in eine Liebesszene. James schlug die Augen auf und musste feststellen, dass das Flüstern weiterging. Er erschrak. Die Worte waren real, und der Sprecher war bestimmt kein Geistesgestörter: Es war der pockennarbige Mann im Nachbarbett, Kröner.
    Andere Stimmen kamen hinzu. Insgesamt konnte James drei unterscheiden: Sie gehörten Kröner, dem Mörder, und den Männern in den beiden nächsten Betten.
    »Verflucht, ich musste doch eine Szene machen.« Das kam von dem entferntesten der drei Betten. »Die Oberschwester, die blöde Ziege, hat mich doch erwischt, wie ich da hinten am Tisch in Vonneguts Heften las.«
    »Das war aber auch idiotisch, Dieter!«, brummte Kröner.
    »Was zum Teufel soll man denn machen? Wenn man nicht schon verrückt ist, hier wird man es vom Herumliegen, vom dämlichen Nichtstun!«
    »Aber jetzt bleibst du von den Heften weg, verdammt!«
    »Natürlich. Glaubst du etwa, ich hätte es drauf angelegt? Glaubst du, es ist ein Vergnügen, tagelang in der Gummizelle eingesperrt zu sein? Im Übrigen haben sie angefangen, einige zu liquidieren. Was soll man auch sonst mit denen machen«, fügte er noch hinzu.
    »Warum zum Teufel schreien die denn? Ich hab immer geglaubt, nur die Stuka-Piloten würden so verrückt«, flüsterte der in der Mitte mit dem breiten Gesicht, Horst Lankau.
    James’ Herz hämmerte. Um sich zu beruhigen und um der geflüsterten Konversation weiter folgen zu können, atmete er vorsichtig und langsam. Das hier war ein ganz normales Gespräch, nur die Umstände waren es nicht. Von den dreien war nicht einer auch nur im Mindesten geistesgestört.
    Erst gegen Morgen wurde James wirklich bewusst, wie gefährlich die Situation für Bryan und ihn werden konnte. Sie waren definitiv nicht die einzigen Simulanten!
    Das größte Problem bestand im Moment darin, dass Bryan nichts wusste. Wenn Bryan nicht aufhörte, Kontakt zu ihm aufzunehmen, konnte das ihr Ende bedeuten.
    James musste alle Kontaktversuche ignorieren. Er musste Bryan um jeden Preis meiden und alles umgehen, was auf eine Verbindung zwischen ihnen beiden hindeuten könnte.
    Was Bryan daraus machte, musste zunächst seine Sache sein. Sie kannten sich doch so gut, er würde wohl nach und nach verstehen, dass er, James, sich nur deshalb so verhielt, weil es nötig war, wenn sie das hier überleben wollten.
    Bryan musste einfach lernen, sich in Acht zu nehmen.
     
    Kröner war derjenige, der die Fäden in der Hand hielt. Der die anderen beiden dirigierte und dafür sorgte, dass bei jeder unerwarteten Bewegung, bei jedem fremden Ton alle sofort schwiegen. Hinter dem Knorrigen des Riesen und seinem pockennarbigen Gesicht verbarg sich ein intelligenter, gebildeter und restlos egoistischer Mensch.
    Kröner war immer wachsam, immer aktiv, auch am Tag. Die beiden anderen, der Breitgesichtige und sein rappeldürrer Kumpel, Dieter Schmidt, verschliefen die Tage meist, vermutlich, damit sie für die nächtlichen Gespräche wach waren.
    Kröners gesamtes Tun hatte offenbar nur ein Ziel: das Lazarett bis zum Kriegsende zu überleben. Tagsüber war er mit jedermann gut Freund und erledigte Besorgungen für das Personal. Nachts würde er jeden liquidieren, der ihm im Wege stand. Das hatte er bereits bewiesen.
    Das Flüstern konnte sich durchaus über zwei Stunden hinziehen. Seit der Geschichte mit der Gräte waren die nächtlichen Kontrollen etwas verschärft worden und die Nachtschwester konnte jederzeit auftauchen. Sie ließ den Lichtkegel einer Dynamolampe über die

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