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Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Titel: Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Hütten hervor. Man warf ihn vor Kröners Stabswagen. Die Lumpengestalt stand sofort auf, wischte sich wutschnaubend den Schnee aus dem Gesicht. Furchtlos starrte er seinen Richter an. »Befehlen Sie denen, zu gehen«, sagte er in klarem Hochdeutsch. Dabei wedelte er abwehrend in Richtung seiner Wächter. Kaltblütig fuhr er fort: »Ich habe Ihnen etwas Wichtiges mitzuteilen.«
    Kröner ärgerte sich über die Todesverachtung des Mannes. »Auf die Knie!«, befahl er mit dem Finger am Abzug. Der Mann in den elenden Lumpen der Bauern berichtete ohne jede Reue, er sei ein deutscher Deserteur, Standartenführer des Gebirgsjäger-Regiments und ein verdammt guter Soldat, hoch dekoriert und wirklich keiner, den man einfach füsilierte.
    Da wurde Kröner dann doch neugierig. Das rettete dem Kerl das Leben. Mit den Worten, er heiße Horst Lankau und habe einen Vorschlag zu machen, stand ihm der Triumph ins breite Gesicht geschrieben.
    Horst Lankaus Vergangenheit blieb diffus. Aber aus dem Gehörten schloss James, dass er wohl schon vor Kriegsbeginn eine militärische Laufbahn eingeschlagen hatte. Er war offenbar für eine glorreiche, wenn auch traditionelle Karriere beim Militär prädestiniert gewesen. Er verfügte über enorme Erfahrung.
    Doch der Krieg im Osten machte selbst den ruhmreichsten Traditionen ein Ende.
    Ursprünglich war Lankaus Gebirgsjäger-Regiment als einer der Trümpfe der Offensive dafür vorgesehen gewesen, Stabsoffiziere der Sowjets in der Nachhut der Feinde gefangen zu nehmen. Anschließend sollten sie dem SD oder seltener der Gestapo überlassen werden, die dann so viel wie möglich aus ihnen herauspressen sollten. Genau das war einige Monate lang Horst Lankaus Aufgabe gewesen. Ein gefährlicher und ein dreckiger Job.
    Aber dann hatten sie plötzlich das große Los gezogen. Sie hatten sich offenbar einen Generalmajor geschnappt, in dessen Besitz sich ein Kästchen mit dreißig kleinen, aber lupenreinen Diamanten befand. Und diese dreißig kleinen Steine waren der Grund, weshalb Lankau den Krieg um jeden Preis überleben wollte.
    Doch Lankau hatte nicht mit den eigenen Leuten gerechnet. Sie hatten bemerkt, dass er sich mit den Diamanten aus dem Staub machen wollte.
    Lankau reagierte. Als seine Leute und die Gefangenen eine großzügig gewährte Extraration Kaffee schlürften, sprengte er sie alle mit einer einzigen Handgranate in die Luft. Anschließend suchte Horst Lankau bei sowjetischen Bauern Zuflucht, die er mit Geld bestach. Solange er untergetaucht war, mussten der Krieg und er ohne einander auskommen.
    Aber dann war ihm Kröner dazwischengekommen.
    »Ich bezahle mit der Hälfte der Diamanten für mein Leben«, hatte er eiskalt seinen Häscher gelockt. »Wenn Sie alle verlangen, können Sie mich gleich erschießen, denn die bekommen Sie nicht. Und Sie werden sie auch nicht finden. Aber Sie können die Hälfte bekommen, wenn Sie mir Ihre Pistole überlassen und mich in Ihr Quartier bringen. Später werden Sie berichten, sowjetische Partisanen hätten mich gefangen genommen und Sie hätten mich befreit. Aber bis dahin lassen Sie mich in Ihrem Quartier, sodass ich nicht mit den anderen Offizieren in Kontakt treten muss. Was dann passieren soll, werde ich Ihnen sagen, wenn es soweit ist.«
    Kröner feilschte mit ihm um die Verteilung, aber am Ende bekam Lankau genau das, was er wollte. Fünfzehn Diamanten für jeden, und Lankau wurde mit einer geladenen Pistole in Kröners Lager einquartiert.
    »Für jede Woche, die Sie bei mir in Logis sind, bekomme ich einen Diamanten von Ihnen«, versuchte Kröner ihn unter Druck zu setzen. Der Breitgesichtige reagierte darauf miteinem breiten Grinsen. Das war eine Absage, begriff Kröner. Er musste Lankau schnellstmöglich loswerden, damit dieser keine Aufmerksamkeit erregte.
    Während der drei Tage Weihnachtsurlaub wich Lankau nicht von der Seite seines Befreiers. Ob es die Hand war, die ständig in der Tasche mit der geladenen Pistole steckte, oder diese gutmütige, fast schon fromme Miene, die Kröner zu schaffen machte, er wusste es selbst nicht. Aber er entwickelte nach und nach Respekt vor Lankaus Kaltblütigkeit und Ausdauer. Und allmählich dämmerte ihm, dass sie gemeinsam Ergebnisse erzielen könnten, die jedem für sich verwehrt bleiben würden.
    Am dritten Tag ging es nach Kirovograd. Dorthin fuhren die meisten Soldaten, wenn ihnen die Verpflegung der Feldküche zu eintönig oder das Leben an der Front zu düster wurde.
    Kröner hatte sich oft einen

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